Reinhold Messner im Interview
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Chronik

Bergsteigerlegende Reinhold Messner ist 75

Reinhold Messner feiert am Dienstag seinen 75. Geburtstag. Der Südtiroler ist nicht nur der bekannteste Extrembergsteiger der Welt, er ist auch Wüstenwanderer, Politiker, Buchautor und Filmemacher.

Höhen und Tiefen haben sein Leben nicht nur in den Felswänden der Achttausender gekennzeichnet, auch sonst musste sich Messner immer wieder kämpferisch zeigen.

Mit fünf erstmals auf Dreitausender

Das begann schon in Kindheitstagen. Messner, 1944 geboren, wuchs zusammen mit acht Geschwistern im Villnößer Tal auf. Gleichzeitig wurde dort, am Fuße der Dolomiten, der Grundstein für seine Laufbahn als Bergsteiger gelegt. Der Sass Rigais in der Geislergruppe war Messners erster Dreitausender. Zusammen mit seinem Vater bezwang er ihn schon im Alter von fünf Jahren.

Reinhold Messner am Jubeln
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Reinhold Messner war der erste Mensch, der auf den Gipfeln aller 14 Achttausender stand. Einige erklomm er sogar im Alleingang.

Ein Achttausender nach dem anderen

Messners Abenteuerreise auf den Dächern der Welt begann mit einer Tragödie: 1970 verunglückte bei einer gemeinsamen Expedition auf den Nanga Parbat sein Bruder Günther. Eine Eislawine hatte den Weggefährten verschüttet. Ohne diesen Schicksalsschlag und selbst dem Tod ins Auge schauend wäre Messners Karriere anders verlaufen, sagte er 49 Jahre nach dem Unglück selbst: „Der Nanga Parbat ist ein Schlüsselberg. An diesem habe ich alles gelernt.“

Die Geschichte um das Drama auf dem Nanga Parbat wurde viele Jahre medial ausgeschlachtet. Schlagzeilen machte Messner auch am 16. Oktober 1986. Er hatte etwas geschafft, was vor ihm keinem anderen gelungen war: Er stand innerhalb von 16 Jahren als erster Mensch auf allen 14 Berggipfeln der Welt, die höher als 8.000 Meter sind. Seit damals trägt Messner den Titel „König der Achttausender“. Er war der Erste, der 1980 den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest, im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff bestieg.

Reinhold Messner am Berg
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„Ohne Glück ist das, was ich gemacht habe, nicht zu überleben“, sagt Messner nach einem Leben in den Bergen

Glück ein ständiger Wegbegleiter

Viele Bergkameraden Messners verloren bei ihren Expeditionen in den höchsten Bergen der Welt ihr Leben. Der gebürtige Villnößer ist sich heute mehr denn je bewusst, wie viel Glück er all die Jahre hatte. „Wenn ich sagen würde, ich hatte das immer alles im Griff, ist das nicht richtig“, resümiert der heute 75-Jährige im „Südtirol heute“-Sommergespräch. „Es braucht Instinkt, Erfahrung und Demut, sich einzugestehen, wenn man sich übernommen hat. Aber ohne Glück ist das, was ich gemacht habe, nicht zu überleben.“

„Südtirol heute“-Sommergespräch zum Nachsehen

Der berühmteste Extremabenteurer unserer Zeit wird 75. „Südtirol heute“-Chefredakteur Siegfried Giuliani hat den „König der Achttausender“ wenige Wochen vor dessen Geburtstag zum Sommergespräch geladen.

Messner ist auch an seinen Erfahrungen gewachsen. Nach vielen Expeditionen und Ereignissen in seinem Leben sah sich der Extrembergsteiger mit Widerständen konfrontiert. „Diese haben mich gezwungen, besser zu werden“, ist sich der Alpinist sicher. Nach dem Unfall auf dem Nanga Parbat habe er eine enorme Energie entwickelt, um gegen Anfeindungen anzukämpfen. „Meine Aggressivität und meine Südtiroler Sturheit haben mich viele Dinge vollenden lassen.“

Reinhold Messner am Filmset
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Neuerdings steht Messner als Regisseur hinter der Kamera: In Verfilmungen zu seinem Leben will der 75-Jährige selbst mitwirken.

Tausendsassa Messner

Durch den Erfolg in seinem Leben, aber auch durch seine Zielstrebigkeit wurden Messner viele weitere Türen geöffnet. Neben dem Bergsteigen war er auch als Polarforscher aktiv. Er wanderte im Jahr 1989 zu Fuß durch die Antarktis. Von der absoluten Kälte ging es 2004 in die schweißtreibende Hitze der Wüste Gobi; ein weiterer Grenzgang in seinem Leben, den er alleine bewältigte. Für die Grünen saß der überzeugte Umweltschützer zwischen 1999 und 2004 im Europäischen Parlament.

Messner hat an die 50 Bücher über seine Expeditionen und über die Alpingeschichte geschrieben und ist auch heute noch als Vortragsredner in ganz Europa unterwegs. Er hat zudem sechs Museen in Südtirol eingerichtet. Drei davon befinden sich hinter historischen Schlossmauern. Seit einigen Jahren steht der Extremabenteurer als Regisseur hinter der Filmkamera. Seinen 75. Geburtstag feiert Messner auf Schloss Sigmundskron im Bergmuseum MMM Firmian auf Einladung von Freunden.