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Umstrittener Arbeitsplatz für Jungärzte

Trotz des dramatischen Ärztemangels an Südtirols Spitälern will eine italienische Ärztegewerkschafte die Ausbildung von Jungärzten in Zusammenarbeit mit Österreich verhindern.

Über zwanzig junge Ärzte an Krankenhäusern in Südtirol sind in der gleichen Situation, aber bislang geht es nur um zwei. Die Arbeitsverträge von zwei Medizinern, die gerade ihre Facharztausbilung an der Abteilung für Urologie im Landeskrankenhaus Bozen machen, sind ins Visier der Ärztegewerkschaft ANAAO gekommen. Der lokale Ableger der italienischen Gewerkschaft plus fünf einzelne Ärzte haben beim Arbeitsgericht die Annullierung dieser Arbeitsverträge beantragt.

Im Oktober wird die Verhandlung stattfinden, in der geklärt werden soll, ob die beiden jungen Männer bleiben dürfen. Entschieden wird damit aber auch, ob die Facharztausbildung gemäß österreichischem Modell mit den italienischen staatlichen Vorgaben vereinbar ist.

Landesrat: „absurd und böswillig“

Für die Südtiroler Landesregierung ist der Vorstoß gegen die Jungärzte ein Affront: Als „absurd und böswillig“ bezeichnete ihn Gesundheitslandesrat Thomas Widmann. Es sei unerhört, dass eine Vertretung von Ärzten ihren eigenen Kollegen den Arbeitsplatz nehmen will, noch dazu beim derzeitigen Ärztemangel, der in einigen Abteilungen die medizinische Versorgung bereits schwierig macht. Die Landesregierung werde sich mit allen zur Verfügung stehenden rechtlichen und politischen Mitteln dagegen wehren.

Auch Reinhold Perkmann, Gewerkschaftsverteter der Primare, kann nicht verstehen, warum man jungen ambitionieren Medizinern die Rückkehr nach Südtirol so schwer machen will.

Krankenhaus Bozen
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Der österreichsiche Ausbildungsstandard sei zweifelsohne hoch und wenn man Jungärzte nicht gleich nach dem Studium nach Südtirol zurückhole, gingen sie der heimischen Medizin meist verloren. Wer erstmal im Ausland zu arbeiten beginne, bleibe oft auch dort.

Die beiden angehenden Urologen möchten in Südtirol bleiben und ihre Ausbildung fertig machen. Sie finden die Bedingungen ideal und sind überzeugt, an ihrer Abteilung viel zu lernen.

Die Gewerkschaft ANAAO selbst, die die Rekurse vorantreibt, argumentiert, die Facharztausbildung in Italien sehe eine Abschlussprüfung an einer Universitätsklinik vor und nicht wie das österreichische Modell ein Examen vor der Ärztekammer in Wien.

Zusammenarbeit mit Österreich

Das Land Südtirol hat sich seit Jahren um eine Zusammenarbeit mit Österreich bemüht, schließlich studieren die meisten Südtiroler Medizinstudenten an einer österreichischen Universität.

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Anfang des Jahres wurde ein Abkommen zwischen der österreichischen Ärtekammer und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb untezeichnet, seit einigen Monaten läuft die Ausbildung in ausgesuchten Abteilungen, die eine Betreuung der Jungärzte garantieren können. Auch erhalten die Neo-Mediziner laut diesem Modell ein Anfangsgehalt, das Südtirol konkurrenzfähig mit anderen großen Kliniken macht. Gemäß italienischem Modell gäbe es lediglich ein Studienstipendium.

Bis zum Gerichtstermin am 22.Oktober können die beiden jungen Mediziner in Bozen weiter arbeiten. Ihr Vorgesetzter und „Ausbilder“, Primar Armin Pycha hofft, auch nach diesem Termin auf seine jungen Kollegen zählen zu können.