Stubaier Gletscher
Greenpeace / Mitja Kobal
Greenpeace / Mitja Kobal
Umwelt

Greenpeace warnt vor Gletscherschmelze

Vor fatalen Folgen des Klimawandels im Alpenraum warnt die Umweltschutzorganisation Greenpeace in einem neuen Bericht. Steigen die Temperaturen weiter, wären in Tirol vor allem die Gletscher betroffen. Das könnte zu einem Anstieg der Naturgefahren führen.

Die Erderhitzung wird auch in Tirol in den nächsten Jahren zunehmend spürbar werden, schreibt Greenpeace in einem neuen Bericht. Demnach werden die Temperaturen in Tirol bis 2050 um 1,3 Grad Celsius bis 1,4 Grad Celsius ansteigen. Bis zum Jahr 2100 drohe ein Temperaturanstieg von 4,2 Grad Celsius. Mit mehr Klimaschutz und einer Reduktion der Treibhausgasse könne dieser Anstieg noch auf 2,3 Grad Plus eingedämmt werden.

Von dem Klimawandel wäre in Tirol vor allem der alpine Naturraum betroffen. Greenpeace spricht von 167 Quadratkilometer Blockgletscher in Tirol, diese stellen die häufigste Form von Permafrostböden in den Alpen dar. Bei steigenden Temperaturen tauen diese Permafrostböden auf, die Böden werden damit instabiler. Das führt zu Steinschlägen, Murenabgängen und Felsstürzen. Auch die Fruchtbarkeit der Böden nimmt dadurch ab.

Stubaier Gletscher
Greenpeace / Mitja Kobal
Die Stubaier Alpen nennt Greenpeace als Beispiel für die Gletscherschmelze.

Auswirkungen auf Wintertourismus

Auch ein Anstieg der Schneefallgrenze in höhere Lagen hätte für Tirol drastische Folgen, so Greenpeace. Das würde zu weniger Schneeniederschlag und einer geringeren Schneedeckendauer führen. Das wirke sich besonders auf die Tiroler Skigebiete und den Wintertourismus aus, Niederschläge würden in den Wintermonaten hingegen zunehmen.

Als eine der „verheerendsten Auswirkungen der Klimakrise“ beschreibt Greenpeace das Schmelzen der Gletscher in Tirol. 1969 gab es in Tirol noch 144 Quadratkilometer Gletscherfläche, 2006 waren es nur mehr 116 Quadratkilometer. Zwischen 2006 und 2016 verloren die heimischen Gletscher insgesamt ein Fünftel ihrer Eismasse. Zu wenig Neuschnee und zu hohe Temperaturen waren der Grund dafür.

Sulzenausee
Greenpeace / Mitja Kobal
Beim Sulenauferner entstand durch die Gletscherschmelze der Sulzenausee.

Erhöhte Hochwassergefahr

Das Schmelzen der Gletscher bringe für Tirol weitere Probleme mit sich. In den Sommermonaten ist demnach mit vermehrten Abflüssen der Gletscher und mit mehr Geschiebefracht zu rechnen. Der Rückgang des Schneeniederschlags verändert auch den Verlauf des Abfluss-Gewässers, da es nicht mehr in Form von Schnee zwischengespeichert wird. Dadurch würden auch die Hochwasser in Tirol zunehmen, so Greenpeace.

Als Beispiel für den Gletscherschwund nennt der Greenpeace-Bericht die Stubaier Alpen. Die zwölf Gletscher dort gingen im Messzeitraum 2016/17 um durchschnittlich 23,7 Meter zurück. Den stärksten Rückgang verzeichnete dabei der Alpeiner Ferner mit 95,4 Metern weniger. Durch den Rückzug des Sulzenauferner Gletschers entstand dort sogar ein neuer See, der Sulzenausee. Dieser See macht den Gletscher seitdem unzugänglich, es können damit keine Messungen mehr dort durchgeführt werden.

Bundesländer berufen Klimaschutz-Konferenz ein

Auf Forderung der Bundesländer Tirol und Burgenland findet am Freitag eine Zusammenkunft der Klimaschutz-Referenten der Bundesländer statt – mehr dazu in Länder berufen Klimakonferenz ein. Tirols Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) drängt auf rasche Maßnahmen: „Wir müssen die strukturellen und finanziellen Weichen heute und nicht erst morgen stellen. Dazu gibt uns die Wissenschaft die Zielvorgaben und skizziert uns den Weg, den wir als politische Verantwortliche umsetzen müssen“, betonte sie in einer Stellungnahme.

Sie sei zuversichtlich, dass man in entscheidenden Schritten weiterkommen werde. Unter anderem soll bei dem Treffen über den nationalen Energie-und Klimaplan diskutiert werden, wobei auch Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb anwesend sein wird. Auch die ökosoziale Steuerreform steht am Plan. Dazu wird Margit Schratzenstaller vom Institut für Wirtschaft. Bei der Zusammenkunft sollen auch Forderungen an die künftige Bundesregierung formuliert werden. Die Ergebnisse werden nach der Tagung im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert.