Südtiroler Optanten
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Wissenschaft

Dunkles Kapitel der Tiroler Geschichte

Ein neues Dokumentationszentrum in Jenbach arbeitet das dunkle Kapitel der Option auf. Vor 80 Jahren mussten sich die Südtiroler auf Grund des Hitler-Mussolini-Paktes entscheiden, ob sie in ihrer Heimat bleiben oder auswandern. 75.000 verließen Südtirol.

Ein Großteil der Ausgewanderten wurde in eigens errichteten Südtiroler-Siedlungen angesiedelt, die meisten in Vorarlberg und Tirol, darunter in Telfs, Innsbruck oder auch Imst. Nach Jenbach beispielsweise kamen 376 Südtiroler Familien. Das neue Dokumentationsarchiv im Jenbacher Museum wird diese Zeit auch mit neu erschlossenem Quellenmaterial aufarbeiten – finanziell unterstützt wird es für die Dauer von drei Jahren mit 51.000 Euro vom Land Tirol.

Es werden Zeugnisse der Option wie Briefe, Dokumente oder Filme gesammelt, digitalisiert und weiter erforscht. Auch damalige Optanten und deren Nachkommen werden gebeten, dem Projekt weiteres Material zur Verfügung zu stellen.

Gedenkstein Südtiroler Siedlung Jenbach
Dieser Gedenkstein in Jenbach erinnert an die Geschichte der Ausgewanderten.

86,6 Prozent entschieden sich für die Option

Zwischen 1939 und 1943 musste sich die deutschsprachige Bevölkerung Südtirols entscheiden, ihre Südtiroler Heimat zu verlassen und die Option für Deutschland auszuüben oder in Südtirol zu verbleiben.

Zeitgeschichte im Fernsehen

Der ORF hat das Theaterstück „Verkaufte Heimat – Das Gedächtnis der Häuser“ von Felix Mitterer bei den Tiroler Volksschauspielen in Telfs aufgezeichnet. ORF III sendet das Theaterstück im Oktober.

Wer in Südtirol bleiben wollte, musste die Italianisierung mitmachen – das heißt, die Südtiroler mussten ihre Kultur und Muttersprache aufgeben. 86,6 Prozent der Südtiroler Männer – Frauen waren nicht wahlberechtigt – entschieden sich für die Option, das bedeutete die Auswanderung in das Deutsche Reich.

Schlussendlich wanderten 75.000 Südtiroler in das Deutsche Reich aus. Familien wurden zerrissen, Freundschaften zerstört. Nach dem Krieg kehrten 20.000 als Rücksiedler wieder nach Südtirol zurück.

Südtiroler Siedlung in Innsbruck
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Diese Südtiroler Siedlung in Innsbruck existiert so nicht mehr, an ihrer Stelle werden derzeit hunderte neue Mietwohnungen errichtet.

Jahrelanger Streit um Erhalt der Südtiroler Siedlungen

Ob es sich bei den Südtiroler Siedlungen um schützenswerte Baudenkmäler handelt, darüber entbrannte in Tirol vor rund zehn Jahren eine hitzige Debatte, die mittlerweile beendet ist.

Von den insgesamt 43 Südtiroler Siedlungen in Nordtirol stehen heute nur das Bauensemble der Siedlung Kematen und die Hälfte der Siedlung Reutte unter Denkmalschutz.