Obwohl ein Großteil unserer Fließgewässer der Forellenregion zugeordnet ist, gerät die Bachforelle zusehends in Bedrängnis.
© Clemens Ratschan
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Chronik

Tirols Fischarten stark im Rückgang

Der Tiroler Fischerververband hat am Donnerstag ein beunruhigendes Bild zur Situation der Fische gezeichnet. So seien immer mehr Arten von Süßwasserfischen vom Aussterben bedroht. Die Äsche und die Bachforelle würden – auch in Tirol – zunehmend ums Überleben kämpfen.

57 Prozent der untersuchten Gewässer in Tirol würden nicht den Vorgaben der EU-Wasserrichtlinie entsprechen, so der Fischereiverband. Dabei stützt sich der Verein auf aktuelle Erkenntnisse einer Studie im Auftrag von Bund und Land. In dieser wurden im Zeitraum von 2007 bis 2018 an 274 Messstellen tirolweit Fischbestände erhoben und untersucht. Fische seien ein wichtiger Indikator, um den Zustand von Gewässern zu ermitteln, heißt es seitens des Fischereiverbandes.

Mittlerweile auch Massenfische bedroht

Die Studie des Fischbestands stimmt die Mitglieder des Fischereiverbands nachdenklich. Untersucht wurde die Fischdichte, der Fischartenanteil sowie die Altersstruktur der Wasserbewohner. Die Ergebnisse wiesen eindeutig auf einen Artenrückgang hin. Die Äsche als Tiroler Massenfisch sei demnach bereits aus einem Drittel der Gewässer verschwunden. Bei den Bachforellen gäbe es viel zu wenig Jungtiere. Besonders dramatisch sei die Situation beim Huchen, auch bekannt als Donaulachs: An sich genießt der Fisch einen hohen Schutzstatus, da er ohnehin gefährdet ist. Doch an 70 Prozent der Stellen in seinem Lebensraum war der Fisch gar nicht mehr nachweisbar.

Pressekonferenz mit (von rechts nach links) Andreas Schiechtl, Zacharias Schähle und Andreas Bachler
ORF
Der Fischereiverband fordert von der Politik dringend Maßnahmen, um dem Fischsterben Einhalt zu gebieten.

Rückgang der Fische als böses Omen für Gewässer

„Geht es dem Fischbestand gut, geht es dem Gewässer gut“, erklärte Zacharias Schähle, Leiter der Landesgeschäftsstelle des Tiroler Fischereiverbandes. Der Rückgang der Fische sage somit nichts Gutes über das Gewässer selbst aus. Dabei schwinde die Artenvielfalt in Süßgewässern weltweit doppelt so schnell wie an Land oder im Meer. Das 57 Prozent von Tirols Gewässern die EU-Vorgaben nicht einhalten, bedeute, dass sie einen Mindeststandard unterschreiten. „Es geht hier nicht nur um den Fischbestand – es geht um gesunde, intakte Gewässer“, führte Schähle weiter aus.

Der Huchen oder auch Donaulachs ist stark gefährdet. Gemäß einer EU-Richtlinie muss Österreich besondere Schutzgebiete für den Huchen ausweisen.
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Der Huchen steht unter Artenschutz, die Zahl seiner Artgenossen ist dennoch weiter stark im Sinken.

Fischereiverband fordert Maßnahmen

Eigentlich sollte ein gesunder Fischbestand herrschen, so der Landesobmann des Fischereiverbands Andreas Bachler. Dabei sei vor allem die Politik gefordert. „So wie jetzt ist das nicht mehr vertretbar“, erklärte Bachler und verlangte Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässer.

„Die oberste Forderung ist der Schutz der letzten intakten Gewässer, die wir noch haben“, so Andreas Schiechtl, Landesobmannstellvertreter im Verband. Bis auf Weiteres sei das Ziel, dass die Flüsse wieder funktionieren – reine Naturgewässer seien so ohnehin nicht mehr möglich. Doch aktuell können die Fischbestände nicht natürlich aufrechterhalten werden.

Mehr Schutz für Tiroler Gewässer

Aus diesem Grund legte der Fischereiverband nun eine Reihe an Forderungen vor: Einerseits soll der Lebensraum für Fische wieder verbessert werden, naturnahe Gewässerstrecken müssten konsequent geschützt werden. Andererseits sollten alte Wasserkraftwerke mit der Natur in Einklang gebracht werden. Allzu oft würden ältere Wasserkraftwerke den Fischen Lebensraum nehmen.

Seitens der Politik solle es mehr Geldmittel für den Artenschutz geben. Zuletzt seien diese gekürzt worden, obwohl sich die Situation verschlimmert habe. Auch sei die Wasserkraft mehr in die Verantwortung zu nehmen. Dabei verwies der Fischereiverband auf die Kostendeckung nach dem Verursacherprinzip in Südtirol: Nach Nutzung des Wassers müsse die Wirtschaft eine Wassergebühr bezahlen.