Wildgatter
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Tiere

Entsetzen über Massenabschuss von Rotwild

In Kaisers im Lechtal (Bezirk Reutte) sind in der Nacht in einem Wildgatter 33 Stück Rotwild abgeschossen worden. Die Behörde rechtfertigt den Massenabschuss mit TBC-Bekämpfung, laut Landesveterinärdirektion war der Abschuss tierschutzgerecht. Die Bürgermeister der Region sprechen von Massaker und Tierquälerei.

Die Tiere wurden schon seit Längerem im Jagdrevier von Kaisers in einem offenen Gehege angefüttert. Am Sonntag in der Nacht wurde das Gatter dann geschlossen und 33 Tiere abgeschossen. Der Kaiserer Bürgermeister Norbert Lorenz erhebt diesbezüglich Vorwürfe gegen die Landesveterinärdirektion. Statt wie angekündigt 20 wurden 33 Tiere abgeschossen. „Sie halten den eigenen Bescheid nicht ein und sprechen groß von tierschonenden Maßnahmen. Dass man 33 Stück Rotwild in einem Massaker niedergemetzelt hat, hat nichts mit Seuchenbekämpfung zu tun. Es kann nicht sein, dass man solche tierquälerischen Maßnahmen unter dem Deckmantel der Seuchenbekämpfung vollzieht.“ Monatelang hätte man gegen den Gatterabschuss gekämpft und vorgeschlagen, die notwendigen Stück jagdlich zu erlegen.

Mehrere tote Rehe und Hirsche, blutiger Schnee
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Die toten Tiere nach der laut Landesveterinärdirektion tierschutzgerecht abgelaufenen Aktion

Zweifel an „sanften Methoden“

Unterstützung bekommt er von Bürgermeisterkollegen Markus Gerber in Elbigenalp. Die Fehlerquote bei Maßnahmen dieser Art sei sehr hoch – nur ein kleiner Teil der erschossenen Tiere sei wohl an TBC erkrankt: „Auf der anderen Seite der Welt verhungern die Menschen, und bei uns wird das beste Fleisch entsorgt!“ Diese Vorgehensweise sei sehr infrage zu stellen, so Gerber. „Sie haben immer von sehr sanften Methoden gesprochen, in zwei Minuten sei alles erledigt. So hat man es versucht der Bevölkerung zu verkaufen. Dass das ganze Lug und Trug war, hat sich gestern Nacht bestätigt.“ Auch nach 45 Minuten seien noch nicht alle Tiere tot gewesen, so Gerber.

Landesjägermeister distanziert sich

Skeptisch zeigt sich auch Tirols Landesjägermeister Anton Larcher. Er will sich die Vorgangsweise genau anschauen: „Wenn ich sehe, dass die Zaunlatten und Pflöcke voller Blut, also voller Schweiß, sind, dann ist hier Panik ausgebrochen. Man hat aber gesagt, dass man mit Schalldämpfern dafür sorgen wird, dass keine Panik unter den Tieren ausbrechen wird.“ In einer Aussendung sprach der Jägerverband von „grausamen Tötungsmaßnahmen“. „Derartige Massen-Keulungen haben mit weidgerechter Jagd und tierschutzrechtlichen Grundsätzen nichts zu tun. Sie sind weder weidgerecht noch tierschonend“, erklärte Landesjägermeister Anton Larcher in der Aussendung.

Ein solch „extremes Vorgehen“ wie in Kaisers werde vom Jägerverband auf das Schärfste abgelehnt. Diesbezüglich habe Vorstand des Verbandes am Montag in einer Vorstands- und Präsidiumssitzung unmissverständlich einen klaren Beschluss gefasst, hieß es.

Behörde spricht von tierschutzgerechter Aktion

Die Veterinärbehörde hat am Montag in einer Aussendung einmal mehr von einer tierschutzgerechten Aktion gesprochen, durchgeführt von einem erfahrenen Team, innerhalb einer Viertelstunde. Zudem sei ein Regulierungsgatter eine jagdfachlich anerkannte Methode. Außerdem habe es sich beim Abschuss im Gatter um eine vom Landesverwaltungsgericht vorgegebene Vorgangsweise gehandelt – mehr dazu in Massenabschuss von Rotwild im Außerfern. Der Bürgermeister von Kaisers kündigte eine Anzeige gegen die Landesveterinärbehörde an.