Pitztaler Gletscherskigebiet mit Blick zum Hinteren Brunnenkogel
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Pitztals Bürgermeister für „Gletscher-Ehe“

Die vier Pitztaler Bürgermeister haben sich am Dienstag geschlossen präsentiert und sich für den geplanten Gletscherzusammenschluss Pitztal-Ötztal ausgesprochen. Es gehe um das wirtschaftliche Überleben im Tal.

Die Gemeindechefs von Arzl, Jerzens, St. Leonhard und Wenns sehen schon jetzt einen Rückgang der Nächtigungszahlen, dem man mit der Gletscherfusion entgegenwirken könne. Der Eingriff in die Natur, nämliche die geplante Schleifung eines Berggrats östlich des Linken Fernerkogels, würde nur ein kleines Gebiet betreffen, sagten sie am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Arzl.

Von Kritikern missverstanden

St. Leonhards Bürgermeister, Elmar Haid, fühlt sich von den Kritikern missverstanden. Er sei kein Umweltzerstörer, betonte er. Zur geplanten baulichen Maßnahme sagte er: „Überall, wo gebaut wird, muss sich irgendetwas bewegen.“ Da aber der überwiegende Großteil unberührt bliebe, sei der Eingriff durchaus gerechtfertigt.

Man achte im Pitztal außerdem sehr wohl auf den Naturschutz, denn St. Leonhard werde unabhängig vom Zusammenschluss „weitere 8.000 Hektar Gemeindegebiet unter Schutz stellen“, so Haid. Auch der Bürgermeister von Wenns, Walter Schöpf, betonte, dass das Pitztal „eine der Regionen mit den größten Schutzgebietsräumen Tirols“ sei.

Außerdem erhoffen sich die Pitztaler Bürgermeister durch den Zusammenschluss einen Impuls zum Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. Der Anteil der Gäste, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Pitztal reisen, könnte deutlich gesteigert werden, meinte Josef Knabl, Bürgermeister von Arzl.

Zusammenschluss soll Tal beleben

Karl Raich, Bürgermeister von Jerzens, sah den geplanten Zusammenschluss als Möglichkeit, das Tal zu beleben. Die Abwanderung sei für Jerzens und das Pitztal ein großes Problem, das man mit der „Gletscher-Ehe“ lösen könne, so Raich. Man würde damit Arbeitsplätze schaffen, die das Tal dringend brauche.

Auch die Zahl an Nächtigungen würde wieder steigen, so der Jerzener Bürgermeister. Das sei für die Region entscheidend. Wenn nämlich keine Gäste mehr nach Jerzens kämen, würde auch der Nahversorger abziehen, womit das Dorf unattraktiv würde, so Raich.

Neben den Bürgermeistern scheint auch ein großer Teil der Pitztaler Bevölkerung hinter der „Gletscher-Ehe“ zu stehen. Bei einem Lokalaugenschein am Dienstag konnte ORF Tirol keine Kritiker finden. Ob der Zusammenschluss wirklich kommt, ist aber weiterhin unklar. Die Verhandlung zur Umweltverträglichkeitsprüfung soll im Jänner 2020 stattfinden.