Die ersten Anfänge alpiner Rettungstätigkeit in Tirol reichen bis ins Jahr 1898 zurück. Die Bergrettung Tirol war jedoch unter anderem innerhalb des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins organisiert. Als selbstständiger Verein ist die Bergrettung Tirol seit 13. Jänner 1950 aktiv.
Buchautor selbst Retter und Extrembergsteiger
Das neue Buch mit dem Titel „Ehrensache Leben retten“ stellt die erste und einzige umfassende Dokumentation des alpinen Rettungswesens von den Anfängen im ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart dar. Der Autor Walter Spitzenstätter ist selbst Extrembergsteiger und seit mehr als 60 Jahren aktiver Bergretter in der Ortsstelle Innsbruck.
Es sei an der Zeit gewesen, sagt er, die Geschichte auf Papier zu bannen: „Einiges ist bereits nicht mehr auffindbar. Von manchen Jahren gibt es einfach keine Aufzeichnungen mehr. Es war höchste Eisenbahn, diese Dinge zusammenzutragen und niederzuschreiben“, ist Spitzenstätter überzeugt.
Spitzenstätters Buch erzählt von den ungeheuren technischen Neuerungen, die die Geschichte der Bergrettung prägten, zeichnet die organisatorische Entwicklung nach und berichtet von Streitfragen und Meilensteinen. „Wenn man zurückdenkt“, so der Buchautor, „waren das sehr einfache Versuche von Menschen, die einfach aus Überzeugung bereit waren, anderen zu helfen, die am Berg in Not geraten sind.“
Meilensteine der Tiroler Bergrettung
Dazu zählte vor allem auch die Rettung aus der Luft. In den 1950er-Jahren kamen Flächenflugzeuge zum Einsatz. Erst ab den 60ern begann die Bergung mit Hubschraubern – ursprünglich mit der Befürchtung, dass durch die Hubschraubereinsätze die Bergrettung arbeitslos werden könnte. Man habe aber schnell gesehen, so Spitzenstätter, dass diese Sorgen unbegründet waren: „Es ist nicht immer Flugwetter. Gerade bei diesen schlechten Wetterbedingungen passieren aber viele Unfälle im alpinen Gelände“, wusste der Experte.
Ein besonderer Moment der Tiroler Bergrettung sei etwa 1970 der Einsatz am Mount Kenya gewesen, bei dem der Tiroler Bergsteiger Gert Judmaier lebend geborgen werden konnte. Dieser hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben – bis er „gehört hat, dass die [Tiroler] kommen“, so Judmaier damals im Interview.
Starke Truppe im Dauereinsatz
Heute umfasst die Bergrettung Tirol etwa 4.600 ehrenamtliche Mitglieder – etwa 250 davon Frauen – und wickelt weit über 2.500 Einsätze pro Jahr ab. Sie ist damit nicht nur die größte, sondern auch jene, die österreichweit am stärksten gefordert ist. Zwischen 45 und 47 Prozent aller österreichischen Bergunfälle passieren in Tirol.
Man sei stolz, dieses jährliche Einsatzpensum leisten zu können, sagte am Montag Landesleiter-Stellvertreter Bruno Berloffa: "Diese Leistungen sind nur durch die große Motivation und die professionelle Ausbildung all unserer ehrenamtlichen Mitglieder möglich“, so Berloffa.