Kochschüler mit Koch
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Tourismus

Crash-Kurs für die Wintersaison in Tirol

Seit Jahren suchen Tourismusbetriebe händeringend nach Mitarbeitern. Einige Restaurants und Hotels setzen jetzt auf eine Genossenschaft. Diese sucht im EU-Ausland qualifizierte Mitarbeiter und vermittelt sie nach einem Crash-Kurs an die Betriebe.

In der Tourismusbranche ist der Mitarbeitermangel ein weit verbreitetes Problem. Vor Beginn der Wintersaison 2018/2019 waren laut Arbeitsmarktservice (AMS) allein in der Tiroler Gastronomie 3.050 offene Stellen gemeldet, davon 1.047 für Kellner und 708 für Köche. Auch zum Start dieser Wintersaison sind knapp 3.000 Stellen unbesetzt. Das AMS sucht dabei unter anderem Abwäscher, Kellner, Köche oder Zimmermädchen.

Die Privatinitiative Atract will dem Mitarbeitermangel im Tourismus und in der Gastronomie nun nachhaltig und langfristig begegnen. Vor Ort in den EU-Ländern – derzeit ist Atract in Portugal, Spanien, Italien, der Slowakei und in Rumänien aktiv – werden Mitarbeiter angeworben. Dabei handelt es sich überwiegend um Personen, die bereits im Tourismus bzw. der Gastronomie gearbeitet haben. Einschlägige Job-Erfahrung und Deutschkenntnisse seien dabei keine Bedingung, denn es würden nicht nur Fachkräfte, sondern auch Mitarbeiter für einfachere Arbeiten gesucht, sagt eine der Atract-Gründerinnen, Karin Lindner.

Karin Lindner

Im Trainingscamp wird die Fachqualifikation der Teilnehmer überprüft. Dann werden die Mitarbeiter in mehreren Bereichen speziell für die neuen Herausforderungen geschult, sagt Karin Lindner.

Mehrwöchige Ausbildung für heimische Betriebe

Diese Mitarbeiter werden in einem mehrwöchigen Crash-Kurs, der derzeit in Schönberg stattfindet, auf Tiroler Eigenheiten geschult. Der 21-jährige Giannis Anastasopoul war in Griechenland bereits als Koch tätig. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin wagte er nun den Wechsel nach Tirol. Ihn lehrt der mittlerweile pensionierte Koch Adi Weiß aus Längenfeld nun Wissenswertes über die Tiroler Küche. So erklärt Adi Weiß Yannis unter anderem, wie man Käsespätzle macht oder was ein Brandteig ist.

Graukäse als gewöhnungsbedürftiges Geschmackserlebnis

Wie im Video zu sehen ist, kocht Adi Weiß zusammen mit seinem Schützling Giannis Anastasopoul Käsespätzle. Das Kochen von Tiroler Spezialitäten sei für die ausländischen Mitarbeiter teilweise etwas Fremdes, allein schon wegen des Geschmacks. Speziell an Produkte mit Graukäse müssten sie sich noch herantasten, erklärte der Kochlehrer mit einem Schmunzeln.

In dem 14-tägigen Kochkurs werden ausschließlich regionale Speisen zubereitet, dabei sei Kochen das kleinere Problem, das größere sei die Sprache, erklärt Weiß.

Deutschkurs speziell für Anforderungen im Tourismus

Damit sich die neuen Mitarbeiter in den Betrieben mit Gästen und anderen Mitarbeitern verständigen können, steht auch ein Deutschkurs am Programm.

Teilnehmer am Deutschkurs bei Atract
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Im Sprachkurs wird das Fachvokabluar gelehrt und Konversation betrieben

Ein Teil der Schulung umfasst die richtige Bezeichnung aller möglichen Gläser, Teller und anderer Gegenstände, die in der Gastronomie verwendet werden. Damit die Schulungsteilnehmer sich den jeweils richtigen Artikel merken, wurden die Gegenstände mit selbstklebenden Notizzetteln farblich beschriftet.

Klebezettel am Geschirr
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Diese Merkzettel sollen den neuen Mitarbeitern beim Lernen helfen

Genossenschafter besuchen Kurs in Schönberg

Die Schulungswochen in Schönberg werden von interessierten Gastronomen und Hoteliers besucht. Dabei handelt es sich um Mitglieder von Atract, also um Genossenschafter. Diese zahlen pro Jahr abhängig von der Größe ihres Unternehmens einen Beitrag in die Genossenschaft ein. Wenn sie sich später dazu entscheiden, einen Mitarbeiter aus dem Crash-Kurs zu übernehmen, wird nochmals eine Gebühr fällig. Die Kursteilnehmer selbst müssen für die Ausbildung eine Anerkennungsprämie in Höhe von 200 Euro bezahlen.

Die Mitgliedsbetriebe müssen im Vorfeld ein Fairnessprogramm durchlaufen, so Lindner. Dabei wird beispielsweise überprüft, wie sie mit Mitarbeitern umgehen. So soll sichergestellt werden, dass auch die Mitarbeiter von dem Programm profitieren.