Außenansicht des Krankenhauses Schwaz
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Gesundheit

Reform stärkt Krankenhäuser in Bezirken

Anfang der Woche hat die Tiroler Landesregierung die Spitalsreform beschlossen. Tirolweit werden demnach 220 Betten gestrichen, zugleich sollen in den Bezirken ambulante Erstversorgungseinrichtungen gestärkt werden. Ein Schwerpunkt liegt künftig in der Übergangspflege.

Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) bezeichnete die nun beschlossene Tiroler Spitalsreform als zukunftsorientiert, gut durchdacht und konsensual. Indem die Leistungsangebote und die Zahl der Betten an die demografische Entwicklung der Bevölkerung angepasst werde, werden die Tiroler Krankenhäuser auch in den Bezirken gestärkt, so Tilg: "Die Patientin und der Patient stehen im Mittelpunkt der Reform.“

Weg von Betten- und hin zu Leistungsorientierung

Der Tiroler Krankenanstaltenplan – ausführlich „Stationärer Regionaler Strukturplan Gesundheit RSG 2025“ – soll die Spitäler entlasten, Kosten dämpfen und für eine bessere Abstimmung der Leistungen zwischen den Krankenhäusern sorgen. Man müsse auf die Erfordernisse der Zeit reagieren, begründete Tilg die Entscheidung, in ganz Tirol 220 Betten in den Krankenhäusern zu streichen und neue Schwerpunkte zu schaffen. Dabei habe er großen Wert gelegt, dass die einzelnen Krankenhäuser in diesen Prozess laufend eingebunden waren, betonte Landesrat Tilg.

Bernhard Tilg
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Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg

"Vor allem die Stärkung der Altersmedizin, Übergangspflege, Hospiz- und Palliativversorgung sowie integrierte Versorgungsprogramme wie HerzMobil Tirol oder DiabCare sind neue Meilensteine für die Versorgung der Patientinnen und Patienten in Tirol“, so Tilg.

Selbstbestimmtes Leben zu Hause ermöglichen

Durch das Vernetzen von Gesundheit und Pflege soll den älter werdenden Tirolerinnen und Tirolern ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden bis ins hohe Alter ermöglicht werden, betonte der Landesrat. „Seit 2012 investierte das Land Tirol 914 Millionen Euro in die Pflege“.

Zudem werden die Krankenhäuser durch 124 Übergangspflegebetten an den Spitalsstandorten, die dem Kontingent aus der Langzeitpflege anzurechnen sind, zusätzlich entlastet, erklärt Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg.

Außenansicht des Krankenhauses Schwaz
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Bezirkskrankenhaus Schwaz

Übergangspflege nach Krankenhausaufenthalt

Nach den Beispielen von Kitzbühel und Schwaz soll gleichzeitig zur Heim- und Spitalsentlastung auch die Übergangspflege systematisch ausgebaut werden. Im Krankenhaus Schwaz wird künftig eine zentrale, ambulante Erstversorgungseinheit (ZAE) für die Entlastung des Krankenhauses sorgen. Für jeden Bezirk ist das Angebot der vorübergehenden Übergangspflege für pflegebedürftige Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt vorgesehen.

Das Land führte das ambulante Erstversorgungszentrum des Landeskrankenhauses Innsbruck am Medizinzentrum Anichstraße (MZA), das 2017 in Betrieb ging, als erfolgreiches Beispiel an. Nach diesem Muster sollen an allen Spitalsstandorten Einrichtungen entstehen, die die Patienten entsprechend definierter Kriterien nach medizinischer Priorität einstufen. Die weniger dringlich Erkrankten werden in der Erstversorgungseinheit behandelt. So wird die Notaufnahme spürbar für die „echten“ Notfälle entlastet.

Unfallaufnahme
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Telefonische Gesundheitsberatung „1450“

Auch der gleichzeitige Ausbau der tages- und wochenklinischen Leistungen sowie ambulanten Betreuungsplätze soll die Krankenhäuser entlasten. Gleiches erwartet sich der Gesundheitslandesrat von der seit Herbst in Tirol zur Verfügung stehenden, telefonischen Gesundheitsberatung "1450“. Diese soll vielen den Weg in die Ordination oder das Krankenhaus ersparen – mehr dazu in 24 Stunden-Hotline für Gesundheitsfragen.

Flächendeckend steht seit heuer die mobile, ins Haus oder Heim kommende Hospiz- und Palliativversorgung bereit, um Krankenhäuser zu entlasten – mehr dazu in Würdevolle Begleitung am Lebensende.

„Keine Woche ohne gesundheitspolitische Hiobsbotschaft“

Scharfe Kritik übte bereits im Vorfeld der Präsident der Tiroler Arbeiterkammer (AK). Es vergehe keine Woche ohne gesundheitspolitische Hiobsbotschaft, so Erwin Zangerl in einer Aussendung. „Fast täglich müssen wir aus den Medien erfahren, wie schlecht es um das Tiroler Gesundheitswesen bestellt ist“ – mehr dazu in Spitalsreform sorgt für Kritik.