Linker Fernerkogel in den Ötztaler Alpen
WWF
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Umwelt

Stopp für Gletschererschließungen gefordert

Einen sofortigen Stopp für den geplanten Zusammenschluss der Gletscherskigebiete im Ötztal und im Pitztal fordern Alpenverein, Naturfreunde und WWF. Sie wenden sich generell gegen weitere Erschließungen in der Gletscherregion. Die Projektbetreiber verteidigen die Fusionspläne.

Die Pitztaler und Ötztaler Gletscherbahnen planen seit Jahren den Zusammenschluss der beiden Skigebiete. Im Mai 2016 beantragten sie erstmalig die Genehmigung dafür beim Land – mehr dazu in Für und Wider bei Gletscherfusion. Das Projekt sieht vor, dass mehrere Seilbahnen neu gebaut werden, mehrere Gebäude müssten entsprechend umgebaut bzw. neu errichtet werden. Auch ein 614 Meter langer Tunnel müsste in den Fels gesprengt werden. Die Kritiker sprechen von großen Naturbeeinträchtigungen und verlangen ein sofortiges Ende des laufenden Verfahrens zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP).

Grafik der Umweltorganisationen zum Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Ötztal Pitztal
Allianz für die Seele der Alpen
Alpenverein, Naturfreunde und WWF wollen mit ihrer Grafik die Dimensionen des Großprojekts zeigen

Kritik an Flächenverbrauch und Naturzerstörung

Die „Allianz für die Seele der Alpen“ aus Alpenverein, Naturfreunden und WWF kritisiert, dass mit dem Zusammenschluss der Gletscherskigebiete eine unberührte Hochgebirgslandschaft unwiederbringlich zerstört werde.

Vier Seilbahnen, ein Tunnel, Betriebsgebäude, Restaurants und Bars sowie ein asphaltierter Speicherteich seien geplant. Außerdem würden neue Skipisten im Ausmaß von 64 Hektar entstehen, sprechen Alpenverein, Naturfreunde und WWF von einem Frontalangriff auf die Natur. Das Projekt sieht auch Erweiterungen der Beschneiungsanlage und eine verstärkte Lawinen– und Steinschlagsicherung vor.

Allianz verlangt konsequenten Gletscherschutz

Die „Allianz für die Seele der Alpen“ fordert, dass die Gletscherregionen vor derartigen Erschließungsplänen künftig generell geschützt werden. Die Planungen für den Zusammenschluss zwischen dem Ötztal und dem Pitztal seien sofort einzustellen. Stattdessen müsse die Naturlandschaft rund um den Linken Fernerkogel, die von der Erschließung betroffen wäre, in das angrenzende Ruhegebiet „Ötztaler Alpen“ eingegliedert werden, verlangen Alpenverein, Naturfreunde und WWF.

Sie kündigten bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Montag an, im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen zu wollen. Notfalls werde man die Höchstgerichte anrufen, um das Großprojekt zu verhindern.

Gondelbahn der Pitztaler Gletscherbahn vor Gletscher
ORF
Seit vielen Jahren gibt es Pläne für eine Fusion der Gletscherskigebiete im Pitztal und im Ötztal

Projektbetreiber zeigen sich gelassen

Die Projektbetreiber verteidigten am Montag ihr Projekt. Sie sehen darin eine Notwendigkeit für die touristische Weiterentwicklung in den Tälern. Der Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden, Jakob Falkner, räumte ein, dass es durch den Bau neuer Lifte zu Eingriffen komme. Er spricht aber von überschaubaren Dimensionen. Es werde nur ein Bruchteil der Gletscherfläche für den Zusammenschluss in Anspruch genommen, argumentierte der Bergbahnenchef.

Die Projektgegner hätten im Zuge des Umweltverfahrens ohnehin die Möglichkeit, ihre Argumente vorzutragen, meinte Falkner. Das Vorhaben werde von Dutzenden Gutachtern geprüft. Er vertraue auf den Rechtsstaat, so Falkner zu den Chancen für das Großprojekt.
Der Zeitplan sieht vor, dass noch im Sommer die Umweltverträglichkeitsgutachten (UVG) erstellt werden, zu Beginn des kommenden Jahres könnte der entsprechende Bescheid erlassen werden.

Hotellerie-Obmann verteidigt Fusionspläne

Mario Gerber, Obmann der Hotellerie in der Tiroler Wirtschaftskammer, betonte in einer Reaktion, dass sinnvolle Erweiterungen und Zusammenschlüsse von Skigebieten in Tirol möglich sein müssten. Er verteidigte den geplanten Zusammenschluss, vor allem für das Pitztal sei die Gletscherehe eine große Chance. Gerber, zugleich Tourismussprecher der ÖVP im Tiroler Landtag, betonte gleichzeitig, dass die Projektbetreiber ein Recht auf ein faires Verfahren hätten und wies die Forderungen der Kritiker nach einem sofortigen Verfahrensstopp zurück.

Unterstützung für die Kritiker gab es am Montag dagegen von den Tiroler Grünen. Umweltsprecher Gebi Mair verlangte ein Umdenken in Zeiten des Klimawandels. Das Projekt habe Auswirkungen weit über das Ötztal und das Pitztal hinaus, verwies Mair auf die Verkehrszuwächse durch den Urlauberverkehr. Die Grünen seien gegen Gletschererschließungen. Aus ihrer Sicht ist maximal eine reine Seilbahnverbindung ohne Pisten zwischen den Gletscherskigebieten denkbar.