Ein freigelegtes Haus aus der Eisenzeit bei Ausgrabungen auf der Hohen Birga bei Birgitz
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Wissenschaft

Häuser aus der Eisenzeit in Birgitz

Die wertvollen Überreste von mehr als 2.000 Jahre alten Häusern haben Archäologen und Studierende in Birgitz im Bezirk Innsbruck Land entdeckt. In mühevoller Kleinarbeit wurden sie freigelegt und geben so manches Rätsel auf.

Es war nicht das erste Mal, dass die Wissenschaftler bei der Hohen Birga, einem bewaldeten Hügel nördlich der Mittelgebirgsgemeinde, alte Häuser entdeckt haben. Schon vor Jahren wurden Reste der über 2000 Jahre alten Behausungen einer rätischen Siedlung aus der Eisenzeit gefunden.

Wertvolles Handwerk und Schmuck

Nun haben die Innsbrucker Forscherinnen und Forscher erneut zwei Häuser freigelegt. Insgesamt dürften auf der Hohen Birga bis zu 100 Menschen in 15 bis 20 Häusern gewohnt haben, erklärt Ausgrabungleiter Florian Müller von der Universität Innsbruck.

„Wir können generell die Lebensweise der Bewohner auf der Hohen Birga sehr gut nachvollziehen. Wir haben eine große Anzahl von Keramikfragmenten, also unterschiedliche Töpfe und Gefäße. Das ist archäologisch auch für die Datierung ein sehr wichtiges Fundmaterial“, ergänzt der Ausgrabungsleiter. „Wir haben aber auch Reste von Bronzeobjekten, Bronzeanhänger, Schmuckstücke, Glasfragmente von Glasarmreifen, Glasperlen und so weiter gefunden. Das zeigt die ganze Bandbreite, was in so einer Siedlung hergestellt wurde. Hier sehen wir qualitativ hochwertiges Handwerk.“

Einzelteile von Funden auf der Hohen Birga, Scherben von Gefäßen.
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In Birgitz fanden die Wissenschaftler wertvolle Teile von Gefäßen und Handwerk aus der Eisenzeit

Vom Leben der Räter in der Eisenzeit

Die Innsbrucker Wissenschafter fanden gestampfte Lehmfußböden, eine Herdstelle aus Steinplatten und auch einen Lehmofen. Wie die Räter vor mehr als 2000 Jahren auf der Hohen Birga gelebt haben, könne man sich gut vorstellen, sagte Florian Müller: „Die Leute haben damals sicher kein allzu leichtes Leben gehabt. Wenn man sich ansieht, mit welchem Aufwand hier die Häuser gebaut wurden und wie sie den Lebensunterhalt betreiten mussten, würde ich ausschließen, dass sie viel Freizeit gehabt haben oder ihnen langweilig war.“

Ein rätisches Haus, freigelegt bei Ausgrabungen auf der Hohen Birga bei Birgitz
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Mit den Funden haben die Wissenschaftler jetzt eine gute Vorstellung davon, wie die Menschen in der Eisenzeit in Tirol lebten

Rätselhaftes Ende der Besiedelung

Die Siedlung gehörte zu den größten der Eisenzeit in Nordtirol. Wenige Jahre vor Christi Geburt haben die Römer Nordtirol erobert. Doch noch immer ist unklar, wie und warum genau die Besiedelung der Räter auf der Hohen Birga ein Ende genommen hat. Spuren von Menschen, Knochen oder Skelette, wurden nicht gefunden, auch kein Friedhof. Damit bleibt vorerst noch ein Rätsel, das es für die Forscher zu lösen gilt. Derzeit wird angenommen, dass die Siedlung nach fast 300 Jahren mit der Eroberung und militärischen Besatzung Nordtirols durch die Römer 15 v. Chr. ein rasches Ende genommen hat.