Das neue Raumordnungskonzept
ORF
ORF
Politik

Innsbrucker Stadtplanung unter Kritik

Ein neues Raumordnungskonzept für Innsbruck ist bereits seit einigen Jahren überfällig. Den zuletzt eingereichten Plan beurteilt das Land als wenig innovativ und sehr ähnlich dem alten Konzept. Die Stadt Innsbruck kann diese Kritik nicht nachvollziehen.

Die Innsbrucker Bevölkerung soll laut Prognosen weiter wachsen. Wo die dafür notwendigen Wohnungen, die Geschäfte und Gewerbegebiete, auch Spielplätze und Parks dafür entstehen sollen, muss jede Gemeinde im Raumordnungskonzept festlegen. Anhand dieses Zehnjahreskonzepts werden dann Grundstücke umgewidmet.

Dreimal hat Innsbruck die Frist für das neue Raumordnungskonzept in den letzten Jahren verlängert. Zuletzt wurde 2002 ein Konzept eingereicht, also vor 17 Jahren. Das neue Raumordnungskonzept unterscheide sich aber kaum vom letzten, kritisiert das Land. Es sorge für Erstaunen, wenn sich bei einer Landeshauptstadt in so einer langen Zeitspanne kaum etwas ändere, so Landesrat Johannes Tratter (ÖVP).

Flug über Innsbruck
ORF
Wohnungen und freie Grundstücke sind in Innsbruck rar

Einreichung als Schutz vor Widmungssperre

Von dieser Kritik will Bürgermeister Georg Willi (Die Grünen) nichts wissen. Die Stadt habe keine Wahl gehabt, als dieses Konzept einzureichen, so Willi. Eine weitere Verlängerung hätte das Land nicht genehmigt. Die Zeit, um ein gänzlich neues Konzept zu erstellen, sei in seiner bisherigen Amtszeit von 1,5 Jahren aber zu kurz gewesen. Diese Einreichung gebe der Stadt zumindest Sicherheit und verhindere eine drohende Widmungssperre, so Willi.

Bürgermeister Georg Willi und Landesrat Johannes Tratter
ORF
Bürgermeister Georg Willi und Landesrat Johannes Tratter bewerten das neue Raumordnungskonzept unterschiedlich

Damit wären alle neuen Baumaßnahmen gestanden. Willi selbst hätte in dem neuen Konzept gerne auch Vorbehaltsflächen eingebaut, er scheiterte damit aber im Gemeinderat. Schlussendlich sei es ihm wichtiger gewesen, ein Konzept einzureichen und damit einen Anker zu setzen und den „Sack zuzumachen“, so Willi.

Stadt will gesonderte Umwidmungen anstreben

Im neuen Raumordnungskonzept finden sich auch einige Ziele und Maßnahmen, die nicht fixiert wurden. Sie sollen aber trotzdem in den nächsten zehn Jahren umgesetzt werden. Das sei eine strategische Vorgehensweise, so Willi. Betroffen sei etwa ein neues Wohngebiet im Westen Innsbrucks. Das Bauland dort habe die Stadt bewusst nicht in dem neuen Raumordnungskonzept ausgewiesen, um die Hoheit über die Widmung zu behalten, so Willi.

Werde alles bereits jetzt zu Bauland gemacht, könne der Eigentümer an den Höchstbieter verkaufen, und leistbares Wohnen werde für die Stadt unmöglich, so Willi. Erst bei Bedarf will er diese Grundstücke dann umwidmen lassen, so wolle er die „Macht über die Widmungen“ behalten, so Willi.

Das Raumordnungskonzept im Detail
ORF
Im Raumordnungskonzept finden sich einige Maßnahmen, die zwar umgesetzt werden sollen, aber nicht fixiert wurden

Umwidmungen, die nicht im Raumordnungskonzept stehen, muss das Land gesondert genehmigen. Das passiert immer wieder, generell sollte sich der Großteil der Projekte aber im Raumordnungskonzept wiederfinden, so Tratter. In das Konzept sollten schließlich strategische Überlegungen für die nächsten Jahre fließen. Im Einzelfall sei eine Änderung des Konzeptes bei öffentlichem Interesse aber möglich, so Tratter.

„Leistbares Wohnen“ sei im Entstehen

8.000 neue, leistbare Wohnungen hat Willi im Wahlkampf versprochen. Hier sei man auf einem guten Weg, so Willi. Dabei wolle er aber nicht auf neue Flächen setzen, sondern auch viel verdichten. Bestehende Gebäude sollen in die Breite oder Höhe erweitert werden. Grünraum solle so möglichst nicht angerührt werden, das sei schwierig, aber mit guten Architekten machbar, so Willi.

Wohnungsbau in Innsbruck
ORF
Über 100 neue Wohnungen entstehen derzeit in der Innsbrucker Andechsstraße

Hinten nach sei die Stadt allerdings beim Wohnraum für Studenten. Seit Jahren wurde kein Studentenwohnheim mehr gebaut. Hier gebe es großen Bedarf, ein Wohnheim müsse aber auch so gebaut werden, dass Studenten langfristig darin wohnen wollen und nicht nach kurzer Übergangsdauer wieder den Wohnungsmarkt belasten würden, so Willi. Erst einmal muss aber das Raumordnungskonzept genehmigt werden. Es liegt derzeit zur Prüfung beim Land. Zu wenige Innovationen und zu wenig Mut würden für eine Genehmigung aber keine Rolle spielen, heißt es beim Land.