Detail aus einer Kläranlage
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Wissenschaft

Neuer Test für Kläranlagen aus Tirol

Ein von Tiroler Forschern entwickelter Schnelltest verschafft Kläranlagen-Betreibern mehr Kontrolle über ihre Anlage. Der zum Patent angemeldete Test gibt Auskunft, ob ausreichend viele Bakterien zum Abbau von Stickstoffverbindungen vorhanden sind.

Dass das Abwasser in Kläranlagen wieder sauber wird, liegt zu einem guten Teil an Bakterien. Eine Gruppe unter ihnen sind die erst in den 1990er Jahren entdeckten Anammox-Bakterien. Sie können für die Umwelt problematische Stickstoffverbindungen wie Ammonium oder Nitrit knacken und den Stickstoff als harmlosen Bestandteil in die Luft entlassen.

Anammox-Bakterien organisieren sich in Kläranlagen gemeinsam mit vielen anderen Bakterienarten zu kompakten Granula
Thomas Pümpel
Die roten Anammox-Bakterien organisieren sich in Kläranlagen gemeinsam mit anderen Bakterienarten zu kompakten Gebilden

Das Problem mit Anammox Bakterien ist aber, dass sie sich nur langsam vermehren. Sie brauchen etwa zehn bis 14 Tage um sich einmal zu teilen. Kläranlagenbetreiber müssen daher vorausschauend darauf achten, genug Bakterienmasse aufzubauen. Vor allem gilt das beim Start neuer Anlagen oder wenn etwa in Tourismusgebieten zu Saisonbeginn ein starker Bedarf entsteht. Bisher gab es aber keine Möglichkeit, das Wachstum von Anammox-Bakterien im Rahmen der Routinearbeit in einer Kläranlage zu kontrollieren. Der ab diesem September am Markt erhältliche Test ändert das.

Bakterien produzieren roten Farbstoff

Die beiden Forscher Thomas Pümpel und Sabine Podmirseg vom Institut für Mikrobiologie an der Universität Innsbruck haben sich für den Test einen für die Bakterien charakteristischen roten Farbstoff zunutze gemacht. Der Farbstoff mit dem Namen „Häm“ ist mit dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin verwandt.

Bei dem Test wird das Häm mit einer bestimmten Chemikalie extrahiert und dann wird die Konzentration des roten Farbstoffes gemessen, was auf die Konzentration der Anammox-Bakterien im Wasser schließen lässt. Der Test nimmt etwa eine Viertelstunde in Anspruch und ermöglicht den Kläranlagenbetreibern bei Problemen ein rasches Gegensteuern.