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Familie lebt ohne Regeln

Ohne Windeln, ohne Schuhe und ohne Verbote wachsen die Kinder der Familie Rainer aus dem Vinschgau auf. Wie andere Eltern auch, wollen Friederike und Ewald nur das Beste für ihre Kinder. Ihr freier Lebensstil wirft Fragen auf.

Im Alltag der Rainers kommt das Wort „frei“ oft vor. Schuhfrei, Windelfrei, Regelfrei. Ronja und Matthis wachsen nicht wie die meisten Kinder auf. Wenn die dreijährige „Räuberstochter“ will, darf sie barfuß in den Schnee. Auf den Kinderwagen, Babybrei und ein eigenes Kinderzimmer haben Mama Friederike und Papa Ewald verzichtet.

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Am Spielplatz: Mama Friederike, Papa Ewald,"Räuberstochter" Ronja und der kleine Matthis

Wie das funktionieren soll, hält Mama Friederike in ihrem Buch „Free Family“ fest. Der Ratgeber gibt Geschichten aus dem gewöhnlichen Leben einer außergewöhnlichen Familie preis.

„Unsere Tochter ist laut, selbstbewusst und willensstark – eben ein typisches Kleinkind“, schreibt die gebürtige Deutsche. Nur, dass sich Ronja nicht wie andere Kleinkinder an Vorschriften halten muss. Bei den Rainers wird nichts befohlen, sondern höchstens empfohlen.

Kinder sollen „menschengerecht“ aufwachsen

Als Kinderkrankenpflegerin war Friederike Rainer ständig mit dem Umgang der Jüngsten beschäftigt. Ihre Arbeit hat sie die Normen der Gesellschaft hinterfragen lassen. Wer sagt, dass ein Säugling einen Kinderwagen und Windeln braucht? Die Rainers wollen einen natürlichen, ursprünglicheren Weg gehen als den, der von unserem modernen Zeitalter vorgegeben wird. Sie haben sich für das Tragen im Tuch und die Vermeidung von Einwegprodukten entschieden.

Was bei Ronja funktioniert hat, soll auch bei ihrem Bruder Matthis klappen. Wenn der Kleine Pipi muss, sehen das die Eltern ihrem Sohn meist an. Für diesen Umgang gibt es sogar einen Fachbegriff: Die „Ausscheidungskommunikation“ liegt bei alternativen Familien im Trend.

pipi
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Die entspannte Körperhaltung bringt das Baby dazu, sich kontrolliert zu erleichtern
Papa mit Baby
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Das Tragen am Körper soll Matthis Geborgenheit und Nähe vermitteln

Hoffen auf soziale Veränderung

Mit ihrem Lebensstil wecken die Rainers bei den einen Interesse, bei anderen stoßen sie auf Unverständnis. Das Leben ohne Zwänge schenkt der Familie zwar Freiheit, darunter leiden müssen aber die sozialen Beziehungen. Schwierig wird es außerhalb des Elternhauses, wenn den Kindern aus der regelfreien Zone plötzlich Grenzen gesetzt werden- wie im Restaurant oder bei Freunden.
Auf der Suche nach mehr Akzeptanz zieht die Familie in den nächsten Wochen von Südtirol, Ewalds Heimat, nach Deutschland, zu Friederikes Familie.

„In Südtriol haben wir kaum Nachbarschaft gelebt und wenige gute Freunde gehabt. Ich führe das auf meine alternative Lebensweise zurück, den Ewald war, bevor wir zusammen waren, immer angepasst und beliebt- und dann kam ich, hab vieles hinterfragt (…) und angefangen, dass wir einen eigen Weg gehen und nicht der Masse hinterher schwimmen“, schreibt Friederike über ihr Dilemma als freiheitsliebenden Menschen. Aber sie bleibt ihren Prinzipien treu. In Deutschland werden die Rainers ihren Weg weiter gehen, ohne Regeln und ohne Kinderwagen.