Zwei rote leere Parkbänke.
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SOZIALES

Immer mehr Frauen sind wohnungslos

Viele Menschen können sich die teuren Wohnungspreise vor allem in und um Innsbruck nicht mehr leisten. Rund 400 Frauen waren hier 2018 als wohnungslos registriert. Die Dunkelziffer ist viel höher. Wohnungslosen zu helfen, wird immer schwieriger, sagen Sozialvereine.

Das Bild von Obdachlosen ist oft mit Klischees behaftet und vielschichtiger, als man es auf den ersten Blick erkennen kann. Wohnungslosigkeit betrifft etwa nicht nur Männer, die auf einer Parkbank oder auf der Straße schlafen müssen. Auch viele Frauen und Kinder haben keine eigene Wohnung. Genaue Statistiken über obdachlose Menschen gibt es nicht, heißt es bei den Sozialvereinen. Diese registrieren nur jene Menschen, die um Beratung und Hilfe bitten.

Frauen sind versteckt wohnungslos

Auf der Straße oder auch in Obdachloseneinrichtungen treffe man Frauen eher weniger, sagt Susanne Schwärzler vom Verein DOWAS für Frauen. Sie hätten dort mitunter wenig Schutz. „Frauen versuchen, eher private Lösungen zu finden. Sie kommen bei Freunden, Bekannten oder Verwandten unter oder sie gehen zweckorientierte Partnerschaften ein, wo sie leben können“, sagt die Sozialarbeiterin. Wohnungslosigkeit betreffe jedenfalls immer mehr Menschen. Die Anfragen bei den Sozialvereinen seien in den letzten Jahren gestiegen.

Frau sitzt im Stuhl bei einem Beratungsgespräch
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Beim Beratungsgespräch mit einer Klientin geht es neben der Wohnungssuche auch um Themen wie Mindestsicherung oder Probleme bei der Kinderbetreuung

Viele Ursachen für Obdachlosigkeit

Es gibt viele Gründe, warum Männer und Frauen ihre Wohnungen verlieren. Eine der häufigsten sind Trennung oder Scheidung und der Verlust des Arbeitsplatzes. Manche Frauen gehen von zu Hause weg, weil sie Gewalt in der Partnerschaft erlebt haben.

Oft sei die Entscheidung schwierig, vor allem wenn Kinder da sind, sagt Schwärzler. „Sehr oft sind Frauen und dann vor allem Alleinerziehende von Armut betroffen. Viele arbeiten in Teilzeit und verdienen weniger als Männer. Wenn eine Notlage auftritt, ist kein finanzieller Puffer da.“

Betreute Wohnplätze helfen in Notlagen

In Tirol haben sich fünf Vereine zur Arbeitsgemeinschaft Betreutes Wohnen zusammengeschlossen. Die Aids-Hilfe Tirol, DOWAS für Frauen, das Frauenhaus Tirol, der Verein für Obdachlose und der Verein zur Förderung des DOWAS bieten betreute Wohnplätze an. Die Vereine haben rund 50 Wohnungen auf dem freien Markt und aus Beständen von Stadtwohnungen angemietet und vermieten sie für eine begrenzte Zeit an Klienten weiter. Die Miete und die Betriebskosten zahlen die Bewohner.

Zur Betreuung und Bearbeitung der vielfältigen Problemlagen gibt es sozialarbeiterische und psychosoziale Unterstützung. Ziel ist es, dass die Klienten über kurz oder lang eine eigene Wohnung finden können.

Wartelisten werden immer länger

Beim DOWAS für Frauen stehen derzeit 116 Frauen und 80 Kinder auf der Warteliste für betreute Wohnplätze. In den acht Übergangswohnungen des Vereins sowie in einer Wohngemeinschaft ist Platz für 15 Frauen und 13 Kinder. „Es wird immer schwieriger, bei den steigenden Mietpreisen adäquate Wohnungen für die Klienten zu finden“, sagt Peter Grüner vom Verein DOWAS, der insgesamt 50 betreute Wohnplätze für Erwachsene und Jugendliche zur Verfügung stellt. Der Bedarf steige jedenfalls. Daher werde bereits mit dem Land Tirol über mehr finanzielle Mittel und einen Ausbau des betreuten Wohnens verhandelt.