Friday for Future
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Umwelt

Wissenschafter stärken junge Klimaschützer

Mit einer Wutrede an die Politik hat Greta Thunberg am Montag einmal mehr für Aufsehen beim UNO-Klima-Gipfel in New York gesorgt. Rund 300 Wissenschafter in Tirol unterstützen die jungen Klimaaktivisten, die am Freitag wieder auf die Straße gehen werden.

„Es bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Klimakrise abzuwenden.“ Das sagen heute Wissenschafter, die zur Unterstützung der Fridays for Future Bewegung angetreten sind. Etwa 300 Forscherinnen und Forscher in Tirol bestärken diese Klimaschutz-Bewegung. Weltweit sind es noch viel mehr. Die Wut Thunbergs sei berechtigt, sagten die Wissenschafter am Dienstag im Zuge einer Pressekonferenz mit den „Fridays for Future“-Organisatoren in Tirol.

Rasches Handeln sei unumgänglich

Die Klimaschutzbewegung in Österreich hat im September sechs konkrete Forderungen an die Bundesregierung formuliert. Diese beinhalten, dass die Regierung sofort Maßnahmen ergreifen muss, um gegen die Klimakrise anzukämpfen. Konkret fordert Fridays for Future den Erhalt sowie die Förderung der Biodiversität, den Ausstieg aus Öl, Kohle und Gas bis 2025, eine drastische Senkung der CO2-Emissionen, beginnend mit 2020 und das Erreichen von Netto-Null-Emissionen mit 2030, sowie eine sozial-ökologische Steuerreform.

Wissenschafter vollinhaltlich dafür

Geht es nach dem Pariser Klimaabkommen, zu dem sich neben Österreich 196 weitere Staaten verpflichtet haben, hätte Österreich bei gleichbleibender Lebensweise sein CO2-Kontingent im Jahr 2030 verbraucht, erklären Wissenschafter am Dienstag in Innsbruck. Anschließend müsste der Lebensstil der Österreicherinnen und Österreicher CO2-neutral gestaltet sein, damit wir unseren Nachkommen einen Planeten übergeben, auf dem sich die Klimaerwärmung durch Rückkoppelungseffekte nicht verselbständigt hat.

Als Beispiel für solche Effekte nennen die Wissenschafter Korallenriffe. Es wird davon ausgegangen, dass ab einer globalen Erwärmung von zwei Grad Celsius weltweit die Korallenriffe absterben werden. Korallenriffe sind sogenannte CO2-Senker, welche intakt enorme Kapazitäten an CO2 aus der Luft aufnehmen können, beim Absterben jedoch wieder freigeben. Mit der Abgabe des CO2 erwärmt sich die Temperatur weiter und andere Prozesse könnten in Gang treten – z.B. ab drei Grad Erwärmung das Absterben des Amazonas-Waldes durch Feuer.

Rasches Handeln auf mehreren Ebenen

Die Klimaerwärmung könne nur global gelöst werden, so die Wissenschafter. Die westliche Welt, die seit über einem Jahrhundert von fossilen Energieträgern zehrt, habe hier aber besondere Vorbildfunktion und Verantwortung. Sie müssten rascher handeln als andere Staaten, die sich erst einen gleichwertigen Lebensstandard aufbauen müssen.

Es brauche Entscheidungen auf höchster politischer Ebene, um einen Systemwandel herbeizuführen. Zudem sei es wichtig, sogenannten Lock-in Effekten vorzubeugen. Lock-in-Effekte entstehen, wenn Technologien mit hohen Emissionswerten angeboten werden, die zeitgleich eine lange Lebensdauer aufweisen, wie z.B. Ölheizungen.

Ökosoziale Steuerreform unverzichtbar

Um diesen Effekten entgegenzuwirken, muss rechtzeitig reagiert werden (z.B. mit einem Verbot neuer Ölheizungen ab 2020). Um einen tiefgreifenden Systemwandel und somit auch gesellschaftlichen Wandel einzuläuten, sind sich wiederum alle Expertinnen und Experten einig, dass eine sozial-ökologische Steuerreform derzeit eines der effektivsten Werkzeuge darstellt. Mit entsprechenden Steuern werden klimaschädliche Güter und Technologien teurer sowie die klimaneutralen Güter und Technologien konkurrenzfähiger. Zudem können mit den Einnahmen die notwendigen Schritte in eine klimaneutrale Zukunft, wie z.B. der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, gesetzt werden.

Gerechtere Verteilung des Vermögens

Weiters könnte die sozial-ökologische Steuerreform zu einer Umverteilung des Vermögens von Reich zu Arm beitragen, und zwar durch Ausschüttung eines gewissen Prozentsatzes des eingehobenen Betrages über die gesamte Bevölkerung in gleichen Teilen. Die einkommensschwächsten zehn Prozent der Österreicherinnen und Österreicher emittieren ca. neun Tonnen CO2-Äquivalente pro Person und Jahr, wohingegen die einkommensstärksten zehn Prozent ca. 22 Tonnen CO2-Äquivalente pro Person emittieren.

Kommenden Freitag werden auch in Tirol ab dem Vormittag wieder zahlreiche junge Menschen gegen die Klimakrise auf die Straße gehen. In Innsbruck startet der Demonstrationszug vom Landhausplatz um fünf vor zwölf Uhr.