Bauarbeiter arbeiten in der Hitze auf einer Baustelle
APA/EXPA/Jakob Gruber
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Umwelt

Kritik an steigendem Flächenverbrauch

Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer hat am Dienstag den steigenden Verbrauch von Naturflächen kritisiert. Auch die steigende Zahl von Deponiegenehmigungen bereite ihm Sorgen, so Kostenzer in seiner Bilanz über die vergangenen zwei Jahre.

Den Flächenverbrauch in Tirol bezeichnete Johannes Kostenzer als sehr problematisch, da er immer zunehme. In den vergangenen zehn Jahren wurden in Tirol 4.000 Hektar Naturflächen verbaut. Das entspricht in etwa der Größe der Stadt Kufstein. Vor allem in Tallagen werde das Problem immer größer, so Kostenzer. Aus seiner Sicht besteht hier dringende Handlungsbedarf. Um für den Erhalt der Landschaft und etwa auch der Insektenvielfalt eine Bremse einzuziehen, dürfe es in dieser Hinsicht keine Ausnahmegehnemigungen mehr geben, forderte der Landesumweltanwalt.

Wöchentlich eine Deponie für Bodenaushubmaterial

Als zweiten Problembereich führte Kostenzer die Deponien an. Dabei handle es sich um ein notwendiges Übel, aber es sei nicht nachzuvollziehen, dass jede Gemeinde eine eigene Bodenaushubdeponie braucht. Zwar hätten Gemeinden bei Deponien bis 100.000 Kubikmeter keine Parteienstellung im Genehmigungsverfahren, sie könnten aber dennoch aktiv werden, wenn sie eine Depnie in ihrer Gemeinde nicht haben wollten, so Kostenzer. Es gäbe hier genügend Möglichkeit zu agieren.

Johannes Kostenzer
ORF
Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer

Derzeit werde jede Woche eine Deponie bewilligt. Kostenzer forderte hier ein vorausschauendes Planen, das über die Gemeindeebene und auch über Planungsverbände hinausgehen sollte. Als negatives Beispiel führte der Landesumweltanwalt das Beispiel einer Deponie am Fernpass ab. Die dortige Lage führe zu zusätzlichem Verkehr entlang der ohnehin schon stark befahrenen Transitroute.

Ausbau der Angebote im Sommertourismus

Auch die ständig steigenden Infrastrukturmaßnahmen für den Sommertourismus sind Kostenzer ein Dorn im Auge. Es könne weitere Angebote wie Singletrails, Golfplätze oder Erlebnisräume höchstens dann befürworten, wenn sie innerhalb bereits genehmigter Räume realisiert würden. Es dürfe dafür jedoch kein weiterer Raum verbraucht werden.

Pro Jahr hat es die Landesumweltanwaltschaft mit rund 1.250 Verfahren zu tun, bei denen eine naturschutzrechtliche Genehmigung beantragt wird. Weit über 1.000 Verfahren würden jährlich genehmigt, so Kostenzer, etwa zehn Prozent der Fälle würden negativ bescheidet.

Nein zu Zusammenschluss Pitztaler und Ötztaler Gletscher

Jährlich werden in Tirol rund 40 Hektar an zusätzlichen Skipisten genehmigt. Einem möglichen Zusammenschluss der Skigebiete Pitztaler und Ötztaler Gletscher steht Kostenzer eindeutig negativ gegenüber.

Das geplante Skigebiet zwischen Pitzal und Ötztal sei in Wahrheit das sechste Gletscherskigebiet in Tirol. Es handle sich dabei um den Neubau eines Skigebiets mit Talanbindung, mit einer zentralen Verteilerstation mit mehreren Liftanlagen in verschiedenen Richtungen, einer eigener Beschneiungsanlage und auch Skiwege habe. Der Begriff „Zusammenschluss“ sei in diesem Fall trügerisch, es würde vielmehr ein weiteres Skigebiet rund um den Linken Fernerkogel entstehen. Dafür sollten sehr hochwertige Naturräume in Anspruch genommen werden.

Grafik der Umweltorganisationen zum Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Ötztal Pitztal
Allianz für die Seele der Alpen
Geplantes Projekt zu Pitztaler/Ötztaler Gletscherskigebiet

Das Projekt habe ein Ablaufdatum, denn sogar in den Antragsunterlagen sei vermerkt, dass spätestens im Jahr 2050 alle Pistenflächen, die Bestandteil dieses Vorhabens seien, abgeschmolzen sein werden. Daher müsse man in diesem Fall besonders sorgsam mit Naturflächen umgehen