Der Ur-Porsche
RM Sotheby’s
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Lifestyle

Tiroler Ur-Porsche soll Millionen bringen

46 Jahre lang ist der letzte Porsche vom Typ 64 im Besitz des Innsbrucker Rennfahrers Otto Mathe gewesen. Er gewann mit dem Wagen unter anderem die Alpenfahrt im Jahr 1950. Nun soll der Porsche um mindestens 20 Millionen Dollar versteigert werden.

Ferdinand Porsche wollte mit dem Typ 64 seinen Traum von einem Sportwagen umsetzen und gleichzeitig auch zeigen, was in dem Käfer steckt. 1939 baute er auf Basis des Volkswagens den Typ 64. Die Höchstgeschwindigkeit soll bei 160 km/h gelegen haben. Im Inneren ist der Wagen sehr klein und zeigt dort auch deutliche Ähnlichkeit mit dem Käfer. Das Auto ist auch als Berlin-Rom-Wagen bekannt: Er war für das 1.500 Kilometer lange Rennen von Berlin über Tirol zum Brenner und dann nach Rom gedacht.

Einige Wochen zuvor begann der Zweite Weltkrieg, das Rennen fand nie statt. Da der Wagen auf Volkswagen-Basis beruht, ist er eigentlich kein „echter Porsche“. Der Porsche-Schriftzug wurde später hinzugefügt, nachdem Ferdinand Porsche seine Firma von einem Konstruktionsbüro zu einer Autofabrik ausweitete. Der Typ 64 mit dem Porsche-Schriftzug war erstmals beim „Stadtrennen Innsbruck“ im November 1948 zu sehen.

Der Ur-Porsche
RM Sotheby’s
Der Porsche trägt immer noch das Tiroler Nummernschild

Ur-Porsche ging in Tiroler Hände über

Dort präsentierte Porsche seinen ersten „eigenen Sportwagen“ und auch den schon einige Jahre alten Typ 64. Der Tiroler Rennfahrer und Unternehmer Otto Mathe verliebte sich dort in den Wagen. Mathe zeigte sich bereits als Kind begeistert von Geschwindigkeit.

Er berichtete von einem Erlebnis mit neun Jahren: „Damals zu der Zeit ist der Tretroller herausgekommen, ich hatte natürlich kein Geld, selbst einen zu kaufen, darum habe ich einen gebaut. Das Schwierigste an diesem Roller waren die Räder. Da meine Mutter Schneiderin war, habe ich die Räder ihrer Nähmaschine abmontiert und an meinen Roller geschraubt und bin im Hof meine Runden gefahren. Es ist ganz toll gelaufen.“ Die Nachbarn hätten applaudiert, die Mutter sei später allerdings wenig begeistert von der Verwendung der Räder gewesen.

Otto Mathé mit seinen Rennwagen
ORF
Der Porsche Typ 64 stand lange in der Garage von Otto Mathe

Mathe baute Wagen um

In den 20er und 30er Jahren fuhr Mathe Motorradrennen, bis er 1934 einen schweren Unfall hatte und sein rechter Arm vom Ellbogen abwärts gelähmt war. Daraufhin wechselte Mathe zu den Rennen auf vier Rädern. 1949 verkaufte Porsche ihm den gewünschten Typ 64. Der Bastler baute die Schaltung des Wagens um, damit er mit seiner linken Hand schalten konnte. Er baute auch den Hubraum um, damit er in der Rennklasse bis 1.100 ccm fahren konnte. Zwischen 1949 und 1952 gewann er mit dem Wagen zahlreiche nationale und internationale Straßenrennen, darunter die Österreichische Alpenfahrt und den Staatsmeistertitel 1952.

Besuch bei der Rennfahrerlegende

ORF Tirol besuchte den Erfinder und Rennfahrer Otto Mathe 1989 in seinem privaten Automuseum in Innsbruck. Dort war auch der „Ur-Porsche“ ausgestellt.

Porsche wollte Wagen zurückhaben

1953 wechselte Mathe den Wagen. Er blieb bei der Marke Porsche, fuhr ab dann aber den sogenannten „Fetzenflieger“. Den Ur-Porsche fuhr er zuletzt 1983 anlässlich eines Porsche-Treffens in Laguna Seca in den USA. Mathe restaurierte den Typ 64, bevor er ihn als sein Herzstück in sein persönliches Museum in Innsbruck stellte. Zwischen 1957 und 1964 wollte Ferry Porsche den Wagen von Mathe zurückkaufen, um ihn in das neu gebaute Porsche-Museum zu stellen. Mehr als 40 Briefe gingen damals zwischen Mathe und Porsche hin und her, der Rückkauf kam aber nie zustande. Porsche selbst begann damals in Interviews von dem Wagen als „Ahnherr“ zu sprechen, damit gilt der Typ 64 heute bei vielen als der Ur-Porsche.

Otto Mathé in seinem Rennwagen
ORF
Für viele spätere Rennfahrer wie Niki Lauda war Mathe ein Idol

1995 starb Mathe, zwei Jahre später wurde der Berlin-Rom-Wagen weiterverkauft. Ein Wiener Sammler kaufte den Wagen und pflegte ihn weiter, bis er 2008 im Besitz der Gesellschaft der Freunde historischer Automobile in Deutschland landete. Bis heute wurde der Wagen gut gepflegt, im Innenraum sind die originalen Sitzbezüge von Ferdinand und Ferry Porsche erhalten. Auch der ursprüngliche Motor blieb erhalten. Ein Experte begutachtete den Wagen vor Kurzem und zeigte sich begeistert, dass der Wagen sich noch im Originalzustand befand.

Erste Versteigerung missglückt

In Kanada sollte der Porsche jetzt versteigert werden. Mindestens 20 Millionen Dollar oder umgerechnet 18 Millionen Euro wollte RM Sotheby’s mit dem Porsche erzielen. Es wurde als „das einzige noch existierende Exemplar, das von Ferdinand Porsche persönlich gefahren wurde“, angepriesen. Während der Versteigerung kam es aber offenbar zu einem Problem, und die Versteigerung startete mit 30 Millionen Dollar anstatt 13 Millionen Dollar. Als das Auktionshaus den Fehler während der Versteigerung aufklärte, reagierte das Publikum ungehalten. Mehr als 17 Millionen Dollar wurden nicht erzielt, das Auto blieb somit unverkauft.