17 Prozent mehr Wintersportunfälle hatte die Innsbrucker Unfallchirurgie seit Anfang November zu verzeichnen – im Vergleich zur Vorsaison. Besonders betroffen waren Skifahrer (781 Fälle) und Snowboarder (199). In geringerem Ausmaß mussten Langläufer (29), Rodler (23) und Skitourengeher (16) behandelt werden. Das geht aus Daten der Unfallchirurgie der Tirol Kliniken hervor. Am häufigsten waren dabei Verletzungen an Schultern, Brustkorb, Kopf und Wirbelsäule.
Besonders gefährdet seien jüngere Skifahrer, da sie tendenziell schneller und übermütiger fahren, meint der Leiter der Unfallchirurgie, Rohit Arora. Zudem seien die Pisten wegen des geringen Schneefalls heuer besonders hart und glatt, was das Unfallrisiko zusätzlich erhöhe. Geschliffene Skikanten geben hier mehr Halt.
AUVA empfiehlt Schutzausrüstung
Um folgenschwere Verletzungen zu vermeiden, empfiehlt die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) Skihelme und auch -brillen. Der Helm sollte dabei mit gutem Halt auf dem Kopf sitzen und auch ohne Kinnriemen bei leichten Kopfbewegungen wie Nicken oder Schütteln nicht rutschen. Vorsicht ist bei Stickern und Helmkameras geboten. Ein Helm sollte nur mit Etiketten beklebt werden, wenn der Hersteller das ausdrücklich gestattet. Lösungsmittel im Klebstoff können nämlich die Festigkeit der Helmschale beeinträchtigen.
Nicht zu unterschätzen ist laut AUVA eine passende Schutzbrille. „Oft ist die Sicht beim Skifahren durch Schneekristalle, Fahrtwind oder Reflexionen der Sonne getrübt. Auf der Piste ist die Skibrille daher ein wichtiger Begleiter, diese sollte aber an die Wetterbedingungen angepasst werden“, erklärt AUVA-Unfallverhütungsexperte Emmerich Kitz mit Verweis auf die verschiedenen Farbtöne der Skibrillen. Blau und Grau sind bei Sonne geeignet, Orange wiederum für Nebel. Neben besseren Sichtverhältnissen garantiert eine Skibrille auch einen Schutz der Augen vor UV-Strahlen.
Bei Rückenprotektoren Meinungen gespalten
Zu den häufigsten Verletzungen auf der Skipiste gehören Wirbelsäulen- und Brustverletzungen. Die AUVA-Experten halten daher auch Rückenprotektoren für sinnvoll. Bei Stürzen oder Kollisionen verteilen diese einwirkende Kräfte großflächig auf dem gesamten Rücken. Auch verhindern sie, dass sich bei einem Unfall spitze Gegenstände in den Rücken bohren.
Eher skeptisch äußert sich dazu Unfallchirurg Arora. „Was ein falsches Sicherheitsgefühl birgt sind die Rückenprotektoren. Dadurch haben die Menschen das Gefühl, man könnte viel schneller fahren, was leider Gottes nicht stimmt“, so Arora. Dabei könnten Rückenprotektoren einige Wirbelsäulenverletzungen nicht vermeiden, erklärt der Klinikdirektor. Vor allem im Bereich der Halswirbelsäule sei auch für Skifahrer mit Rückenprotektoren die Verletzungsgefahr unvermindert groß.
Es kommt auch auf die richtige Technik an
Laut dem Leiter der Abteilung Breitensport im ÖSV, Thomas Woldrich, ist vor allem eine „sehr gute Skitechnik“ eine gute Absicherung gegen mögliche Unfälle. „Je besser man Ski fährt, je besser man sich einschätzen kann, desto geringer das Verletzungsrisiko“, so Woldrich. Generell sei es wichtig, beim Skifahren auf den eigenen Körper zu hören.
Nach Bedarf sollten Skifahrer Pausen machen oder langsamer fahren, wenn sie merken, dass sie erschöpft werden. „Viele Skifahrer, auch gute Skifahrer, überschätzen sich und unterschätzen gleichzeitig ihre Geschwindigkeit. Wenn man die beherrschbare Geschwindigkeit überschreitet ist das ein enormes Risiko“, warnt Woldrich. Außerdem sei es sei wissenschaftlich erwiesen, dass durch Aufwärmen die Verletzungsgefahr bei Skifahrern gleich um die Hälfte sinke.