Mann macht sich Kaffee mit Espressomaschine
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Ratlos vor Kaffeemaschine: Hilfe für Demente

Nicht mehr wissen, wie man die Kaffeemaschine einschaltet oder mit Schrecken bemerken, dass man im Bademantel zum Einkaufen geht – Gedächtnisprobleme können den Alltag zum Ausnahmezustand machen. Die Caritas betreibt seit kurzem eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Gedächtnisproblemen.

Demenzdiagnosen, so die Psychologin Christina Pletzer, Leiterin der Caritas-Selbsthilfegruppe für Menschen mit Gedächtnisproblemen, seien für Patientinnen und Patienten meist ein großer Schock. In der Familie rücke oft die Diagnose in den Vordergrund und die Person in den Hintergrund. Familiendynamik führe dann dazu, dass die Erkrankten sich dem Klischee der „Demenzpatienten“ fügten, so Pletzer. Die plötzliche totale Bemutterung löse bei erkrankten Männern und Frauen Wertlosigkeitsgefühle aus, die schwer auszuhalten seien.

Raum mit rundem Tisch, einer Frau und einem verdeckten Mann
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Nicht alle vergesslichen oder orientierungslosen Menschen wollen es ganz genau wissen: In die Gruppe kann jeder kommen

Sich nicht in die Rolle des armen Kranken drängen lassen

In der Selbsthilfegruppe für Menschen mit Gedächtnisproblemen aller Art werden diese dabei unterstützt, für sich selbst weiter Verantwortung zu übernehmen statt dem Demenz-Klischee zu entsprechen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer könnten ihre Erfahrungen austauschen, egal ob es um Tricks zur Alltagsbewältigung oder um den Umgang mit der ungeduldigen Verwandtschaft geht, so Pletzer. „Betroffene können sehr wohl einschätzen, was sie noch können“, so die Psychologin. Die Gruppe ist offen für Menschen mit unterschiedlichen Problemen, eine konkrete Diagnose ist nicht notwendig.

Jähes Ende einer Karriere

Ein Mitglied der Selbsthilfegruppe ist Christoph P. (Name geändert). Massive Gedächtnisprobleme beendeten seine Berufstätigkeit vor einiger Zeit, ein großes Projekt konnte er nicht mehr fertigstellen, die Diagnose brachte ihn zum radikalen Rückzug. Heute haben er und seine Familie sich mit der Krankheit arrangiert. Im gemeinsamen Kalender wird eingetragen, wer wann nach Hause kommt, damit ihn sein Familienleben nicht ins Chaos stürzt.

Mann fährt mit dem Finger über Tischkalender
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Mit Hilfe von Freunden raus aus der Unsichtbarkeit

Freunde holen Christoph mit dem Auto ab, um gemeinsam in Fitness-Studio zu gehen. Sich die Übungen dort immer wieder erklären zu lassen, ist eine Hilfe, die er mittlerweile annehmen kann. Vergangenen Winter nahm seine Schwester Christoph auf Skitouren mit und notierte alles. „Ich selbst könnte mir das alles nicht merken“, sagt Christoph. Der Vergesslichkeit kann er, nach großer Krise, etwas Positives abringen: Statt zu arbeiten bis zum Umfallen hat er heute endlich Zeit.