Ärzte bei der Besprechung
tirol kliniken/Gerhard Berger
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Gesundheit

Klinik startet Zentrum für Fehlbildungen

Vor allem Kinder leiden an Fehlbildungen im Kopf-, Hals- und Gesichtsbereich. In einem eigenen Zentrum für Fehlbildungen werden in Innsbruck künftig pro Jahr 50 Patienten behandelt. Dafür bündeln elf Fachdisziplinen ihr Wissen im „Craniofacialen Zentrum Innsbruck“.

Als craniofaciale Fehlbildungen bezeichnet man angeborene Fehlbildungen im Kopf-, Hals- und Gesichtsbereich. Typische Beispiele sind Lippen- und Gaumenspalten, Verformungen des Schädels, der Ohren oder Augen. Die Auswirkungen gehen meist über ästhetische Aspekte hinaus und erfordern die Expertise und Zusammenarbeit zahlreicher Fachrichtungen.

Mehrere Fachrichtungen sind bei Fehlbildungen involviert

Bei einer Fehlbildung der Ohren erfolgt die Rekonstruktion der Ohrmuschel von der Plastischen Chirurgie, die Herstellung des Gehörs von der HNO- und HSS-Klinik, und die Humangenetik untersucht die genetischen Ursachen.

Bei Kiefer- und Zahnfehlstellungen oder Funktionsstörungen braucht es die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie die Kieferorthopädie. Immer involviert sind außerdem Radiologie und Anästhesie. Bei Kindern ist die Kinderklinik mit dabei, und wenn die Fehlbildung schon in der Schwangerschaft festgestellt wird, ist auch die Gynäkologie eingebunden.

Gerhard Pierer, Christine Fauth, Patientin Selina und Claus Pototschnig
tirol kliniken/Schirmer)
Gerhard Pierer, Direktor der Univ.-Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Christine Fauth, Oberärztin am Institut für Humangenetik, Patientin Selina und Claus Pototschnig, Geschäftsführender Oberarzt an der Univ.-Klinik für HNO und Leiter des Craniofacialen Boards

Gemeinsames Arbeiten an bester Behandlung für Patienten

Die 16-jährige Patientin Selina aus der Steiermark wurde mit einer Fehlbildung des Ohres und einer Hörstörung geboren. Dank der interdisziplinären Zusammenarbeit mehrerer Kliniken kann sie heute ein normales Teenager-Leben führen.

„Ein Kind oder seine Eltern können nicht wissen, was, wann und wo am besten behandelt wird, und es ist eigentlich nicht zumutbar, dass sich Patienten selbst um übergreifende Termine an mehreren Kliniken bemühen müssen. „Genau das ist einer der Hauptgründe für die Bildung dieses Zentrums“, erklärte Gerhard Pierer. Wo immer ein Betroffener anklopfe, habe er so die Sicherheit, dass alle gemeinsam die für ihn beste Behandlung finden würden.

Medizinische Disziplinen arbeiten in Zentrum zusammen

Da die Diagnose und die Behandlung von Fehlbildungen die Zusammenarbeit vieler verschiedener medizinischer Disziplinen brauchen, riefen die tirol kliniken mit der Medizinischen Universität Innsbruck das Craniofaciale Zentrum ins Leben.

„Der Patient soll damit primär die bestmögliche Behandlung mit den jeweils richtigen Spezialisten für die jeweiligen Probleme bekommen“, erläuterte Gerhard Pierer. Er ist Sprecher der Zentrum-Mitgliederversammlung, die aus elf Fachdisziplinen besteht. Diese Fächer sind im Craniofacialen Zentrum Innsbruck vertreten:

  • Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin
  • Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
  • Univ.-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
  • Univ.-Klinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen
  • Institut für Humangenetik
  • Univ.-Klinik für Kieferorthopädie
  • Department Kinder- und Jugendheilkunde
  • Univ.-Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
  • Univ.-Klinik für Neurochirurgie
  • Univ.-Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
  • Department Radiologie
Ärzte bei der Besprechung an Klinik
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Ärzte arbeiten im craniofacialen Zentrum gemeinsam an der Lösung für das Problem eines Patienten

Fehlbildungen werden wissenschaftich aufgearbeitet

Dank der Einbindung der Medizinischen Universität wird das Thema Craniofaciale Fehlbildungen auch wissenschaftlich begleitet. „Fehlbildungen können erblich bedingt sein und hier gilt es die Hintergründe genau zu eruieren, um den betroffenen Familien auch beratend zur Seite stehen zu können“, sagte Christine Fauth, die als Vertreterin des Instituts für Humangenetik im Zentrum tätig ist.

Auch die Frühdiagnostik durch die Gynäkologie spiele eine wichtige Rolle, sagte HNO-Arzt Claus Pototschnig. „Durch einen Ultraschall lässt sich eine notwendige Operation schon Monate zuvor planen“, ergänzte Gerhard Pierer.