Die Nachfrage nach Bioprodukten wird seit einigen Jahren immer größer. Daher stellen auch in Südtirol immer mehr Landwirte im Obstbau ihre Produktion um. Diese Neuausrichtung ist mit mehr Aufwand verbunden, als es scheint. „Damit ich das Obst auch wirklich als biologisch, gesund und aus nachhaltigem Anbau bezeichnen kann, muss ich den Boden zuvor entgiften“, sagt Marilen Oberberger aus Pfatten im Südtiroler Unterland. Oberberger ist eine von vielen Obstbäuerinnen, die sich vor kurzem für eine biologische Landwirtschaft entschieden haben.
Getreide und Blumen für Säuberung
Die Felder von Marilen Oberberger und ihrem Nachbarn Helmuth Alessandrini heben sich im Moment von der Menge ab. Unter der Leuchtburg im Etschtal, wo sonst nur Monokultur zu sehen ist, fällt ihr Grünsteifen besonders auf. Für einen Kornacker erscheint er zu schlampig, für eine Wiese steht zu viel Getreide im Feld. Die kunterbunte Wiese soll dem Boden das zurückgeben, was ihm bisher genommen wurde.
„Im Herbst haben wir die alten Bäume gerodet“, erzählt Obstbauer Alessandrini. Im April wurde das Feld neu bestellt. „Wir haben hier vier verschiedene Getreidesorten gesät, dazu Gelbsenf, Ölrettich, Buchweizen und Lupinen“, erklären die beiden neuen Biobauern. Diese sogenannte Einsaat hilft auch, die Fadenwürmer, die in einer Monokultur überhand nehmen zu reduzieren. „Der Senf“, so beschreibt Alessandrini das Vorgehen, „vertreibt mit seinen starkriechenden Ölen und Dämpfen die kleinen Ungeziefer aus dem Feld.“
Bio liegt voll im Trend
Südtirol ist der größte Bio-Apfel-Lieferant Europas. Schon in den 80er-Jahre haben einige Obstbauern begonnen, auf Gifte und Spritzmittel zu verzichten. Sie setzen auf eine nachhaltigere und gesündere Landwirtschaft. Bis heute haben sich rund zwölf Prozent der Produzenten für diese Anbauweise entschieden. Die restlichen Bauern halten sich hinsichtlich Pflanzenschutz zwar an europäische Richtlinien, bekämpfen Schädlinge aber nach wie vor mit chemischen Mitteln.
Im Bioanbau ist das nicht möglich. Der Aufwand, Bioprodukte herzustellen, ist damit größer. Die Biorichtlinien sehen vor, dass auf Chemie und stickstoffhaltige Mineraldünger weitestgehend verzichtet wird. Andere Düngemittel wie Kalk, Phosphor, Kali oder Schwefel dürfen zum Teil eingesetzt werden. „Die Nachfrage nach Bioprodukten ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen“, hat Marilen Oberberger beobachtet. "Nachdem ich den Betrieb übernommen habe, war für mich klar, dass sich in der Produktion etwas ändern muss.
Ausfall soll sich lohnen
Nicht nur der deutlich höhere Arbeitsaufwand schreckt viele Landwirte vor der Umstellung ab. Bevor die Äpfel vom eigenen Hof als solche gekennzeichnet werden dürfen, müssen die Produzenten auf viel Ernte verzichten. Die Umstellungsphase dauert drei Jahre. In dieser Zeit können keine Äpfel angebaut werden. Das wild wachsende Getreide kann aber ebenso wenig verwendet werden, außer zur Düngung der eigenen Pflanzen.
„Ein gesunder Boden schenkt dem Bauern auch Zukunft“, sind sich die beiden Landwirte in Pfatten sicher, „denn der Markt verlangt nach unbelasteten Lebensmitteln.“ Sie gönnen sich und dem Boden eine Ruhepause. Auch im nächsten Jahr wird es auf ihrem Grundstück wild wuchern, Insekten und anderes Getier können sich ansiedeln. Danach freuen sie sich auf die Ernte von biologischen Äpfeln.