Die Flaurlinger Alm
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Landwirtschaft

Verunsicherung bei Tiroler Almbauern

Tirols Bauern fühlen sich mit der Rückkehr von Wolf und Bär allein gelassen. Sie fordern mehr Informationen durch das Land. Beim Land heißt es, es gebe aktuell keinen Grund zur Beunruhigung.

Josef Praxmarer ist verunsichert. 25 Schafe und ebenso viele Rinder hat der Bauer auf der Flaurlinger Alm hoch über dem Inntal. Vor vier Tagen soll eine Einheimische hier im Bereich des Flaurlinger Jochs auf den Bären getroffen sein. Die Frau sei sehr erschrocken und flüchtete, berichtete Praxmarer. Auch der Bär flüchtete, trotzdem sei die Frau sprachlos gewesen. „Man ist es hier nicht gewohnt, dass solche Raubtiere unterwegs sind“, erklärte Praxmarer. Jetzt wisse er, dass die Gefahr da sei.

Bauer Josef Praxmarer und ORF-Reporter Markus Feichter im Gespräch
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ORF-Reporter Markus Feichter besuchte Bauer Josef Praxmarer auf der Flaurlinger Alm

Auch ein Schaf aus Praxmarers Herde wurde zuletzt gerissen. Unklar ist in diesem Fall, ob es sich bei dem Raubtier um einen Bären oder einen Wolf handelte. Der Flaurlinger Bauer fühlt sich im Stich gelassen. Ihn störe am meisten, dass er kaum Informationen bekommen habe. Im Rosskogelgebiet habe es zuvor bereits Schafrisse gegeben, trotzdem seien sie nicht informiert worden. Er wisse nicht, wer für sie zuständig sei, aber in der heutigen Zeit sollte es eigentlich kein Problem sein, Informationen weiterzugeben, so Praxmarer.

Bauernvertreter kritisieren Land

Wolf und Bär beschäftigen auch die Bauernvertreter. Sie sehen zu wenig Initiative des Landes. Das Thema werde wie eine heiße Kartoffel weitergereicht, erklärte Josef Hechenberger, der Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer. Niemand fühle sich zuständig oder verantwortlich. Er wolle wissen, wie man mit den Raubtieren umgehen solle. Jede Bauernfamilie müsse derzeit vor Ort mit der Gefahr leben, Lösungen seien schwierig.

Land Tirol beruhigt

Im Land sehen Experten derzeit keinen Grund zur Beunruhigung.

Im Landhaus wurde am Freitag der Antrag der Landwirtschaftskammer auf Abschuss von Bär oder Wolf abgelehnt. Es gebe keine aktuellen Hinweise, dass sich ein Beutegreifer in dem Gebiet aufhalte, deshalb bestehe auch keine akute Gefährdung. Ein mögliches Herdenschutzprogramm wird derzeit untersucht – mehr dazu in Herdenschutz wird geprüft.

Bauern sehen keinen Sinn im Herdenschutz

Den Sinn dahinter sehen die Vertreter der Landwirtschaftskammer nicht. Wolf und Bär würden gesetzlich zu stark geschützt, kritisiert auch Hechenberger. Das Problem sei vielleicht aktuell noch klein, in den nächsten Jahren könnten die Beutegreifer aber zu einem großen Problem werden, glaubt er.

Herdenschutz für Bauern keine Lösung

Das Land Tirol schaffte acht Herdenschutzzäune an. Das kann nicht funktionieren, glaubt Landwirt Josef Praxmarer.

In den letzten Wochen wurden dutzende Schafe gerissen, das sind mehr als in den letzten Jahren. Die betroffenen Bauern sollen schnell eine Entschädigung erhalten. Es gebe Standardkostensätze, die auf den Versteigerungspreisen in Tirol beruhen. So gebe es für ein weibliches Tiroler Herdezuchtschaf rund 350 Euro Entschädigung, erklärte Josef Gitterle von der Abteilung für Jagd und Fischerei des Landes Tirol.