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Politik

Südtirol: Sardinen gegen Rassismus

In italienischen Städten setzen Fische derzeit ein Zeichen: Die Sardinen-Bewegung, die vor rund einem Monat in Bologna entstanden ist, tritt auch in Südtirol mit friedlichen Protesten gegen Populismus und Rassismus an.

Wenn die Sardinen sich versammeln, ist kein Gebrüll zu hören und es werden keine Fahnen geschwenkt. Es ist ein stummer Protest gegen eine laute Politik. Ein Bürger allein schafft kaum Veränderung. Als Schwarm, so wie Sardinen im Meer, wollen die Demonstranten sich daher gegen rechtspopulistische Parolen einsetzten.

Von Bologna bis nach Bozen

Ins Leben gerufen hat die Sardinen Mattia Santori aus Bologna. Gemeinsam mit drei Freunden organisierte er einen Flash-Mob gegen eine Wahlkampfveranstaltung von Lega-Chef Matteo Salvini. Nachdem der Rechtspopulist Salvini die Regionalwahlen in Umbrien gewonnen hatte, will er im Jänner auch die traditionsgemäß linksgerichtete Emilia-Romagna erobern. Santori und seine Freunde wollten Salvini bei dessen Wahlauftritt in Bologna etwas entgegensetzen.

„Bologna non si lega“ lautete ihr Leitspruch. Zu Deutsch: Bologna lässt sich nicht fesseln. Gleichzeitig ist der Spruch ein Wortspiel mit Salvinis Parteibezeichnung Lega. Wortwitz war auch in anderen italienischen Städten zu finden, er wurde von den Sardinen durch Trient oder Mailand getragen. Am Freitag, 13. Dezember wollen sich auch die Südtiroler Anhänger in der Landeshauptstadt Bozen versammeln.

Fisch in Trient, Schrift
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Die Sardinen-Bewegung in Trient
Proteste in Mailand
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„Mailand beißt nicht an“ schreibt ein Demonstrant

Salvini reagiert mit Twitter-Post

Schätzungsweise 15.000 Sardinen fanden sich am ersten Abend auf der Piazza Maggiore in Bologna ein. Matteo Salvini zeigte sich wenig beeindruckt von den tausenden Protestanten. Er kontert auf Twitter mit Kätzchen, die Sardinen fressen.

„Was gibt es Schöneres als süße Kätzchen? P.S. Mögen eure Kätzchen auch Sardinen? Postet eure Fotos in den Kommentaren. Miau! #KätzchenproSalvini“, so der Lega-Chef auf Twitter.

Lega Posting
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Matteo Salvinis Posting auf Twitter

Der Protest gelte aber nicht nur dem früheren Innenminister: Er sei ein Grund für die Kundgebungen, doch die Bewegung richte sich generell gegen Hassreden, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und andere derbe Sprüche, so einer der Südtiroler Sardinen-Anhänger.

Zurzeit vergeht kaum ein Abend, an dem nicht irgendwo in Italien Sardinen die Plätze füllen, ao kamen Zehntausende Menschen bereits zusammen. Sie wollen als freie, parteiunabhängige Bewegung auftreten. Die größte Versammlung wird für kommenden Samstag, 14. Dezember in Rom erwartet – selbstgebastelte Sardinen sind erwünscht.