„Endlich ist es geschafft“, waren sich die Verantwortlichen am Dienstag einig. Im September bezogen die Bewohnerinnen des alten Standortes und deren Kinder das neue Haus.
Standort bleibt geheim
Wo es steht, bleibt zum Schutz der Opfer geheim, es bietet Platz für Frauen mit hohem Betreuungs- und Schutzbedarf. Während in der alten Einrichtung nur acht Frauen aufgenommen werden konnten, sind es jetzt 15, dazu kommen 15 Plätze für Kinder und drei Notbetten. Rund 18 Jahre lang habe man auf das neue Haus gewartet, sagte die Geschäftsführerin Gabi Plattner. Warum es so lange gedauert habe, könne sie nicht nachvollziehen, sagt Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Die Grünen). Der gefährlichste Ort für Frauen seien die eigenen vier Wände. Jede fünfte Frau ist von häuslicher Gewalt betroffen, unterstreicht Fischer.
Erste barrierefreie Opferschutzeinrichtung
Das neue Frauenhaus bietet nicht nur mehr Platz sondern auch mehr Raum für Therapien, Beratungen und Rückzugsmöglichkeiten, zudem ist das neue Gebäude, das von der Wohnbaugesellschaft Tigewosi erbaut wurde, barrierefrei. „Zum ersten Mal können wir Frauen mit Behinderung, die Gewalt erleben, in einem Frauenhaus aufnehmen“, betonte Plattner. Auch Spezialwohnungen für Opfer mit Kindern über 16 Jahren und Platz für Kleintiere ist vorhanden. Das 3,7 Millionen Euro teure Haus wurde durch die Stadt Innsbruck, das Land Tirol und zum Großteil über Spenden finanziert.
Der Großteil der Frauen meldet sich über die Notrufnummer oder das Internet, aber auch über Beratungsstellen und die Kinder- und Jugendhilfe. Die Betroffenen verbringen durchschnittlich drei bis vier Monate im Frauenhaus, teilweise aber auch bis zu einem Jahr.
Frauenhaus im Oberland geplant
In Tirol gibt es aufgeteilt auf zwei Frauenhäuser insgesamt 46 Plätze. Dazu kommen 16 ausgelagerte Plätze in Kufstein und Osttirol. Nach wie vor zu wenige, sind sich Plattner und Fischer einig. Um das von der sogenannten Istanbulkonvention vorgeschriebene Platzkontingent zu erreichen, brauche es noch weitere Angebote, sagt die Landesrätin.
24-Stunden-Hotline
Über die Hotline +43 512 342112 können sich betroffene Frauen rund um die Uhr Hilfe holen.
Geplant sei etwa ein dezentraler Ausbau im Oberland, im Raum Landeck. Dort gebe es vergleichsweise überhaupt keine Möglichkeiten für betroffenen Frauen und Kinder, betonte Plattner. Es sei aber auch wesentlich die Täterarbeit voranzutreiben. Man müsse darüber nachdenken, warum Österreich europaweit die höchste Rate an Frauenmorden verbuche, sagt Fischer. Und es gehe nicht nur um den Ausbau von Notplätzen, sondern auch um das Thema leistbare Wohnen. Frauen, die sich in den Einrichtungen erholen, hätten anschließend keine Chance auf eine leistbare Wohnung.