Im letzten Augenblick wurden unter anderem die Padeilemähder im Gschnitztal vom Land Tirol als Natura-2000-Gebiet nachnominiert. Damit entging Österreich einem teuren Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Union. Diese Nachnominierungen legten einen jahrelangen Streit bei, die einzigartige Kulturlandschaft bei Trins soll davon profitieren.
Natura-2000-Gebiet – ja bitte!
Als im vergangenen Jahr die Anfrage des Landes Tirol an den Grundeigentümer und Landwirt Markus Hilber in Trins kam, erklärte er sich sofort damit einverstanden. Die steilen und unzugänglichen Bergwiesen in über 2.000 Metern Seehöhe werden von seinen Vorfahren schon seit Jahrhunderten von Hand gemäht. Mit dem Schutz der EU sieht Hilber die Padeilemähder nun auch für spätere Generationen gesichert. Einschränkungen für ihn als Landwirt sieht er nicht:
„Ich gülle ja sowieso nicht und die Wiesen wurden nie beweidet. Ich habe auch nicht vor, hier ein Skigebiet oder einen Hotelkomplex zu bauen,“ sagte er. „Die Wiesen sollen einfach weiter so bewirtschaftet werden, wie es meine Vorfahren schon immer gemacht haben.“

Ein Leben lang auf den Padeilemähdern
Mit 14 Jahren kam die Mutter von Markus Hilber, Anna Hilber, zum ersten Mal mit herauf zum Mähen. Heute ist sie 93 Jahre alt und nimmt immer noch die Sense in die Hand. „Jetzt geht ein Forstweg herauf, aber damals mussten wir von der Haustür weg von Trins herauf zu Fuß gehen. Es war eine harte Zeit und anstrengend war mein ganzes Leben,“ erinnerte sich die Altbäuerin. „Die Wiesen sehen hier so aus, weil wir sie pflegen. Würden wir fünf Jahre nicht mähen, würde alles zuwachsen.“ Anna Hilber lebt bei ihrem Sohn Markus auf dem Hof in Trins. Aber wenn es zum Mähen geht, fährt sie mit, mittlerweile eben mit dem Jeep. „Da hätte ich sonst keine Ruhe.“

Einzigartige Artenvielfalt
Die Padeilemähder sind keine Almwiesen im herkömmlichen Sinn. Als geschützte Bergmähwiesen sind sie eine selten gewordene Kulturlandschaft. Und weil sie nur alle zwei Jahre gemäht und nicht beweidet werden, ist eine unvergleichliche Vielfalt an Pflanzen entstanden, die eine Vielzahl an Insekten und Vögeln mit sich brachte. „Wir haben hier auf 25 Quadratmetern 80 verschiedene Pflanzenarten. Das findet man in ganz Europa kaum. Wir sind froh, dass wir das mit Hilfe der Familie Hilber nun erhalten können,“ erklärte Schutzgebietsbetreuer Klaus Auffinger. „Solche wertvollen Flächen werden von der EU finanziell gefördert, denn der Aufwand, diese steilen Wiesen zu mähen, ist enorm.“
EU-gefördertes Naturjuwel
Alleine können Markus Hilber und seine Mutter Anna die 32 Hektar Fläche nicht mähen. Mitglieder der Familie, aber auch bezahlte landwirtschaftliche Arbeitskräfte, ein Motor-Handmäher und auch ein Heubläser kommen zum Einsatz. Anstrengend ist das Mähen und Heuen auf den extrem steilen Bergwiesen aber immer noch. Der Ertrag an Heu ist gering, dafür ist die Futterqualität der ungedüngten, natürlichen Wiesen herausragend. „Das bekommen bei uns vor allem die Kälber und die Jährlinge. Und auch mit der Fruchtbarkeit der Kühe haben wir keine Probleme,“ freute sich Markus Hilber.