Markus Abwerzger
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Politik

Markus Abwerzger im Sommergespräch

Im ORF Tirol Sommergespräch erklärt Markus Abwerzger, Parteiobmann der Tiroler FPÖ, was er von Heinz Christian Strache hält. Und er erklärt im Interview auch, warum seine Partei eine angebotene Großspende der Industriellenvereinigung ablehnte.

Der 43-jährige gebürtige Vorarlberger ist Rechtsanwalt und seit Juli 2013 Landesparteiobmann der Tiroler FPÖ.

ORF Tirol: Herr Abwerzger, Sie sind spezialisiert auf Drogenstrafrecht. Wären Sie dafür, Cannabis zu legalisieren?

Markus Abwerzger: Nein! Aus dem einfachen Grund, dass jede drogenpolitische Maßnahme als Ziel haben soll, dass es weniger Drogenkonsumenten gibt. Eine Legalisierung von Cannabis hat dieses Ziel nicht. Wofür ich allerdings bin, ist, dass man Drogenkonsumenten insbesondere Cannabiskonsumenten aus dem Strafrecht herausführt und in das Verwaltungsrecht überführt – eine sogenannte Entkriminalisierung, das wäre schon längst an der Zeit.

ORF Tirol: Gehen wir zu den Nationalratswahlthemen. Norbert Hofer hat unlängst angekündigt, den Klimaschutz zu einem FPÖ-Schwerpunktthema zu machen. Ich nehme der FPÖ nicht wirklich ab, dass sie die große Klima-Fighterin wird. Sie schon?

Markus Abwerzger: Wir waren die erste Partei in der 60er Jahren, die sich damals schon gegen Atomstrom ausgesprochen hat. Unser Ehrenobmann Gerulf Stix hat in diesem Bereich als zweiter Nationalratspräsident extrem viel gemacht. Norbert Hofer ist in diesem Bereich sehr authentisch, und Klimaschutz geht uns alle etwas an. Für uns ist Umweltschutz Heimatschutz und jeder, der die Heimat liebt, schaut auch auf sie. Das ist sicherlich auch ein Thema, dem wir uns näher widmen werden.

Markus Abwerzger und Margit Schuschou
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Margit Schuschou führte das Interview mit Markus Abwerzger in der Innsbrucker Stadtbibliothek

ORF Tirol: Großes Thema nach dem sogenannten Ibiza-Skandal waren die Parteispenden. Der Tiroler FPÖ wurden – so habe ich das gehört – 100.000 Euro von der Industriellenvereinigung als Parteispende angeboten. Haben Sie diese Spende angenommen?

Markus Abwerzger: Das stimmt, das wurde uns angeboten. Wir haben aber nach reiflicher Überlegung diese Spende nicht angenommen. Bemerkenswert dabei ist, dass Heinz Christian Strache damals einer jener war, der gesagt hat, dass wir das unter keinen Umständen annehmen dürfen. Und das ist auch gut so. Natürlich kommt man in Verlegenheit eine derartige Spende anzunehmen, weil es nicht wenig Geld ist, aber es ist vernünftig das nicht zu machen. Und wir haben es nicht gemacht!

ORF Tirol: Herr Abwerzger, Sie haben ja unlängst Folgendes auf Facebook gepostet: „In der FPÖ-Brust schlagen drei Herzen: jenes von Heinz Christian Strache, von Norbert Hofer und von Herbert Kickl. Jenes von Strache ist vorläufig ausgefallen. Wir lassen uns jetzt sicher nicht noch ein Herz herausreißen.“ Das klingt sehr pathetisch. Bei HC Strache sagen Sie „vorläufig“. Sind Sie sicher, dass er wieder zurückkommt?

Markus Abwerzger: Wir haben in der Partei einen Parteiobmann gehabt, der 14 Jahre lang diese Partei geprägt hat, der sie aufgebaut hat von Null zu einer Großpartei. Das Zustandekommen des Videos ist ein Kriminalfall, das muss man auch ganz offen sagen..

ORF Tirol: Aber mir kommt vor, der Inhalt schreckt sie gar nicht so.

Markus Abwerzger: Doch der Inhalt schreckt mich schon. Das ist auch nicht gutzuheißen. Nur, wenn man ehrlich ist und den Inhalt analysiert, muss man feststellen, dass ein Großteil des darin Gesagten gelebte Praxis der ÖVP ist.

ORF Tirol: Aber gesagt hat es Herr Strache!

Markus Abwerzger: Aber gemacht hat es die ÖVP, und das ist der große Unterschied!

Markus Abwerzger

Der FPÖ-Obmann verrät im Wordrap sein Lieblingsbuch und sein Lieblingslied

ORF Tirol: Sie wären ja nach der letzten Landtagswahl sehr gerne in der Landesregierung gewesen. Sie hatten ja sogar den ÖVP-Wirtschaftsflügel hinter sich. Nur Landeshauptmann Platter wollte Sie nicht.

Markus Abwerzger: Was heißt, wollte Sie nicht? Er hat natürlich den Weg des geringsten Widerstands gewählt und das war eben mit den Grünen. Wir haben 6,5 Prozent zugelegt, die Grünen haben drei Prozent verloren. Dann diesen Koalitionspartner auszusuchen, ist ja auch bezeichnend.

ORF Tirol: Großes Thema war auch dieser FPÖ-Historikerbericht. Es sollten damit ja braune Flecken in der Geschichte der FPÖ ausgeleuchtet werden. Der Bericht erntete viel Kritik, wie Sie ja wissen. Historiker sehen wissenschaftliche Mängel.

Markus Abwerzger: Interessanterweise haben ja gewisse Historiker den Bericht schon kritisiert, bevor er überhaupt veröffentlicht wurde. Ich habe immer gesagt, egal, was wir präsentiert hätten, der Aufschrei wäre immer der gleiche gewesen.

Markus Abwerzger
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FPÖ-Obmann Markus Abwerzger

ORF Tirol: Gehen wir zurück nach Tirol. Haben Sie in ihrer Partei genügend aufgeräumt? Ich erinnere an diesen Fall im März 2018, als ein Imster Funktionär Adolf Hitler-Bilder über WhatsApp verbreitet hat.

Markus Abwerzger: Wenn etwas in dem Sinne hervorkommt, werden wir auch immer handeln, und wir haben auch gehandelt. Auch in dem Fall, den Sie gerade angesprochen haben. Es ist die Krux der FPÖ, dass sich die FPÖ Mitte-rechts positioniert und leider Gottes auch hin und wieder Personen anzieht, die vom rechten Rand kommen. Die Distanzierung von diesem rechten Rand ist ganz klar und wird auch wahrscheinlich von 99 Prozent der Parteimitglieder, die in Tirol leben, getragen. Das will keiner, das braucht keiner, und das ist eine Sache, mit der wir nichts zu tun haben wollen.

ORF Tirol: Danke für das Gespräch.

Markus Abwerzger: Ich bedanke mich.