Illegale Müllentsorgung (Fleisch und Bauschutt) Frauenkirchen
Freunde der Basilika Frauenkirchen
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Landwirtschaft

Abfall, Kuhfürze und Flugobst sorgen für CO2

Die Entscheidung, welche Lebensmittel im Einkaufswagen landen, hat Einfluss auf das Klima. Wer regionale und saisonale Bio-Produkte kauft, kann viel bewirken, wer seinen Fleischkonsum reduziert oder ganz darauf verzichtetet, ebenfalls. Auch Abfallvermeidung verkleinert den CO2-Fußabdruck, so der Innsbrucker Agrarsoziologe Markus Schermer.

Die Ernährung ist für einen beachtlichen Teil der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Miteingerechnet in die CO2-Bilanz eines Lebensmittels werden nicht nur die Produktion, sondern auch die Verarbeitung, Verpackung, Transport und Lagerung sowie Konsum und Entsorgung. Der Großteil der ernährungsbedingten Emissionen (über 80 Prozent) entstehen laut BOKU-Studie bereits bei der landwirtschaftlichen Produktion.

Bauern vom Klimawandel massiv betroffen

Beim Thema Klimawandel gilt die Landwirtschaft mittlerweile als Verursacher und Leidtragender zugleich. Denn wenn sich das Klima verändert, habe das massive Auswirkungen auf die Tätigkeit der Bäuerinnen und Bauern, so Agrarsoziologe Markus Schermer von der Uni Innsbruck. Man müsse damit rechnen, dass Wetterextreme zunehmen und immer weniger Wasser zur Verfügung stehen wird. Dies stelle die landwirtschaftliche Produktion vor große Probleme, so Schermer.

Kühlraum mit geschlachteten Kühen
pixabay
Fleischkonsum verursacht einen großen CO2-Fußabdruck

Österreicher essen viel Schweinefleisch

Rund 1,2 Tonnen CO2 verursacht der Durchschnittsösterreicher durch den Konsum tierischer Produkte wie Fleisch, Eier und Milch. 64 Kilo Fleisch werden in Österreich pro Kopf und Jahr verzehrt, davon 55 Kilo Schweinefleisch. Auch beim Eierkonsum liegt Österreich an der Weltspitze.

Nutztierhaltung sorgt für viel CO2

Mehr als die Hälfte der Emissionen, die die österreichische Landwirtschaft erzeugt, gehen auf das Konto der Nutztierhaltung. Allein die Methan-Emissionen aus dem Verdauungstrakt von Rindern sind laut Umweltbundesamt für knapp fünf Prozent aller Treibhausgas-Emissionen in Österreich verantwortlich. Studien, wonach Hühner- und Schweinefleisch viel CO2-freundlicher wären, sieht Schermer kritisch, besonders für Tirol: „Gerade in Tirol müsste man dafür die ganzen Futtermittel zukaufen, da wir relativ wenig Ackerbau haben. Außerdem ist die Produktion dieser Futtermittel CO2-intensiv.“ Agrarsoziologe Markus Schermer empfiehlt stattdessen, den Fleischkonsum insgesamt einzuschränken.

Der komplette Verzicht auf tierische Produkte würde vielen Nutztieren den Tod bzw. elende Lebensbedigungen ersparen, muss aber nicht immer automatisch klimafreundlicher sein, so Schermer: „Viele vegane Gerichte sind hochverarbeitete Produkte, besonders dann wenn Fleisch imitiert wird, wo sehr viel Energie für die Herstellung benötigt wird.“

Saisonal, regional und bio

Es gilt die mittlerweile bekannte Devise „Saisonal, regional und bio“. Saisonal und regional bedeutet jetzt im Winter Wintergemüse aus Tirol, wie etwa Kohlgemüse. Durch die Umstellung auf bio kann beispielsweise eine Schulkantine ihren CO2-Fußabdruck um 15 bis 20 Prozent reduzieren.

Die biologische Landwirtschaft sei schon alleine deshalb klimafreundlicher, weil hier keine synthethischen Dünge- und Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen. Die Herstellung von synthethischem Stickstoffdünger ist sehr energieintensiv, wird er ausgebracht und nicht von den Pflanzen aufgenommen, ensteht vor allem das besonders klimaschädliche Lachgas. Allerdings entstehen auch bei organischem Dünger wie Gülle und Mist große Mengen an treibhausrelevanten Gasen. Ziel der biologischen Landwirtschaft ist deshalb, möglichst ressourcenschonend zu verfahren und im Sinne einer Kreislaufwirtschaft Futter- und Düngemittel im eigenen Betrieb herzustellen und zu nutzen.

Container auf einem Güterzug
ORF.at/Carina Kainz
Warentransport auf der Schiene zählt zu den klimafreundlicheren Varianten

Obst und Fische kommen per Flugzeug

Der Transport, also der Weg der Lebensmittels vom Ursprungsort bis zu uns nach Hause, hat ebenfalls große Auswirkungen auf den CO2-Fußabdruck des einzelnen Lebensmittels. Beim Massentransport von Güter gilt nach wie vor die Eisenbahn als klimafreundlichstes Verkehrsmittel. Bei Waren aus Übersee hat ein Schiffstransport trotz hohen Rohölverbrauchs immer noch die bessere CO2-Bilanz als ein Flugzeug, das klimaschädlichste Verkehrsmittel überhaupt. „Wenn möglich sollte man also keine verderblichen Lebensmittel konsumieren, die von weit her kommen“, so Schermer. Nicht nur tropische Früchte wie Mangos und Papayas werden per Luftfracht geliefert. Nil- und Viktoriabarsche werden mit Flugzeugen von Afrika aus in die ganze Welt exportiert.

Sonnengereifte Tomate besser als Glashaustomate

Nicht zwingend ist aber das österreichische Produkt immer das klimafreundlichere. Es müsse immer hinterfragt werden, wie viel Energie für die Produktion eines Produkts insgesamt aufgewendet wird. „Jetzt im Winter gibt es bei uns Tomaten nur in geheizten Gewächshäusern. Wenn diese Energie nicht aus irgendeiner Überschussenergie abgezogen wird, dann schneidet die heimische Tomate natürlich schlechter ab als eine importierte Tomate aus Spanien.“ Auch der heimische Apfel im April gekauft hat vermutlich die letzten Monate in einem Kühlhaus verbracht und dadurch keinen kleinen CO2-Fußabdruck.

30 Prozent landen im Abfall

Ein Drittel der produzierten Nahrung landet im Abfall. „Man geht davon aus, dass 30 Prozent von dem, was auf dem Acker wächst oder im Stall steht, nicht im Magen der Konsumenten landet“, so Schermer. Könnte man den Lebensmittelabfall vermeiden, würde man theoretisch ein Drittel weniger CO2 in diesem Bereich produzieren.

Auch der Einzelne kann an dieser Problematik etwas ändern, denn ein beträchtlicher Teil betrifft den Haushaltsmüll und resultiert u.a. aus falschen Einkaufsstrategien, fehlender Resteverwertung und Angst vor dem Lebensmittelgenuss nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums.