Eingebettet in den Grabstein gibt ein kleiner Bildschirm Einblicke in das Leben des Verstorbenen: Fotos aus dem Familienleben oder auch ein Stammbaum der Vorfahren sind da zu sehen. Virtuelle Kerzen können über das Handy angezündet werden. Der digitale Grabstein holt die Technologie auf den Friedhof. Die Idee dazu kommt von Steinmetz Peter Lutz.
Wer nur den Namen und das Geburts- und Sterbedatum am Grabsteine sehe, könne nur wenig Anteil an der Geschichte der Verstorbenen nehmen, so Lutz. Der digitale Grabstein biete viel mehr Möglichkeiten, um sich an die Verstorbenen zu erinnern. Dabei soll der traditionelle Grabstein nicht ersetzt werden, sondern den Angehörigen mehr Möglichkeiten bieten.
Bisher ein Exemplar in Tirol
Der Bildschirm am Friedhof ist im Ruhemodus, bis er mit dem Handy aktiviert wird. Dann können Passanten und Angehörige den Inhalt des Bildschirmes betrachten. Der erste digitale Grabstein Tirols steht seit dieser Woche am Pradler Friedhof in Innsbruck. Die Innsbruckerin Sandra Massimiani hat sich bei einem Vorsorgegrab für ihre Familie für die neue, digitale Variante entschieden.
Für sie ist der Bildschirm eine Möglichkeit, den Verstorbenen in seinem besten Licht zu zeigen. So könne der Verstorbene so wiedergegeben werden, wie er war, und werde nicht nur auf einen Namen oder ein Standbild reduziert, so Massimiani.
Bildschirm muss Wetter standhalten
Angefertigt wird der digitale Grabstein auf traditionelle Art und Weise nach den Wünschen des Kunden. Steinmetz Peter Lutz und seinen Mitarbeitern ist es dabei wichtig, dass es kein reiner Bildschirm ist, sondern die Technik in einen klassischen Grabstein eingearbeitet wird. Lutz hat einige Jahre an der Entwicklung des Grabsteins gearbeitet, der digitale Grabstein muss schließlich wind- und wetterfest sein.
Der Bildschirm werde deshalb mit speziellen Folien abgedichtet und aussilikoniert. Zugleich werde er in ein Gehäuse eingebaut, vergleichbar mit einer Blackbbox in einem Flugzeug. Betrieben wird der Bildschirm mit Solarenergie.
Gedenken auch über Handy möglich
Neben Fotos und Videos bietet der digitale Grabstein auch ein virtuelles Gästebuch, in dem Angehörige und Bekannte Nachrichten hinterlassen können. Gerade bei einer großen Verwandtschaft oder wenn die Familie im Ausland verstreut lebt sei das eine gute Lösung, so Massimiani. Man müsse nicht mehr am Friedhof stehen, um zu zeigen, dass man an einen Verstorbenen denke.
Gemeinden stoppen Technik am Friedhof
Nicht überall stößt die neue Technologie auf Begeisterung. Die Gemeinderäte in Schattwald, Brixlegg und Zell am Ziller haben sich bereits gegen solche digitalen Grabsteine ausgesprochen – sie wollen die traditionelle Erinnerungskultur auf ihren Friedhöfen bewahren. Die Tiroler Friedhofskultur sei eine schöne Tradition, dazu gehören auch die Pflege und das Besuchen der Gräber, so Robert Pramstrahler, der Bürgermeister von Zell am Ziller.
Ihm und seinen Gemeinderäten hätte es besser gefallen, wenn die Digitalisierung vor dem Friedhof Halt mache. Dort soll weiterhin das persönliche Gedenken im Vordergrund stehen, so Pramstrahler. In Innsbruck zeigte sich die Friedhofsverwaltung offen für Alternativen zu herkömmlichen Gräbern. Ob sich der digitale Grabstein durchsetzen wird, muss sich aber erst zeigen.