Junge Frau gestikuliert in Gebärdensprache
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Bildung

Gehörlose verlangen mehr Gehör

700 Tiroler sind als gehörlos registriert. Die Dunkelziffer ist laut Gehörlosenverband höher. Für sie gibt es zu wenig Gebärdensprach-Dolmetscher, kritisiert der Verband seit Jahren. Bisher wurden in Tirol keine ausgebildet. Das soll sich ab nächstem Jahr ändern.

Ausbildungen für Gebärdensprachdolmetscher gab es bisher in Linz, Graz, Wien und seit kurzem in Salzburg. Allein mit der Zahl der Absolventen ist der Bedarf an Übersetzern aber nicht gedeckt. In Tirol gibt es zwölf Gebärdensprachdolmetscher. Nur drei von ihnen arbeiten Vollzeit. Benötigt ein Gehörloser oder Schwerhöriger einen Übersetzer gibt es mitunter lange Wartezeiten.

Ohne Dolmetscher können Gehörlose oft nur schwer am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Wer zum Arzt oder zu einer Behörde gehen muss, kann das nicht ohne Übersetzer. Auch bei Freizeitaktivitäten gibt es viele Barrieren für gehörlose Menschen.

Frau spricht in Gebärdensprache
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Monika Mück-Egg ist die Leiterin des Gehörlosenverbands Tirol

Neuer Lehrgang an der FH Gesundheit in Innsbruck

Ab Herbst 2020 sollen an der Fachhochschule für Gesundheit (fhg) Gebärdensprachdolmetscher ausgebildet werden. Ein Lehrgang mit 25 Ausbildungsplätzen wurde vor kurzem bei der zuständigen Behörde AQ Austria in Wien zur Akkreditierung eingereicht. Das Bachelorstudium soll drei Jahre dauern. Vorbehaltlich der Akkreditierung und der Finanzierung werde im Wintersemester 2020/2021 gestartet heißt es von der FH Gesundheit.

Arzt untersucht gehörlose Patientin, neben ihm steht die Gebärdensprachdolmetscherin
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Bei Arztbesuchen brauchen Gehörlose Dolmetscher

Finanzierung übernimmt das Land

Durch den Ausbildungslehrgang entstehen jedes Jahr Kosten von rund 200.000 Euro. Derzeit wird innerhalb der Landesregierung über die Finanzierung verhandelt. Zu erwarten ist, dass sich der für die Fachhochschulen zuständige Landesrat Bernhard Tilg (ÖVP) und die für Soziales und Inklusion zuständige Landesrätin Gabriele Fischer (Grüne) die Kosten teilen. Für die endgültige Genehmigung braucht es dann einen Regierungsbeschluss.