Apfel geschnitten
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Wirtschaft

Südtirol will Apfelmarkt revolutionieren

Südtirols Apfelbauern wollen weitere Märkte erobern. In den nächsten fünf Jahren sollen in Indien und anderen südostasiatischen Ländern mehr Südtiroler Äpfel verkauft werden. Um den Geschmack der Bevölkerung dieser Länder zu treffen, müssen jedoch neuen Sorten angebaut werden.

Neue Sorten, neue Anbauflächen und ein neuer Direktor im Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften (VOG) haben am Mittwoch eine Wende eingeläutet. „Äpfel für die ganze Welt sollen die Bauern künftig anbauen“, so die Devise von Walter Pardatscher, dem Direktor der Obstgenossenschaft. Er wird die Geschicke der Genossenschaft in Zukunft leiten. Ab dem kommenden Jahr werden Flächen in Südtirols Obstanlagen freigeräumt, um dem Apfel der Zukunft Platz zu schaffen.

Viele Äpfel
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Der Südtiroler Apfelmarkt muss sich für die Zukunft rüsten. Die bisherigen Sorten werden mit neuen ergänzt

Sortenstrategie 2025

In den nächsten Jahren sollen mehr als 1.800 Hektar Anbaufläche auf neue Sorten umgestellt werden. „Damit die Früchte ihren Geschmack bis nach Vietnam oder Indien behalten, werden sie nun extra lange haltbar und süß gezüchtet“, erklärt der neue Direktor der VOG. „Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden wir die heimische Apfelwelt revolutioniert.“

Noch bis vor wenigen Jahren machte der Golden Delicious mehr als ein Viertel der jährlichen Südtiroler Apfelernte aus. Prognosen zufolge wird im Jahr 2019 erstmals die Sorte Gala Platz eins in der heimischen Produktion einnehmen. „Der italienische und auch der spanische Markt sind gesättigt, da ist keine Verkaufssteigerung mehr möglich“, weiß Georg Kössler, der Obmann des VOG. Wenn sich die Südtiroler nun nach asiatischen Absatzmärkten umsehen, braucht es die passenden Sorten.

Apfelbäume
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An der Arbeit ändert sich nicht viel, die Apfelsorten müssen aber den Bedürfnissen neuer Kunden angepasst werden

Äpfel ab Anfang August geerntet

Die Apfelproduktion kann sehr genau programmiert werden. So wird die Sorte Sweetango in Zukunft vermutlich den Auftakt der Ernte einläuten. Zusammen mit der Sorte Gala wird dieser Apfel schon Anfang August geerntet. Sweetango ist ein saftiger und süßer Apfel mit einer leichten Säure und besitzt gleich nach der Ernte einen knackigen Biss. Joya und Crimson Snow sind hingegen Äpfel, die lange gelagert werden können. Sie sollen eine Alternative zu den Import-Äpfeln im Zeitraum April-Juli bieten und den typischen Golden Delicious ergänzen.

„Um die zukunftsträchtigen Überseemärkte zu erreichen, braucht es kälteresistente Apfelsorten“, unterstreicht Walter Pardatscher. „Die neuen Märkte sind weit entfernt. Die Früchte sind gut vier Wochen unterwegs, bis sie an die Konsumenten weitergereicht werden“, so Pardatscher weiter. Dieser Umstand verlange Apfelsorten, die eine lange Kühlung aushalten, aber dennoch im Herbst und Winter gut verzehrbar sind.

Neue Sorten
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Einige Sorten erreichen bereits im nächsten Jahr die Konsumenten, andere, wie Cosmik Crisp, befinden sich noch in der Testphase

Amerika gegen Konkurrenz aus Osteuropa

„Der europäische Apfelmarkt erlebt derzeit eine Krise der strukturellen Überproduktion“, heißt es von Seiten des Verbands. Diese sei auf die großen Investitionen in tausende Hektar Anbaufläche in Osteuropa zurückzuführen. In einigen Jahren sollen diese Produktionsstätten in den Vollertrag kommen und dem Südtiroler Apfel die Stirn bieten können. „Die Südtiroler müssen daher ihre Vorteile nutzen: Das bisherige Know-How ausschöpfen“, erklärt Obmann Georg Kössler.

In Südtirol wird daher viel geforscht. Derzeit durchlaufen bereits die nächsten neuen Sorten Testphasen in den heimischen Apfelwiesen. Das wäre beispielsweise die Sorte Cosmik Crisp. Die Sorte wurde vor einigen Jahren in den USA neu herangezüchtet und hat dort die altbewährte Sorte Red Delicious vom Markt verdrängt. „Cosmik Crisp ist derzeit der gefragteste Apfel in den Vereinigten Staaten, und Südtirol darf Trends nicht verschlafen“, ist sich der neue Direktor des VOG sicher. Mit neuen Strategien und Sorten soll Südtirol wettbewerbsfähig bleiben.