Frühgeborenes mit Tintenfisch
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Tintenfisch als Frühchens bester Freund

Nach einem Aufruf der tirol kliniken in den sozialen Medien werden landauf, landab fleißig kleine Tintenfische gehäkelt. Sie sollen frühgeborenen Babys im Brutkasten Geborgenheit geben und sie vom Ziehen an den Infusionsschläuchen abhalten.

Cornelia Seiwald von der Medienstelle der tirol kliniken ist ganz aus dem Häuschen: „Wahnsinn! Unser Aufruf, kleine Tintenfische für Frühgeborene zu häkeln, wurde bereits über 13.000 Mal geteilt und damit haben wir bereits 1,5 Millionen Personen erreicht!“ Vor knapp drei Wochen hat Seiwald auf Facebook um gehäkelte Tintenfische für die Frühgeborenen auf der Neonatologie gebeten und seitdem trudeln täglich Tintenfische in allen Farben auf der Station ein.

Heidi Köll, Stationsschwester Neugeborenen-Intensivstation
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Stationsschwester Heidi Köll

Die Tintenfische sollen den Babys, die ihre ersten Lebenstage und -wochen in Brutkästen verbringen müssen, Nähe und Geborgenheit vermitteln. Aber auch einen anderen wichtigen Aspekt erfüllen die Tintenfische und sind dadurch so geeignet wie kein anderes Häkeltier, sagt Stationsschwester Heidi Köll: „Der Tintenfisch hat Tentakeln. Das Kind hält sich an den Tentakeln fest und zieht dadurch nicht mehr an den Sonden und Schläuchen mit denen es versorgt wird. Somit sind die Hände beschäftigt und wir verhindern Schlimmeres.“

Idee dazu entstand 2013 in Dänemark

Die Idee zu den Tintenfischen kam einer Mutter eines Frühgeborenen im Jahr 2013 in Dänemark. Die Mutter konnte beobachten, dass dadurch die Atmung des Frühchens stabiler wurde, der Herzschlag regelmäßiger. Auch wenn es keine wissenschaftlichen Studien dazu gebe, habe sich die Idee dann rasch verbreitet, erzählt Köll.

Hand von Frühchen hält Tentakeln
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Halt in einer schwierigen Zeit

„Seit zwei Jahren haben wir immer wieder vereinzelt gehäkelte Tintenfische bekommen, seit dem Aufruf im Juni sind es nun bereits weit über 50.“ Somit kann bereits jedem der rund 14 Babys, die derzeit auf der Neonatologische Intensivstation betreut werden, ein Tintenfisch zur Seite gelegt werden.

Claudia Speiser, Obfrau „Näh- und Bastelzauber“
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Claudia Speiser

Besonders fleißig gehäkelt wird im Unterländer Verein „Näh- und Bastelzauber“. Seit eineinhalb Jahren nähen, basteln und häkeln die Frauen rund um Obfrau Claudia Speiser ehrenamtlich Kleidung für Frühgeborene, aber auch für Sternenkinder, die vor oder bei der Geburt gestorben sind. Speiser hat selbst ein Sternenkind und ein Frühgeborenes, deshalb ist es ihr ein besonderes Anliegen, hier zu helfen. Denn gerade für Sternenkinder gab es lange keine passende Kleidung, auch keine Bettchen, in das sie ihre Eltern legen konnten, um würdig Abschied zu nehmen.

Frauen und Mädchen sitzen um Tisch und häkeln, im Vordergrund liegen Anzüge für Frühchen
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Der Verein „Näh- und Bastelzauber“ häkelt nicht nur Tintenfische für Frühchen, sondern näht auch Kleidung und bastelt Bettchen für Sternenkinder

Tintenfisch nach genauen Vorgaben

Damit der Tintenfisch zum Frühchen gelegt werden kann, muss er nach genauen Vorgaben gehäkelt werden. Das beginnt schon bei der Baumwolle, die fürs Häkeln verwendet wird. Sie muss merzerisiert und gasiert (Anm.: bestimmte Veredelungsverfahren) sein und bei 60 Grad gewaschen werden können. Zudem dürfen die Tentakeln nicht länger als 20 Zentimeter sein, damit sie für die Frühchen nicht gefährlich werden. Eine genaue Anleitung findet sich u.a. bei „Oktopus für Frühchen“ Schweiz, hier wurden bereits über 10.000 gehäkelte Tintenfische gesammelt.

gehäkelte Tintenfische
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Tintenfische in allen Farben wurden bereits abgegeben

Die Tintenfische können an der Klinik abgegeben werden. Dort werden sie dann einmal durchgecheckt, ob sie den Kriterien entsprechen, dann gewaschen und desinfiziert. Und dann warten sie darauf, neben ein Frühgeborenes gelegt zu werden, um ihm den unerwartet frühen Start ins Leben zu erleichtern.