Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
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Kultur

Ferdinandeum thematisiert „Vergessen“

Am Donnerstag wurde im Ferdinandeum die Ausstellung „Vergessen – Fragmente der Erinnerung“ eröffnet. Mit Archivschachteln, Bildern, Objekten und Textplakaten werden dabei Mechanismen des Vergessens in den Mittelpunkt gerückt.

Als primärer architektonischer Impuls der Ausstellung dienen 9.000 kunstvoll gestapelte Archivschachteln, die von zahlreichen Bildern, Objekten und Textplakaten gesäumt werden. Das Thema passe gut in die heutige Zeit. „Jahrhundertelang hat der Mensch für das Nicht-Vergessen gekämpft, heute kämpfen wir um das Recht auf Vergessen“, strich der neue Direktor der Tiroler Landesmuseen, Peter Assmann, gleich eingangs am Donnerstag bei einer Presseführung durch die Ausstellung hervor. Man sei gegenwärtig von einer Informationsflut umgeben, intime Daten und Handlungen des Menschen würden zudem oft ungewollt archiviert, ergänzte er.

Ausstellung Ferdinandeum Vergessen
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Archivschachteln verkörpern das Thema Mechanismen des Vergessens"

Vielfältige Positionen zu Fragen des Vergessens

In der Ausstellung selbst findet man jedoch keine Antworten oder Lösungsvorschläge in Bezug auf diese Problematik. Vielmehr begegnen einem neben der eindrucksvollen Archivschachtelflut vielfältige künstlerische Positionen zu Fragen des Vergessens und des Erinnerns. Eine solche Position ist etwa das Werk „Selbstauslöschung durch Malerei“ von Timm Ulrichs. Auf den zwei Ebenen der Ausstellung stößt man komplementär dazu zudem auf gerahmte Texte, unter anderem von Christoph W. Bauer, Erich Fried oder Ilse Aichinger. Auch die chaotisch anmutenden Terminkalendereinträge des ehemaligen Südtiroler Landeshauptmanns Luis Durnwalder finden im Erdgeschoß eine museale Verwendung.

„‚Niemals Vergessen‘ ist ein Thema, das wir in dieser Ausstellung natürlich nicht ausklammern wollten“, betonte dazu der Kurator der Ausstellung Roland Sila. Die von Assmann kritisch analysierte digitale Gegenwart klammert man ebenfalls nicht aus. Bei gleich zwei von drei digitalen Installationen dürfen sich Ausstellungsbesucher mit Tablet bewaffnet am virtuellen Monument- und Denkmalbau versuchen und damit eigene Spuren in der Ausstellung hinterlassen.