Der angeklagte Ex-Langläufer Johannes Dürr
LIEBL Daniel | zeitungsfoto.at
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Gericht

Dürr zu 15 Monaten bedingter Haft verurteilt

Der ehemalige Skilangläufer Johannes Dürr ist am Montag am Innsbrucker Landesgericht zu 15 Monaten bedingter Haft verurteilt worden. Er hatte sich teilweise schuldig bekannt. Ihm wurden Vergehen nach dem Anti-Doping-Gesetz und gewerbsmäßiger schwerer Sportbetrug vorgeworfen.

Dem 32-jährigen Österreicher wurde neben dem eigenen Blutdoping auch vorgeworfen, zum Doping anderer Sportler beigetragen zu haben. Letzteres sah das Gericht aber nur teilweise als erwiesen an. Dürr muss außerdem eine Geldstrafe von 720 Euro bezahlen.

Auch der mitangeklagte ehemalige Trainer von Dürr wurde schuldig gesprochen. Er wurde ebenfalls wegen Vergehen nach dem Anti-Doping-Gesetz und gewerbsmäßigen schweren Sportbetrugs zu zwölf Monaten bedingter Haft verurteilt.

Dürr bekannte sich teilweise schuldig

Spitzensport ohne Doping gehe nicht, hatte Dürr noch am Montagvormittag vor dem Landesgericht erklärt. „Ich bin froh, dass heute endlich dieser Termin ist und ich heute einen Schlussstrich ziehen kann. Das alles verfolgt mich schon sehr lange“, sagte der 32-jährige Niederösterreicher. Dürr gab zu, zunächst mit Hilfe des ehemaligen ÖSV-Trainers Walter Mayer und später mit jener des deutschen Sportmediziners Mark S. Blutdoping praktiziert zu haben.

Außerdem gab der Niederösterreicher zu, seinem damaligen Langlaufkollegen Harald Wurm Wachstumshormone von Mark S. mitgenommen zu haben. „Je nachdem, wer gerade nach Deutschland gefahren ist, hat auch für den anderen Wachstumshormone mitgenommen“, beschrieb Dürr die damaligen Vereinbarungen, bevor er 2014 zum ersten Mal des Dopings überführt worden war.

Großer Andrang im Gerichtssaal
LIEBL Daniel | zeitungsfoto.at
Der Andrang am Innsbrucker Landesgericht war groß

Auch Ex-ÖSV-Trainer bekannte sich teilweise schuldig

Mit Dürr gemeinsam wurde auch das Verfahren gegen Gerald H., den ehemaligen Trainer des ÖSV, verhandelt. Er soll Dürr bereits in den Jahren 2012 bis 2014 mit Wachstumshormonen versorgt und zum Blutdoping vermittelt haben und die Trainingspläne von Max Hauke und Dominik Baldauf auf ihr Blutdoping hin abgestimmt haben – mehr dazu in Doping: Anklage gegen Ex-ÖSV-Trainer.

Auch der Ex-Trainer hat sich am Montag teilweise schuldig bekannt. Er gab zu, Dürr und Wurm beim Dopen unterstützt zu haben.

Ex-Trainer: „Habe nicht Kontakt hergestellt“

Anders als zuvor Dürr meinte H., dass nicht er damals den Kontakt zu Mayer hergestellt hatte, sondern Wurm. „Wurm hat bei Mayer nachgefragt, die Initiative ist von ihm ausgegangen“, sagte der ehemalige Langlauftrainer. Erst danach sei Wurm, dessen Trainer er war, zu ihm gekommen. „Wurm hat also eigentlich mich zu Mayer gebracht“, so H. Er selbst sei aber zumindest bei einer Blutabnahme und auch bei Rückführungen dabei gewesen, gestand der ehemalige Trainer. Das Blut sei bei Mayer gelagert worden.

Johannes Dürr
APA/Roland Schlager
An Profiwettkämpfen kann Dürr nie wieder teilnehmen

Warum Dürr und Wurm später zum deutschen Sportmediziner wechselten, wisse er nicht, so H. Im Frühjahr 2017 sei er freiwillig aus dem ÖSV ausgeschieden. „Ich habe 2016 erfahren, dass Baldauf und Hauke das Gleiche tun wie damals Dürr und Wurm. Deshalb bin ich dann gegangen“, sagte H. Die Trainingspläne habe er nie auf das Doping abgestimmt, betonte er, auch nicht jene von Hauke und Baldauf.

Dürr will andere Sportler nicht weitervermittelt haben

Dürr bestritt weiterhin, Hauke und Baldauf an den deutschen Sportmediziner vermittelt zu haben. Ihn selbst habe der ehemalige ÖSV-Trainer Gerald H. zum ersten Mal zum Doping gebracht. „Er ist zu mir gekommen und hat gesagt: ‚Jetzt haben wir was‘“, sagte Dürr. Die Entscheidung, zu dopen, sei aber letztlich seine eigene gewesen.

Johannes Dürr
ARD
Dürrs Aussagen in einer Dokumentation des ARD waren ausschlaggebend für die „Operation Aderlass“

Das Gericht folgte hier Dürrs Ansicht unter anderem aufgrund der Folgen, die Dürrs Äußerungen in einer ARD-Dokumentation für die beiden Sportler letztlich hatten. Hauke und Baldauf wurden in den vergangenen Wochen ebenfalls zu Bewährungsstrafen wegen Blutdopings verurteilt.

Zahlreiche Hausdurchsuchungen im vergangenen Jahr

Während der nordischen Ski-WM in Seefeld im Frühjahr 2019 schlugen die Behörden zu. Sie führten Dutzende Hausdurchsuchungen in Tirol und auch in Deutschland durch. Bei der groß angelegten Razzia nahmen sie neun Sportler fest. Der österreichische Langläufer Max Hauke wurde in flagranti beim Blutdoping erwischt, ein Video davon sorgte innerhalb weniger Tage weltweit für Furore. Die Zahl der Personen, die in den Dopingskandal verwickelt sein sollen, stieg in den folgenden Wochen auf 21 Personen aus acht Ländern an.

Konserve für Blutdoping
APA/HELMUT FOHRINGER
Zahlreiche Blutbeutel wurden bei dem Sportarzt gefunden

Aufdecker wurde zum Festgenommenen

Wenige Tage nach der Razzia wurde auch Dürr selbst festgenommen, einige der Sportler hatten ihn bei den Behörden schwer belastet. Gegenüber der Staatsanwaltschaft gestand der 32-Jährige dann, bis zuletzt Eigenblutdoping betrieben zu haben. Seine langjährigen Teamkollegen Hauke und Baldauf gaben an, Dürr habe ihnen den Kontakt zum Sportmediziner gegeben. Das sagten beide auch vor Gericht aus – mehr dazu in Fünf Monate bedingte Haft für Hauke und Bedingte Haftstrafe für Dominik Baldauf.

Auch zu diesen Vorwürfen musste sich Dürr am Innsbrucker Landesgericht verantworten. Sein Comeback hatte er mit Hilfe eines Crowdfundings finanzieren wollen, dabei soll er 64.000 Euro eingenommen haben.