Tatort Wohnhaus am Ortsrand von Kitzbühel
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Chronik

U-Haft nach Fünffachmord in Kitzbühel

Nach dem mutmaßlichen Fünffachmord in Kitzbühel ist am Montag die Untersuchungshaft über den 25-jährigen Verdächtigen verhängt worden. In der Stadt herrschten am Tag nach der Tat Trauer, Betroffenheit und Unverständnis. Ermittlungen und die Aufarbeitung der Bluttat waren im Gange.

Gegen Montagmittag erfolgte der Beschluss des Innsbrucker Landesgerichts, die U-Haft zu verhängen. In zwei Wochen werde es eine Haftprüfung geben, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Hansjörg Mayr. Bei Mordverdacht brauche es keine speziellen Haftgründe. In derartigen Fällen sei die Untersuchungshaft obligatorisch.

Schock in Kitzbühel, Trauer auch in Oberösterreich

Der 25-jährige Verdächtige hatte am Sonntag in den frühen Morgenstunden fünf Menschen getötet: vier Mitglieder einer einheimischen Familie und einen jungen Oberösterreicher, den neuen Freund der Tochter der Familie. Dieser wurde mittlerweile identifiziert. Es handelt sich um einen 24-Jährigen aus Gmunden. Der junge Mann sei bei der Kitzbüheler Eishockey-Mannschaft unter Vertrag gestanden, so die Polizei. Die Bevölkerung sei schockiert. „So eine Gräueltat hat es noch nie in unserer Gemeinde gegeben“, sagte etwa Bürgermeister Klaus Winkler.

Totale Rathaus Kitzbühel mit schwarzer Fahne
Stadt Kitzbühel
Am Kitzbüheler Rathaus wurde die schwarze Fahne gehisst

Eifersucht als Motiv

Sonntagfrüh erschoss ein 25-jähriger Kitzbüheler seine Ex-Freundin, deren Eltern, ihren Bruder und ihren neuen Freund. Das Motiv dürfte Eifersucht gewesen sein. Die junge Frau hatte sich zwei Monate vorher vom mutmaßlichen Täter getrennt. Noch am Samstag war es zu einem Treffen zwischen dem Mann und seiner Ex-Freundin gekommen.

In den frühen Morgenstunden suchte er dann das Elternhaus der Ex-Freundin auf, deren Vater schickte ihn weg. Aber er kam wieder, diesmal mit einer Pistole und einem Messer. Er erschoss den Vater, als dieser abermals die Tür öffnete, danach den Bruder, dann die Mutter und zuletzt seine Ex-Freundin und deren neuen Partner, der bei ihr geschlafen hatte.

Anschließend ging er zur Polizei und stellte sich mit den Worten, dass er fünf Menschen ermordet habe. Der Mann, der aus einer laut Gemeinde „unauffälligen“ Kitzbüheler Familie stammt, befindet sich bereits in der Justizanstalt.

Krisenintervention dauert noch Tage

In der Region stehen mehrere Kriseninterventionsteams im Einsatz. Dort werde auf Hochtouren gearbeitet, sagte Bürgermeister Winkler. Die Mitarbeiter reden mit den Angehörigen, den Bekannten und auch den Betrieben, in denen Täter und Opfer beschäftigt waren. Für Gerhard Müller, den Einsatzleiter des Kriseninterventionsteams, ist das ein Fall, der in dieser Dimension selbst für die Helfenden noch nie da war: „Für uns geht die Arbeit noch die nächsten Tage weiter. Wir müssen schauen, wie viele Angehörige gibt es denn wirklich, damit wir niemanden vergessen. Unsere Teams, unsere Leute sind noch länger im Einsatz.“

Beileidsbekundungen aus Oberösterreich

Der Kitzbüheler Eishockey-Club Die Adler drückte auf seiner Homepage seine Anteilnahme aus. Der 24-jährige Teamspieler, der unter den Mordopfern ist, sei erst heuer zu den Adlern gestoßen, habe sich mit seiner ruhigen und besonnenen Art bestens ins Team integriert und sei allseits geschätzt und beliebt gewesen, schrieb der Verein auf seiner Homepage. Nach einem Heimspiel am Vorabend der Tat sei der Oberösterreicher zum „Man of the Match“ gewählt worden. Auch der Verein Liwest Blackwings Linz, bei dem der Getötete zuvor gespielt hatte, postete auf Facebook: „An einem Tag wie heute fehlen uns allen einfach nur die Worte. Nichts, was wir jetzt schreiben oder sagen, kann unseren Schmerz ausdrücken.“

Notfallpsychologe Dietmar Kratzer

In „Tirol heute“ erklärte Notfallpsychologe Dietmar Kratzer, wie man selbst und ein ganzer Ort mit so einer Ausnahmesituation leben kann.

Tatortarbeit abschließen

Für die Polizei steht am Montag die Tatortarbeit im Fokus. Diese soll Montag oder Dienstag abgeschlossen werden, sagte der Leiter des Landeskriminalamts, Walter Pupp. Zudem sollen noch ergänzende Vernehmungen durchgeführt werden. Auch die Leichen sollen obduziert werden. Das werde den gesamten Tag in Anspruch nehmen, weshalb mit einem Ergebnis frühestens am Abend oder erst am Dienstag zu rechnen ist.

Waffenbesitzer nicht erreichbar

Der Bruder des Verdächtigen, dem die Tatwaffe gehörte, konnte vorerst nicht erreicht werden. Er befand sich laut Pupp in Fernost. Warum der Verdächtige seine Aggression gegen die gesamte Familie der Ex-Freundin richtete, ist weiterhin unklar. „Diese Frage beantwortet er nicht, weshalb das so schnell nicht zu klären sein wird“, meinte der Chefermittler.

Auch die FPÖ kondoliert

Der 25-jährige Verdächtige nach dem Fünffachmord in Kitzbühel ist Mitglied der FPÖ gewesen. Dies teilten die Freiheitlichen am Montag in einer Aussendung mit. Nach Bekanntwerden der Tat sei er noch am Sonntag wegen „Gefahr in Verzug“ aus der Partei ausgeschlossen worden, hieß es.

Der 25-Jährige war im Jahr 2014 für zwei Monate als Jugendreferent Mitglied der Stadtparteileitung der FPÖ Kitzbühel. Nach seinem Ausscheiden war er bis Sonntag einfaches Parteimitglied, ohne Funktion oder Mandat. FPÖ-Landesparteigeneralsekretär Patrick Haslwanter versicherte im Namen der Freiheitlichen Partei den Angehörigen der Opfer seine „aufrichtigste Anteilnahme“. Die Tiroler Landesregierung hielt im Rahmen ihrer Regierungssitzung am Montag eine Gedenkminute für die Mordopfer ab.