Georg Dornauer
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Politik

Georg Dornauer glaubt an SPÖ in Regierung

Das erklärte Ziel von Georg Dornauer ist Mitregieren, sagt der Tiroler SPÖ-Obmann im ORF Tirol Sommergespräch. Dass er nach der Wahl bei einer Regierungsbeteiligung seiner Partei nach Wien wechseln könnte, schloss der Sellrainer Bürgermeister aus.

Der 36-jährige Politiker ist studierter Politikwissenschaftler, Jagdleiter und Bürgermeister in der Gemeinde Sellrain.

ORF Tirol: Nach den derzeitigen Umfragewerten liegt die SPÖ bei 21, 22, 23 Prozent, also weit abgeschlagen hinter der ÖVP. Hat das auch mit Ihnen zu tun, Herr Dornauer?

Georg Dornauer: Eine sehr spannende Analyse des jungen Mannes, von dem die Frage ursprünglich kommt. Ich würde gern mit ihm politisieren. Ich glaube, ich könnte ihn relativ schnell davon überzeugen, dass gerade jetzt im Moment ein ganz anderer Trend an den Tag gelegt wird – nämlich, dass wir auf der Bundesebene sehr wohl dazugewinnen.

ORF Tirol: Na ja, jetzt muss man sagen, Fettnäpfchen haben Sie in den letzten Monaten keines ausgelassen. Da gibt es ja den sogenannten, angeblichen Sexismus-Sager, es gibt dieses Posting auf Facebook mit Freund Meischberger, es gibt diese angeblich gefälschte E-Mail, die Sie über Twitter verbreitet haben. Sie sind ja bundesweit medial recht präsent.

Georg Dornauer: Ja, das kann man jetzt negativ werten oder positiv. Ich bekomme von meiner Partei – von älteren aber auch von jüngeren Mitgliedern – sehr viel Lob für viel Arbeit, die wir leisten. Und ja, wo gearbeitet wird, da fallen bekanntlich auch Späne, und das ein oder andere ist möglicherweise passiert.

Georg Dornauer im Gespräch mit Margit Schuschou
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Margit Schuschou führte das Gespräch mit Georg Dornauer in der Innsbrucker Stadtbibliothek

ORF Tirol: Sie sagen, die Tiroler SPÖ kann wieder hohe Wahlergebnisse erreichen. In den besten Zeiten waren es einmal über 30 Prozent. Was trauen Sie wahlmäßig der neuen SPÖ Tirol zu?

Georg Dornauer: Ich glaube dieses Potenzial, das sie aus den 70er Jahren zitiert haben, müsste genauso wieder drinnen sein. Und ich spüre das, auch die Menschen in Tirol haben den Wunsch nach einer modernen, offenen, nach einer sehr gerechten Politik.

ORF Tirol: Wie wollen Sie die Arbeiter, die Arbeiterinnen, die Angestellten wieder an Bord holen?

Georg Dornauer: Im täglichen Gespräch letztendlich. Ich glaube, dass der Social-Media-Kontakt, dass der mediale Kontakt oft zu wenig ist, die Menschen wollen wieder Politiker auch spüren, hautnah erleben und auch hören.

ORF Tirol: Kommunikation ist das eine, aber Taten?

Georg Dornauer: Natürlich ist die Oppositionsbank eine sehr harte Bank. Und ja, ich bin in die Politik gegangen, um zu gestalten. Bei aller Wertschätzung, ich will nicht auf der Oppositionsbank irgendwelche schriftlichen Anfragen an irgendwelche Landesräte stellen. Ich für meine Person und für meine Partei bin der festen Überzeugung, dass wir die Antworten haben, und deshalb habe ich auch diesen Drang oder Wunsch ganz klar formuliert. Ziel für die Sozialdemokratie sowohl auf Bundesebene als auch auf Landesebene muss das Mitgestalten sein und somit das Mitregieren.

Georg Dornauer im Wordrap

Der SPÖ-Politiker über sein Lieblingsbuch und sein Lieblingslied.

ORF Tirol: Ein ureigenes rotes Thema wäre der leistbare Wohnraum. Was würden Sie tun, um leistbaren Wohnraum zu schaffen? Es gibt ja sehr viele Vorschläge in Tirol. Was wäre Ihrer?

Georg Dornauer: Wir brauchen doch eine vernünftige Raumordnungspolitik. Kärnten beispielsweise macht das jetzt vor. Die haben eine Novelle in Begutachtung geschickt, wo sie diese Baulandmobilisierung wirklich angehen, indem sie sagen, alles, was an neugewidmetem Bauland ab heute in zehn Jahren nicht bebaut wird, wird zurückgewidmet.

ORF Tirol: Das Landesgesetz lässt es zu, dass Gemeinden Bauland für den sozialen Wohnbau ausweisen können, das sind die sogenannten Vorbehaltsflächen. Sie haben in Ihrer Gemeinde 90.000 m² gewidmetes und unbebautes Bauland. Warum machen Sie das nicht?

Georg Dornauer: Schauen Sie, ich habe in meiner kurzen Zeit als Bürgermeister jetzt 15 neue Wohnungen in einem Rahmen des Baurechtsvertrages errichten lassen. Das funktioniert sehr gut, das ist sehr leistbarer Wohnraum. Ich kenne meine Gemeinde wie meine eigene Westentasche, und ich weiß genau, wo wir uns entwickeln können. Und das ist gerade in diesem engen V-Tal sehr schwierig. Ich glaube, in der Gemeinde Sellrain brauchen wir da nicht ansetzen, da gibt es andere Flecken in Tirol, wo wir wirklich ein Problem haben mit der Baulandhortung. In Sellrain orte ich dieses Problem aber definitiv nicht.

Georg Dornauer
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Der Tiroler SPÖ-Parteiobmann Georg Dornauer

ORF Tirol: Thema Nationalratswahl. Sie glauben an eine Koalition ÖVP-SPÖ nach der Wahl?

Georg Dornauer: In der Tat!

ORF Tirol: Mit Kurz wird sich das eher nicht spielen.

Georg Dornauer: Das geht aber von Herrn Sebastian Kurz aus, und diese Arroganz sollte er auch ein bisschen ablegen. Ich toleriere ihn als Demokrat, als gewählten Parteichef der derzeit noch stärksten Partei Österreichs. Dementsprechend konstruktiv würde ich Sebastian Kurz bei möglichen Sondierungsverhandlungen auch begegnen.

ORF Tirol: Liebäugeln Sie selbst nach Wien zu gehen?

Georg Dornauer: Ich wurde das mehrfach gefragt. Ich kann das mit heutigem Tag definitiv erneut verneinen.

ORF Tirol: Also Sie bleiben der SPÖ in Tirol erhalten?

Georg Dornauer: Selbstverständlich!

ORF Tirol: Vielen Dank für das Gespräch!