Versuchsanbau Gelber Enzian in Galtür
Landwirtschaftskammer Tirol
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Landwirtschaft

Erfolgreicher Anbau von Gelbem Enzian

Auf einer Versuchsfläche in Galtür (Bezirk Landeck) ist der Anbau von Gelbem Enzian gelungen. Mittlerweile stehen dort 18.000 Pflanzen des Gelben Enzians. Neben dem Schnapsbrennen kann die Enzianwurzel auch als Arzneimittel Verwendung finden.

Auf 2.000 Quadratmetern Fläche wurde in Galtür im hinteren Paznaun vor gut zwei Jahren mit dem Versuchsanbau begonnen. Die Pflanzen haben sich gut entwickelt und stehen im Hochsommer in voller Blüte, wie Wendelin Juen von der Landwirtschaftskammer Tirol bei einem Lokalaugenschein betonte.

Initiatoren für Versuchsanbau Hermann Lorenz und Wendelin Juen
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Die Initiatoren des Enzian-Projekts, Hermann Lorenz und Wendelin Juen, bei einem Lokalaugenschein auf dem Versuchsfeld

Bereits im Altertum als Heilpflanze erwähnt

Der Gelbe Enzian war schon im Altertum als Heilpflanze bekannt. Die Bitterstoffe der Wurzel haben eine appetitanregende und verdauungsfördernde Wirkung. Der Anstoß für den Versuchsanbau in Galtür kam auch von einem Pharmakonzern, der Interesse zeigte, inzwischen aber abgesprungen ist. Das Projekt wurde trotzdem durchgezogen. Der erfahrene Schnapsbrenner und Enzian-Liebhaber Hermann Lorenz pflanzte mit seinem Team im Jahr 2017 die ersten 12.000 Jungpflanzen aus, heuer kamen noch einmal 6.000 dazu.

Herausforderungen für den Anbau des Gelben Enzians

Wie der Versuch in Galtür bisher zeigte, ist der Standort dort ideal. Aufgrund eines ständigen Talwindes ist eine Bewässerung der Enzian-Pflanzen notwendig. Durch den Luftzug werde aber das Risiko von Pilzerkrankungen verhindert, so Lorenz. Eine große Herausforderung sei das Unkraut, vor allem in den ersten Monaten. Deshalb seien zwischen den Pflanzenreihen Bändchengewebe ausgelegt worden, um das Unkraut einzudämmen. Trotzdem müsse ständig gejätet werden, erklärte Lorenz.

Versuchsanbau Gelber Enzian in Galtür
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Der Gelbe Enzian liefert die bitterste Substanz der Welt

Einnahmemöglichkeit auch in anderen Regionen Tirols

Mit den Erfahrungen aus Galtür könnten sich künftig auch weitere Betriebe an den Anbau wagen, hofft Wendelin Juen. Der Kräuteranbau biete gerade für kleinbäuerliche Betriebe Chancen, weil dafür keine großen Flächen notwendig seien. Die Landwirtschaftskammer will dafür neben dem Gelben Enzian auch andere Pflanzen forcieren.

Beim Enzian müsse das Augenmerk laut Juen aber auch darauf liegen, nicht nur den Rohstoff zu produzieren, sondern auch Produkte zu veredeln, für die sich auch ein entsprechender Preis erzielen lasse. Beim Gelben Enzian sei natürlich das Schnapsbrennen aufgrund der Tradition naheliegend. Immerhin bringe ein Liter reiner Enzian-Schnaps zwischen 250 und 280 Euro, so der Experte der Landwirtschaftskammer.

Der Bitterstoff aus der Wurzel des Gelben Enzians könne aber auch sonst bei der Herstellung von Getränken oder in Arzneimitteln Verwendung finden, so Juen. Er hofft darauf, dass es nach dem erfolgreichen Versuch in Galtür neuerliches Interesse aus der Pharmabranche gibt. Zwar könne man in Tirol generell beim Preis von Rohstoffen nicht mit internationalen Konkurrenten wie China mithalten. In Europa gebe es aber den Trend, dass verstärkt darauf geschaut werde, woher die Wirkstoffe für Arzneimittel und Medikamente kommen. Das könne beim Gelben Enzian eine Chance für heimische Produzenten sein.

Gelber Enzian steht unter Schutz

Der Gelbe Enzian steht in Österreich und Deutschland generell unter Schutz. In Galtür gibt es aber alte verbriefte Grabrechte, die jährlich neu verlost werden. 13 derartige Lose werden vergeben, damit verbunden ist das Recht, bis zu 100 Kilogramm Enzianwurzeln zu „ernten“.

In anderen Ländern, etwa in Italien im Apennin, in den französischen Pyrenäen oder am Balkan, wird der Gelbe Enzian in der freien Natur gesammelt. Weil das aber mühsam und oft unergiebig ist, wurden vor Jahrzehnten bereits erste Anbauversuche in Europa gestartet. In Frankreich und in Bayern etwa konnte sich der Anbau von Gelbem Enzian in Spezialkulturen etablieren.