Die Bevölkerung wurde am Freitagnachmittag dazu aufgerufen, sich auf mögliche Stromausfälle vorzubereiten. Angesichts der Schneefälle müsse nicht nur das Lawinenrisiko im Auge behalten werden. Es bestehe auch Gefahr, dass Bäume und Äste unter der Schneelast brechen.
Neue Schneefälle sorgen für weitere Ausfälle
Nachdem die Stromversorgung am Donnerstagabend in ganz Osttirol wiederhergestellt werden konnte – mehr dazu in Osttirol: Lage entspannt sich – vorerst –, sorgten die Schneefälle am Freitag für neue Ausfälle. Am späten Nachmittag brach eine Hauptleitung bei Sillian zusammen. Laut Netzbetreiber TINETZ waren am Freitagabend 4.500 Haushalte in Osttirol ohne Strom. „Das Bild, das wir jetzt haben, habe ich eigentlich erst für die Nacht befürchtet. Ich bin sehr skeptisch, was uns da heute noch blüht“, sagte Klaus Schüller von der TINETZ am Freitag gegen 17.30 Uhr.
Betroffen waren vor allem das Gemeindegebiet von Matrei, mehrere Gemeinden im Pustertal und das Gebiet von Kartitisch bis zur Grenze zu Kärnten. In Kärnten führte der heftige Niederschlag vor allem in Oberkärnten zu Problemen. Beispielsweise in der Gemeinde Großkirchheim sollten die Menschen in ihren Häusern bleiben – mehr dazu in Großkirchheim: Menschen sollen in Häusern bleiben.
Große Lawinengefahr in weiten Teilen Tirols
Für Freitag wurden 50 bis 85 Zentimeter Neuschnee in mittleren Lagen von 1.500 bis 2.000 Meter erwartet, darüber bis zu einem Meter und lokal auch mehr, so die Vorhersage der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Problematisch dabei könnten auch Orkanböen werden, die bis zu 120 km/h erreichen können.
Neben Osttirol bestand in Tirol auch sonst am Alpenhauptkamm große Lawinengefahr. Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndiensts Tirol, rechnete mit einer Beruhigung für Samstag. Er riet allerdings von Skitouren oder Variantenfahrten abseits gesicherter Pisten dringend ab.

Bezirkshauptfrau sieht Bezirk gerüstet
Der Bezirk Lienz sei gerüstet, schilderte Bezirkshauptfrau Olga Reisner. Sie habe ständigen Kontakt mit den Bürgermeistern und den Blaulichtorganisationen. Es gebe laufend Lagebesprechungen und Gespräche darüber, wie man sich vorbereiten könne.

Aktuell seien zahlreiche Feuerwehrleute und mehrere Personen des Bezirksbauamts Lienz im Räumeinsatz, so Reisner. Außerdem würden zahlreiche Sanitäter, Notärzte, Polizisten, ÖBB-Mitarbeiter und Soldaten des Bundesheeres kräftig mithelfen. Bedienstete der Bezirkseinsatzleitung, der Wildbach- und Lawinenverbauung und der Austrian Power Grid – sie betreibt das überregionale österreichische Stromnetz – sind in Bereitschaft.
Hubschrauber blasen Schnee von Bäumen
Hubschrauber des Bundesheeres sind in Osttirol präsent, auch Freitagfrüh waren zahlreiche Straßen wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Am Samstag soll der Landeshubschrauber nach Osttirol überstellt werden und auch bis auf Weiteres dort bleiben.
Schulen aus Sicherheitsgründen gesperrt
Die Bildungsdirektion Tirol hatte am Freitag aufgrund der anhaltenden starken Schneefälle und des orkanartigen Sturms allen Pflichtschulen in Osttirol empfohlen, geschlossen zu bleiben. Mädchen und Buben, die sich bereits in den Schulen befanden, seien beaufsichtigt worden. Auch alle sechs höheren Schulen blieben geschlossen.
Aus Sicherheitsgründen sagte die Bezirkshauptmannschaft außerdem den Lienzer Stadtmarkt für Freitag und Samstag ab. Wegen anhaltender Schneefälle musste am Freitagnachmittag im Osttiroler Drautal bis auf Weiteres auch der Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Lienz und Innichen eingestellt werden. Die Straßenverhältnisse seien zu unsicher, teilten die ÖBB mit. Zuvor hatte bereits der Zugsverkehr eingestellt werden müssen, da mehrere umgestürzte Bäume die Oberleitung beschädigt hatten.