Alljährlich glänzt Kitzbühel mit Besonderem. Etwa dem Rekordpreisgeld von insgesamt 725.000 Euro. Es ist das mit Abstand höchste Preisgeld im alpinen Skiweltcup und soll der 80. Auflage der weltberühmten Hahnenkamm-Rennen gerecht werden. Zudem werden auch heuer fast 100.000 Besucher zu den Rennen erwartet und die Promidichte wird wieder enorm sein.
Begonnen hat der Aufstieg Kitzbühels vor mehr als 100 Jahren. Als armes Bauerndorf ohne Industrie kam Ende des 19. Jahrhunderts der Tourismus als Erwerbszweig gerade recht. Pioniere wie Franz Reisch schätzten damals die touristischen Chancen richtig ein. Der Wintersport wurde forciert, schnell wuchs auch die Bevölkerung. In den Jahren 1900 bis 1910 von zuerst 3.000 auf dann 4.000 Einwohner. Heute zählt Kitzbühel mehr als das Doppelte an Einwohnern.
Stadtmuseum zeigt Geschichte
Im Museum der Stadt sind viele Ausstellungsstücke zu finden, die den Aufstieg Kitzbühels zum glamourösen Wintersportort belegen. Für Museumsdirektor Wido Sieberer haben vor allem die vielen internationalen, teils prominenten Gäste im Nachkriegsösterreich zum Aufstieg der Gamsstadt beigetragen – zudem die Hahnenkamm-Rennen mit zahlreichen erfolgreichen, heimischen Rennläufern. In Analogie zum Fußballwunderteam der 1930er Jahre war das „weiße Wunderteam“ der 1950er Jahre extrem erfolgreich. Dazu zählten Anderl Molterer, Ernst Hinterseer, Hias Leitner, Christian Pravda, Fritz Huber und Toni Sailer.
Reich und Schön zu Gast
Kitzbühel rage als eines der wichtigsten Sportevents des Landes heraus, sagt der österreichische Sporthistoriker Rudolf Müllner in einem Interview mit der Tageszeitung „Kurier“. Kitzbühel sei auch über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt und gehöre zur „Nationalen Erzählung“ wie etwa ein Länderspiel in einem vollen Ernst-Happel-Stadion oder der Formel-1-Grand-Prix im steirischen Spielberg. Und mit dem Aufschwung des Tourismus wurde Kitzbühel zum Monaco der Alpen, so Müllner.
Schauspielgrößen wie Rock Hudson und Claudia Cardinale sind nach dem Krieg nach Kitzbühel gekommen. Ebenso Adelige wie Prinz Edward und der türkische Sultan. Heute ist das nicht anders. Unter anderem mit Arnold Schwarzenegger geben sich Reich und Schön ein Stelldichein am Rande der Streif, so zum Beispiel bei der Weißwurstparty im Stanglwirt. Der Partymarathon beginnt mit offiziellen Empfängen, versammelt die ehemaligen Sportgrößen bei der Charity Trophy und endet mit der Legends Night und Zehntausenden Feierwütigen in der Nacht auf Sonntag. Freilich wird dann auch noch am Rande des Ganslernhangs und in der Innenstadt weitergefeiert.
Kitz und Klimawandel
Der Mythos Kitz wird nicht verschwinden, glaubt Museumsdirektor Sieberer. Auch wenn Klimakrise und Schneemangel der Hahnenkamm-Stadt zusetzen könnten. Kitzbühel werde mit seiner Infrastruktur und seinen Möglichkeiten weiterhin Touristenmagnet und Hotspot in den Alpen bleiben. Nicht nur im Winter, auch im Sommer.