Wenn Zora ihren großen Auftritt hat, bleiben viele Menschen stehen. Der kleine, etwa kniehohe Roboter ist täglich im Krankenhaus „Centre Hospitalier Régional (CHR) de la Citadelle“ in Liège in Belgien im Einsatz. In den Wartezimmern unterhält er die kleinen Patienten mit Spielen, Quizfragen und Musik. Auch zum Tanzen und Mitmachen lädt der kleine Roboter ein, über richtig gelöste Aufgaben jubelt er.
Auf die Kinder übt Zora eine große Faszination aus. Angst oder Furcht vor dem unbekannten Gerät haben sie nicht, die meisten sind gleich mit Feuereifer dabei. „Der Roboter ist mein Freund“, erklärte etwa die kleine Sara schon nach wenigen Minuten. Auch den Eltern im Wartezimmer gefällt die technische Neuerung. „Der Roboter lenkt ab, wenn es hier einmal etwas länger dauert“, erklärt ein Vater. Einer Mutter ist der kleine Roboter zwar eher etwas unheimlich, „aber er scheint den Kindern Spaß zu machen“. Neugierig schauen auch die Erwachsenen zu, was der Roboter kann.
Roboter als Zukunft Europas
Im Rahmen des Projektes „Eurotours“ war Reporterin Viktoria Waldegger in Belgien unterwegs, um dort den Einsatz von Robotern im Alltag kennenzulernen. Das Projekt wurde vom Bundeskanzleramt finanziert.
Roboter als Motivator
Zora, der Roboter, ist seit 2015 ein Mitarbeiter in La Citadelle. Das Krankenhaus habe es sich zum Ziel gesetzt, den technischen Fortschritt auszuprobieren und ihm eine Chance zu geben, berichtete Mylène Maigray, die für die Roboter im Krankenhaus zuständig ist. Zwar gibt es in unserem Alltag bereits viele Roboter, etwa zum Staubsaugen oder Mähen. Roboter, die mit dem Menschen kommunizieren und interagieren, sind aber bisher die Ausnahme.
Neben dem Einsatz in den Wartezimmern wird Zora auch bei Kindern mit Krebs, die stationär im Krankenhaus untergebracht sind, eingesetzt. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass der Roboter die Kinder eher dazu bringen kann, aktiv zu sein. Er bringe Abwechslung und mehr Bewegung in den Klinikalltag, berichtete Migray.
Ältere Generation offen für Fortschritt
Auch die Älteren in der Geriatrie-Abteilung zeigen sich begeistert von dem Roboter. „Er ist mir lieber als ein Mensch“, schmunzelte etwa eine Bewohnerin, nachdem Zora den älteren Patienten etwa eine Stunde lang Gymnastikübungen vorgezeigt hat. Für sie hält der Roboter andere Spiele bereit. Während die Kinder mit Tieren und Farben spielen, gibt es für die älteren Patienten Fragen und Kartenspiele zu Schauspiellegenden, Wahrzeichen und Blumensorten.
Zu Beginn großes Misstrauen
Bei der Einführung des Roboters sei die Angst bei den Mitarbeitern groß gewesen, berichtete Mylène Migray. Sie hätten befürchtet, die Roboter würden ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen. Mittlerweile habe sich gezeigt, dass das in den nächsten Jahren nicht passieren wird. Alleine ist Zora nie unterwegs, der Roboter wird immer von Mitarbeitern begleitet. Ohne Einstellungen und gelegentliche Hilfsgriffe der Mitarbeiter könnte Zora ihre Aufgaben nicht erfüllen. Wenn der Roboter aber beispielsweise die Gymnastikübungen bei den Geriatrie-Patienten vorzeigt, haben die Mitarbeiter mehr Zeit, Haltungsfehler zu korrigieren und genauer auf jeden einzelnen Patienten einzugehen. Gleichzeitig werde der Roboter nicht so kritisch begutachtet wie ein Mensch, der Bewegung fordert, er sei mehr ein Spielzeug, so Migray.
Roboter-Rezeptionist in belgischen Hotels
Das Krankenhaus hat auch einen zweiten Roboter im Einsatz, er hört auf den Namen „Pepper“, kommt mit einem Bildschirm und ist als Informationsstelle in Wartezimmern und im Eingangsbereich des Krankenhauses unterwegs. Pepper ist deutlich größer als Zora, und wirkt dadurch auch menschlicher. Im Gespräch simuliert er, dass er dem Gesprächspartner in die Augen sieht, er folgt den Augen des Gegenübers mit seinen digitalen Augen. Pepper kann etwa Informationen über das Krankenhaus oder das Wetter geben, oder auch Witze und Geschichten erzählen.
Informationen vom digitalen Helfer
Roboter „Pepper“ hilft Patienten im Eingangsbereich des Krankenhauses oder auch in Wartezimmern weiter. Sie können über den Bildschirm ihre Auswahl treffen.
Der gleiche Roboter wird auch als Rezeptionist in einigen Hotels in Belgien verwendet. Dort gibt er Auskunft über oft gefragte Informationen, wie beispielsweise die Wettervorhersage, die Zeiten zum Ein- und Auschecken oder den Menüplan der Woche.
Tiroler Firma setzt auf Roboter-Rezeptionisten
Das Ziel eines digitalen Rezeptionisten verfolgt auch die Tiroler Firma „Casablanca Hotelsoftware“. Sie arbeitet mit der Hardware von „Pepper“, der Roboter sieht also gleich aus. Die Tiroler wollen den Roboter aber mit ihrem eigenen Programm ausstatten und ihre tausenden Hotelkunden damit versorgen. Die Roboter-Rezeptionisten sollen den Check-In übernehmen. In weiteren Entwicklungsphasen soll der Roboter die Rechnungslegung oder den Bezahlvorgang ausführen, Zimmerkarten erstellen oder Informationen weitergeben können.

Der Roboter soll die Hotelmitarbeiter entlasten, gerade in Bezug auf die schwierigen Arbeitszeiten im Tourismus, erklärte Geschäftsführer Alexander Ehrhart im Interview mit ORF Tirol. Pepper soll den Gästen die An- und Abreise zu jeder Tages- und Nachtzeit ermöglichen. Einen ersten Prototyp will die Firma auf der Fachmesse für Gastronomie, Hotel und Design (FAFGA) im September in Innsbruck präsentieren. Das Forschungsprojekt wird mit EU-Mitteln gefördert.