Schadholz in Tirol
LK Tirol/Michaela Kölle
LK Tirol/Michaela Kölle
Chronik

Entfernung von Schadholz oft zu teuer

Mindestens 320.000 Festmeter Schadholz sind durch die Schneefälle in Osttirol angefallen. Zugleich ist der Holzpreis aber erheblich gesunken und die Entfernung vom Schadholz aktuell unrentabel. Wird das Holz aber nicht entfernt, droht eine Borkenkäferepidemie.

„Wer einen Baum im Schutzwald umschneidet, verliert momentan Geld“, erklärte Josef Hechenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol. Im Moment ist der Holzpreis im Keller: In den letzten fünf Jahren ist er im Schnitt um 40 Prozent gesunken. Doch die Zeit drängt, soll der Schaden nicht noch weiter wachsen.

Heute Schneebruchholz, morgen Borkenkäfer

Das beschädigte Holz müsse baldigst aus dem Wald gebracht werden, so der Obmann des Tiroler Waldverbandes, Rudolf Köll. Passiert das nicht, herrschen im Frühjahr optimale Bedingungen für den Borkenkäfer. Feuchtes Schadholz und ein warmer Frühling können dann zu einer Ausbreitung des Schädlings führen und den Wald enorm in Mitleidenschaft ziehen. „Beim Borkenkäfer entscheidet oft schon eine Woche, ob der Käfer sich im aufgearbeiteten Holz im Wald vermehrt oder nicht. Daher muss die Holzabfuhr nächstes Jahr tadellos funktionieren, damit eine Borkenkäfermassenvermehrung vermieden werden kann“, vermerkt Klaus Viertler, Forstreferent bei der Landwirtschaftskammer.

Aktuell betroffen von Holzschäden ist vor allem der Bezirk Lienz, aber auch in den Bezirken Kitzbühel und Kufstein gibt es punktuell Waldschäden. Bei alledem ist Tirol jedoch nicht allein mit seinem Problem: „Tirol ist bisher mit Ausnahme von Osttirol relativ verschont geblieben“, so Viertler. „Seit zwei Jahren gibt es einen sehr großen Schadholzanfall in unseren Nachbarländern. In einer groben Abschätzung kann man sagen, dass dort so viel Schadholz angefallen ist, wie normalerweise das ganze Jahr über im Wald geschlägert wird“, so Viertler. Betroffen sind etwa Länder wie Deutschland, Tschechien und Italien. Aber auch innerhalb Österreichs, konkret in Ober- und Niederösterreich, belaufen sich die Waldschäden auf mehrere Millionen Kubikmeter.

Herausforderungen zur Schadholzabfuhr

Das vergleichsweise geringere Ausmaß an Schäden für Tirol ist aber nur ein schwacher Trost, bedenkt man die Aufräumarbeiten. Die Topografie Tirols macht die Holzentfernung in Schutzwäldern mühsam und teuer, noch dazu ist der finanzielle Gewinn daraus gering bis gar nicht vorhanden. Allerdings, bermerkt Viertler, muss der Preis für Frischholz dennoch hoch genug sein, damit sich die Pflege des Jungwaldes rentiert. Auch wird es für 2020 nicht einfach werden, genug Schlägerungsfirmen für die Beseitigung des Schadholzes zu finden.

Holzlagerplatz der Stadtwärme Lienz
ORF
Ein Holzlagerplatz der Stadtwärme Lienz: Das Schadholz kann unter anderem als Brennstoff für Heizkraftwerke genutzt werden

Holzpreis im Keller

Wenig förderlich ist hierbei der niedrige Holzpreis: Lag er 2007 bis 2017 im Schnitt noch zwischen 80 und 100 Euro pro Festmeter, so beläuft er sich aktuell nur mehr auf 65 Euro bei der Fichte.

Die Tiroler Sägeindustrie kann ihren Jahresbedarf von drei Millionen Festmetern Rundholz nur zum Teil mit heimischem Holz decken. Das Schadholz aus Tirol sollte nahezu vollständig in der Region absetzbar sein. In der Vergangenheit mussten der Landesforstdienst und die Landwirtschaftskammer jedoch trotzdem intervenieren, damit das heimische Schadholz im eigenen Land abgenommen wurde, so Viertler. Die Konkurrenzware aus dem Ausland kann nämlich nach Sturm- oder Unwetterkatastrophen deutlich billiger sein.