Frau hält Kopf in den Händen Schatten
Kittiphan – stock.adobe.com
Kittiphan – stock.adobe.com
Wissenschaft

Angststörungen oft schwer behandelbar

Die Behandlung von Angststörungen ist nur bei der Hälfte der Patienten wirkungsvoll. Darum fordert der Direktor des Instituts für Pharmakologie an der Medizinischen Universität Innsbruck, Francesco Ferraguti, mehr Geld für die Behandlung.

Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Behandlung von Patienten mit Angststörungen lässt nach wie vor zu wünschen übrig. Nur 50 Prozent der Patienten in Europa – und damit auch in Österreich – sprechen gut auf aktuelle Therapien an, sagt der Direktor des Instituts für Pharmakologie an der Medizinischen Universität Innsbruck, Francesco Ferraguti. Und von diesen 50 Prozent könne aktuell nur ein kleiner Teil vollständig geheilt werden.

Innsbrucker erforschen Prozesse im Gehirn

In Europa werden etwa 60 Millionen Menschen zumindest einmal im Jahr wegen Angststörungen behandelt.

Angststörungen
Phobien, generalisierte Angststörungen und Panikstörungen;
Zwangsstörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen werden auch mit Angststörungen in Verbindung gebracht

Laut Ferraguti sei die medizinische Notwendigkeit, Angststörungen effektiv zu behandeln, sehr groß. Der Mediziner räumt ein: „Das Gehirn ist ein sehr komplexes Organ. Wir wissen derzeit sehr wenig darüber“. Eine Arbeit des Instituts für Pharmakologie in Innsbruck in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Miescher-Institut in Basel gibt laut Ferraguti neue Einblicke in die Informationsverarbeitung im Gehirn.

„Die Erkenntnisse dieser Forschungsarbeit sind für das Verständnis der Mechanismen, wie ein Angstgedächtnis entsteht, sehr wichtig“, so der Experte. Die neuen Erkenntnisse könnten eines Tages dazu beitragen, fehlgeleitete Lernprozesse, wie sie etwa bei einer generalisierten Angststörung vorliegen, zu verhindern. Bei einer generalisierten Angststörung fühlen sich Betroffene die meiste Zeit ängstlich und besorgt, nicht nur in außergewöhnlichen Belastungsmomenten.

Ferraguti fordert mehr finanzielle Mittel für Behandlung

Laut dem Expertem würde die Entwicklung neuer Medikamente für die Behandlung psychischer Krankheiten sowie die Erforschung grundlegender Mechanismen im Hirn nicht ausreichend gefördert. Ferraguti führt das darauf zurück, dass psychische Krankheiten heutzutage noch oft mit einem gewissen „Stigma“ verbunden sind, was zu einer falschen Einschätzung des benötigten medizinischen Bedarfs führe.

Medikamente
APA/HANS PUNZ

Darüber hinaus hätten viele Pharmafirmen die Förderung der Entwicklung neuer Medikamente für die Behandlung psychischer Krankheiten vor Kurzem gestoppt. Hier sei die öffentliche Hand gefordert, wesentlich mehr an finanziellen Mitteln zur Verfügung zu stellen – schließlich habe diese in erster Linie eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen, fordert Ferraguti.

Entwicklung von Medikamenten dauert lange

Klinische Studien über psychiatrische Erkrankungen wie Angststörungen seien sehr teuer und dauern auch länger im Vergleich zur Entwicklung neuer Medikamente gegen Infektions- oder Krebskrankheiten, so Ferraguti. Zudem würden solche Klinischen Studien derzeit zum überwiegenden Teil nicht zum gewünschten Erfolg führen. Ein Mehr an Geld würde keine Garantie für mehr Erfolg bedeuten, meint der Klinikdirektor, aber zumindest die Chancen dafür würden deutlich erhöht.