Der Eismann Ötzi liegt auf einem Tisch
APA/Parigger
Südtiroler Archäologiemuseum/H. Wisthaler
Wissenschaft

Schnur in Ötzis Köcher war Sehne für Bogen

Ein weiteres Rätsel rund um die Gletschermumie Ötzi dürfte gelöst sein. Die vier Millimeter breite Schnur, die der Mann aus dem Eis in seinem Köcher mit sich führte, dürfte eine Sehne für seinen Bogen gewesen sein, teilte das Südtiroler Archäologiemuseum am Dienstag mit.

In der Studie des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaften (SNF) konnte nachgewiesen werden, dass als Fasern für die Schnur Beinsehnen einer nicht bestimmbaren Tierart verarbeitet wurden und sich die Schnur deshalb hervorragend als Bogensehne eignet. Bisher war die Forschung von Pflanzenfasern ausgegangen, die sich für eine Bogensehne nicht bewährt hätten. Die Autoren der Studie hatten für ihre vergleichende Untersuchung mit europaweit gemachten Einzelfunden eine mikroskopisch kleine Faserprobe von Ötzis Bogensehne erhalten.

Kordel im Köcher des Eismanns
Südtiroler Archäologiemuseum/H. Wisthaler
Die Schnur besteht aus drei Strängen

Zwei Meter lange Schnur passt perfekt in Kerben an Pfeilen

Die Schnur aus Ötzis Köcher dürfte weltweit die älteste erhaltene Bogensehne sein. Sie ist im Durchmesser vier Millimeter breit und besteht aus drei Strängen, die sehr gleichmäßig und fein gedrillt sind. Die Schnur misst knapp zwei Meter und wäre lang genug für Ötzis unfertigen Bogen. Aufgespannt hätte die elastische Schnur nur noch rund zwei Millimeter Durchmesser und würde somit genau in die Kerben an den Pfeilen in Ötzis Köcher passen.

Der Eismann Ötzi liegt auf einem Tisch
APA/Parigger
Seit März 1998 wird die Gletschermumie im Original im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen ausgestellt

Der Mann aus dem Eis hatte das Schnurbündel s-förmig aufgewunden und an einem Ende der Schnur einen Knoten angebracht. Ein weiteres Bündel aus tierischen Beinsehnen, das sich im Köcher befand, war möglicherweise als Ersatzmaterial für eine weitere Bogensehne vorgesehen.

Mehr als 5.000 Jahre alte Mumie

Die Gletschermumie, die am 19. September 1991 in den Ötztaler Alpen gefunden wurde, stammt aus der späten Jungsteinzeit bzw. Kupfersteinzeit. Mit Hilfe der Radiokohlenstoffdatierung wurde der Todeszeitpunkt des Mannes auf zwischen 3359 und 3105 v. Chr. bestimmt, das Alter der Mumie beträgt damit heute circa 5.250 Jahre.