Szene aus Rusalka
Xiomara Bender
Xiomara Bender
Kultur

Opernklassiker „Rusalka“ neu interpretiert

Die Oper „Rusalka“ von Antonin Dvorak hat Donnerstagabend bei den Tiroler Festspielen Erl Premiere gefeiert. Das Publikum feierte eine punktgenaue und doch kühne Interpretation des Opern-Meisterwerkes, hieß es in dem Premierenbericht der Austria Presseagentur (APA).

Viel zu verstehen und herumzuinterpretieren gibt es bei „Rusalka“ für die Zuhörer und Zuschauer eigentlich nicht. Das Libretto von Jaroslav Kvapil basiert auf dem bekannten Märchenstoff, bei dem eine Nixe aufgrund ihrer Liebe zu einem Menschen einen verhängnisvollen Deal mit einer Hexe eingeht.

Für Beine und Menschwerdung verliert sie dadurch zuerst ihre Stimme, später die Liebe des begehrten Prinzen und damit letztlich alles. Denn der Pakt mit der Hexe beinhaltet auch die eher ungute Vereinbarung, dass sie, falls das mit der ganz großen Liebe nicht klappen sollte, als Verdammte wieder zurück ins Wasserreich müsse und sie ihren Geliebten zusätzlich mit ins Verderben stürzen werde.

Szene aus Rusalka
Xiomara Bender

In Unterwasserweltszenario und matriarchaler Idealwelt

Langeweile kam aber in Erl trotz der bekannten Motive nicht auf. Dazu geriet die an sich schon packende, dunkle und melodietrunkene Musik von Dvorak unter dem Dirigat des jungen Briten Alexander Prior zu packend, die Regie von Florentine Klepper zu aberwitzig und originell und das Bühnenbild von Martina Segna zu sehenswert.

Dank des Einfallsreichtums von Klepper und Segna befand man sich zu Beginn der Oper nicht nur in einem naheliegenden Unterwasserweltszenario, sondern in einer Art matriarchalen Idealwelt, in der Zusammenhalt und Schwesternschaft über allem steht. Die Menschenwelt hingegen stellte man vorrangig als einen einzigen überdimensionierten Golfplatz da, der vor allem mit punktgenau geschnittenen Rasenflächen und Gartenelemente punktete.

Szene aus Rusalka
Xiomara Bender

Nixe scheitert an oberflächlicher Welt

Dass die Nixe, grandios gesungen von Karen Vuong, an dieser oberflächlichen Welt des schönen Mensch-Scheins schließlich scheitert, wurde in dieser Bühnenfassung nur allzu verständlich. Auch dass sich der in Liebesfragen äußerst unstete Prinz, famos verkörpert von Gerard Schneider, letztlich aus dieser Menschenwelt katapultiert und bereitwillig und dem Pakt treu in den Armen von Rusalka stirbt, erschien in der Erl-Fassung absolut logisch.

Szene aus Rusalka
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Publikum dankt mit euphorischem Applaus

Das war auch der zentrale Kunstgriff in Erl, der diese Rusalka-Deutung weit über den angestammten Märchen-Kontext hinauswachsen ließ. Der Stoff erschien weniger märchenhaft als vielmehr als luzide Abhandlung über das Mensch-Sein, naturhafte Glückzustände und seelische Abgründe. Dazu musizierte Prior mit dem Orchester der Tiroler Festspiele Erl farbenprächtig, subtil und in den lauten Passagen ungemein kraftvoll und zupackend.

Für die Darbietung gab es dann auch euphorischen Applaus, der sich vor allem bei den Hauptdarstellern Karen Vuong und Gerard Schneider mit lauten Bravo-Rufen vermengte. Auch Prior und Klepper wurden mit kräftigen Begeisterungsbekundungen überhäuft.