Stefan Denifl mit seinem Verteidiger
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Gericht

Prozess gegen Stefan Denifl vertagt

Der Prozess gegen den ehemaligen Radprofi Stefan Denifl ist am Montag auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Es sollen auch „Arbeitgeber“, also Vertragsunterzeichner des Radteams, einvernommen werden. Denifl hatte zuvor vor Gericht Blutdoping gestanden.

Denifl musste sich vor dem Landesgericht in Innsbruck wegen des Verbrechens des gewerbsmäßigen schweren Betrugs verantworten. Laut Anklage soll er zwischen 2014 und 2018 Blutdoping betrieben und Veranstalter und Unterstützer getäuscht haben. Denifl gestand, Blutdoping praktiziert zu haben. Vor Gericht bestritt der 32-Jährige aber, jemanden betrogen zu haben.

Verteidiger beantragte weitere Zeugen

Jene Personen, die die Teamverträge mit Denifl abgeschlossen hatten, sollen als Zeugen einvernommen werden. Diesem Antrag des Verteidigers von Denifl wurde stattgegeben. So soll in Erfahrung gebracht werden, ob sie die Verträge auch abgeschlossen hätten, wenn sie gewusst hätten, dass der Angeklagte dopt. Zudem soll geklärt werden, ob durch das Verhalten des ehemaligen Radprofis überhaupt ein Schaden entstanden ist. Die angeblich Geschädigten, also die Teams, hätten nämlich keine Anzeige erstattet, bemängelte der Verteidiger.

Unterstützung des deutschen Sportarztes Mark S.

Denifl gab zu, mit Hilfe des deutschen Sportarztes Mark S. Blutdoping betrieben zu haben. „Ich bin kein Verbrecher“, beteuerte der Tiroler vor Gericht. Im Profiradsport würden Leistungen verlangt werden, die normal nicht mehr möglich seien, sagte Denifl. Er behauptete, dass die Teams Bescheid wüssten und im Radsport viele Athleten dopten. „Ich hätte ohne Doping keinen Vertrag mehr bekommen“, so der Tiroler.

Stefan Denifl beim Prozess in Innsbruck
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Denifl soll laut Staatsanwalt im Vorfeld des Prozesses Geld beiseitegeschafft haben

Dem ehemaligen Radprofi war man auf die Spur gekommen, weil im Zuge der „Operation Aderlass“ in Erfurt bei Mark S. Blutbeutel von Denifl gefunden wurden. Sein Deckname war „No Name“, erklärte der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsplädoyer. Seit 2016 habe Denifl mittels Prepaid-Handy mit dem deutschen Arzt kommuniziert.

Denifl soll auch Geld beiseitegeschafft haben

Der Staatsanwalt ließ am Montag mit einem weiteren Detail aufhorchen. Gegen den Tiroler laufe mittlerweile auch ein Verfahren wegen betrügerischer Krida. Er soll nämlich im Vorfeld des Prozesses Geld beiseitegeschafft haben, so der öffentliche Ankläger.

Der Verteidiger meinte hingegen, dass sein Mandant für dieselbe Tat zweimal bestraft werde. Denn immerhin habe man ihm Titel und Preisgelder bereits aberkannt und auch eine Sperre sei bereits verhängt worden. „Er hat seine Gesundheit ruiniert und ist teilweise unter Lebensgefahr Rennen gefahren. Im Radsport wird zu 90 Prozent gedopt, den supersauberen Sportler gibt es nicht“, sagte der Rechtsanwalt. Sein Mandant hatte jedenfalls keinen Schädigungsvorsatz, betonte der Verteidiger.

Schaden von rund 580.000 Euro

Laut Anklagebehörde sei durch die Auszahlung von Prämien und Teamentgelt ein Schaden von rund 580.000 Euro entstanden. Das Verfahren gegen die Mitangeklagte, die unter anderem für Denifl im Jahr 2018 Behandlungstermine koordiniert haben soll, wurde indes diversionell erledigt. Sie muss Pauschalkosten in der Höhe von 300 Euro bezahlen.