Biafra, Nov. 1969
Medical clinic in Mabaitoti – Owerri.
Peter Williams
Peter Williams
Soziales

Caritas: Ausstellung über Biafra-Luftbrücke

50 Jahre nach dem Krieg um Biafra in Nigeria erinnert die Caritas der Diözese Innsbruck an das Leid mit einer Fotoausstellung. Damals verhungerten Millionen von Menschen. Die Caritas beteiligte sich damals an einer Luftbrücke zur Hilfe der Bevölkerung in Not.

Aufgrund willkürlich gezogener Grenzen durch die einstige Kolonialmacht Großbritannien lebten in Nigeria verschiedene rivalisierende Völker. 1966 verübten radikale Muslime ein großes Massaker an der christlichen Volksgruppe der Igbos und töteten damals 35.000 Menschen in einer Nacht. 1967 erklärten die Igbos daraufhin ihr Kernland für unabhängig von Nigeria.

Daraufhin brach ein Krieg mit der Staatsmacht aus, wo Nigerias Staatschef Yakubu Gowon versuchte, die Bevölkerung von Biafra durch Aushungern zu vernichten. In Reaktion darauf rief Papst Paul VI. zu Hilfslieferungen für die hungernde Bevölkerung von Biafra auf. Mehrere Staaten tolerierten damals eine illegale Luftbrücke, wobei Flieger nachts humanitäre Hilfsgüter in die eingekesselte Provinz brachten.

Caritas erinnert an Luftbrücke

Unter den Hilfsorganisationen, die damals Lebensmittel und Medikamente ins Land brachten, befand sich auch die Caritas. In Erinnerung an die damaligen Ereignisse organisiert sie aktuell die Ausstellung „Caritas vor 50 Jahren: Höhepunkt der Biafra-Luftbrücke“. Vom 3. Dezember bis 12. Jänner 2020 sind Bilder des Hilfseinsatzes in der Innsbrucker Zentrale der Caritas Tirol zu sehen.

Während des Biafra-Krieges verhungerten mehrere Millionen Menschen, zumindest eine Million davon waren Kinder. Da es bei dem Krieg nicht nur um Ethnie und Religion ging, sondern auch um Öl, ergriffen mehrere Staaten weltweit Partei für jeweils eine Seite. Großbritannien unterstützte Nigeria und sprach sich für einen „quick kill“ aus. Auch die Sowjetunion mischte mit, indem sie Nigeria mit Waffen ausrüstete. Frankreich und Portugal hingegen unterstützten Biafra, einige afrikanische Staaten anerkannten gar die Eigenstaatlichkeit der abtrünnigen Provinz.

Mit der angestrebten Unabhängigkeit war es vorbei, als 1970 das nigerianische Militär sich gegen Biafras Truppen durchsetzte. 1970 kapitulierte Biafra und ist seither wieder Teil Nigerias. Spannungen zwischen Ethnien und Religionen bleiben bis heute.

Fotostrecke mit 8 Bildern

Hilfsgüter werden von Fliegern nachts gebracht
Caritas Tirol
Flieger brachten Hilfsgüter für die hungernde Bevölkerung. Zu ihrer eigenen Sicherheit flogen sie nachts.
Demos gegen Krieg in Biafra
Caritas Tirol
Ausladen von Hilfsgütern
Caritas Tirol
Straße im Urwald als Fluglandebahn
Caritas Tirol
Hilfslieferungen werden ausgeladen
Caritas Tirol
Kind mit Entzündung
Caritas Tirol
Menschen beim Essen
Peter Williams
Hungernde Kinder in Biafra
Caritas Tirol

Hilfseinsatz als Erfolg

Als Millionen von Menschen ohne Lebensmittel auf einem kleinen Gebiet in der Größe von Vorarlberg eingekesselt waren, lieferten zahlreiche internationale Fluggesellschaften Hilfsgüter unter widrigsten Umständen. Die Flugzeuge konnten nur nachts fliegen, und als der letzte Flughafen in gegnerische Hände fiel, diente eine Urwaldstraße als Landeplatz. Die Luftbrücke kann jedoch rückblickend als Erfolg gewertet werden. Schätzungen zufolge konnte zumindest einer weiteren Million Kindern so das Leben gerettet werden.

Tiroler Jakob Ringler als Einsatzleiter der Luftbrücke

Jakob Ringler im Interview
ORF
Jakob Ringler

Jakob Ringler, Luftfahrtmanager und Gründungsgeschäftsführer der Tyrolean Airways, war vor 50 Jahren als Einsatzleiter der Biafra-Luftbrücke tätig. „Ich war damals ein absoluter Luftfahrtfreak und hatte damals schon viereinhalb Jahre Flugerfahrung“, so Ringler. Völkerrechtlich und luftfahrtrechtlich war die Luftbrücke laut Ringler völlig illegal. „Meine Aufgabe war die Organisation und Beladung der Flugzeuge sowie die Organisation des Transportes vom Hafen zum Flughafen“, sagte Ringler im ORF Tirol-Interview.

Im Interview erinnerte sich Ringler auch an dramatische Szenen während des Einsatzes. „Der Bomber ist in großer Höhe gekreist und wenn Lichter angegangen sind hat er Bomben abgeworfen. 170 Arbeiter an der Flughafenpiste sind dabei gestorben“, so Ringler. Ringler als Einsatzleiter und alle weiteren Beteiligten sollen schätzungsweise einer Million Menschen das Leben gerettet haben.