Skifahrer auf Piste
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Wirtschaft

Flexible Skiticket-Preise im Visier

Dynamische Preise für den Skipass – abhängig etwa von Buchungsdatum oder Wetter – sind in der Schweiz bereits verbreitet, Diskussionen gibt es darüber auch in Tirol. Während Befürworter unter anderem bessere Umsätze erhoffen, sehen Kritiker eine Reihe von Nachteilen.

Günstigere Preise unter der Woche oder bei langer Vorausbuchung, höhere Tarife fürs Skiticket rund um Feiertage und an den Wochenenden: In der Schweiz ist dieses sogenannte „Dynamic Pricing“ in mehreren Skigebieten üblich. Zum Teil wird auch die Wetterprognose in die Berechnung mit einbezogen. Ist schönes Wetter angesagt, steigen die Preise. Bei Schlechtwetter kommen die Skifahrer dagegen günstiger davon.

In der Schweiz habe sich das System durchaus bewährt, meint Robert Steiger, Tourismusexperte an der Universität Innsbruck. Die Bergbahnen selbst würden von höheren Erlösen und einer besseren Auslastung durch das System berichten. Auch bei den Kunden gebe es durchaus Akzeptanz, wenn sie durch frühzeitiges Buchen einen Discount-Preis für das Skiticket bekommen können.

Skigebiet St. Moritz/Engadin
APA/Barbara Gindl
In St. Moritz im Schweizer Engadin wurden in der vergangenen Saison flexible Skiticket-Preise eingeführt

Bessere Verteilung auf den Pisten

Neben einer Optimierung der Umsätze können Skigebiete durch flexible Ticketpreise auch den Kundenandrang besser lenken und mit günstigen Tarifen mehr Wintersportler an Werktagen anlocken, so Steiger. Mit höheren Preisen am Wochenenden oder zu anderen Stoßzeiten kann umgekehrt bewirkt werden, dass dann etwas weniger Skifahrer kommen. Das erhöhe Qualität und Komfort, weil es auf den Pisten weniger eng ist oder Wartezeiten bei den Lifte verhindert werden können.

In der Schweiz können die Tickettarife für eine Tageskarte um 50 bis 70 Prozent auseinanderliegen. In St. Moritz lag der günstigste Tagespreis in der vergangenen Saison bei 45 Franken (knapp 39 Euro). Nach oben waren die Preise nicht limitiert, an Tagen mit sehr starker Nachfrage erreichten die Skipass-Preise an die 105 Franken.

Nachteile für bestimmte Kunden

Nachteile sieht der Tourismusforscher für Kunden, die nicht schon Monate im voraus ihr Skiticket buchen oder nur am Wochenende zum Wintersport können. Bedenken gebe es auch, weil in der selben Liftgondel Wintersportler sitzen könnten, die ganz verschieden viel fürs Schneevergnügen gezahlt haben.

Skipass und Zutrittskontrolle (Lienzer Bergbahnen)
ORF.at/Zita Klimek
Bei dynamischen Ticketpreisen gibt es Gewinner und Verlierer unter den Kunden

Bei Hotels seien unterschiedliche Preise je nach Nachfrage oder Buchungsdatum aber durchaus üblich und bekannt, argumentiert Steiger. In Tirol sei man bisher aber zurückhaltend, was dynamische Skilift-Preise anbelangt. Ein Argument ist dabei, dass eine derartige Tarifgestaltung als intransparent empfunden wird.

Keine Pläne für konkrete Einführung in Tirol bekannt

Ob ein derartiges System auch in Tirol kommt, ist derzeit nicht klar. Es gebe Interesse aus Tirol, heißt es bei Anbietern. Konkrete Pläne für eine Einführung sind aber nicht bekannt.

Die Bergbahnen seien hier noch vorsichtig, meint der Wirtschaftswissenschafter Robert Steiger von der Innsbrucker Universität. Es gebe Befürchtungen, dass Skigäste durch ein Dynamic Pricing verärgert werden könnten. „Man hat hier auch Bedenken, dass man nicht mehr zurück kann, wenn man den Schritt erst einmal gemacht hat“, ortet Steiger Bedenken. Vor allem bei der Einführung könnten die Gäste verschnupft reagieren, so die Sorge bei Touristikern.

Hörl zeigt sich skeptisch

Franz Hörl, der Fachgruppenobmann der Seilbahnwirtschaft, zeigt sich bezüglich flexibler Preise noch skeptisch und abwartend. Man beobachte das und schaue sich das genau an. Man wolle das aber deshalb nicht, „weil unser System fairer ist“, insbesondere würden etwa in Höchstzeiten und bei schönstem Wetter Kinderermäßigungen und alles andere greifen. Er könne nicht ausschließen, das so etwas auch in Tirol kommen werde, aber der Beobachtungszeitraum sei zu kurz. Man wolle sich schon noch ein, zwei oder drei Saisonen Zeit nehmen, um die Erfahrungen der Schweizer zu überprüfen und zu schauen, ob das den Wünschen der Gäste entspreche, so Hörl.