Operationssaal mit Hi-Tech-Geräten
tirol kliniken/Florian Lechner
tirol kliniken/Florian Lechner
Wissenschaft

Roboter werden irgendwann operieren

Roboter als Chirurgen sind noch Zukunftsmusik. Doch in 20 Jahren könnten sie schon Teiloperationen durchführen, glaubt der Leiter der Neurochirurgie an der Klinik Innsbruck, Claudius Thome. Rascher zum Einsatz kommen könnte künstliche Intelligenz bei bildgebenden Verfahren.

Thome hält teilweise selbstständig von Robotern durchgeführte Operationen für gar nicht so ferne Zukunftsmusik. In „zehn bis 20 Jahren“ könnten Teile von Operations-Schritten von roboterähnlichen Geräten selbst übernommen werden, sagte Thome am Montag im APA-Gespräch am Rande einer Pressekonferenz in Innsbruck.

Arzt wird nie ersetzt werden können

Die Möglichkeit einer kompletten Übername von Operationen durch Roboter halte er aber für sehr weit in der Zukunft liegend. „Womöglich dauert das noch 50 Jahre“, schätzte Thome. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass Mensch bzw. Chirurg dann komplett außen vor sein werden. Eine „Supervision“ von Medizinern werde es wohl immer geben, erklärte der Neurochirurgie-Direktor.

Letztlich werde man auch immer auf menschliche Expertise angewiesen sein, etwa wenn es darum gehe, eine Entscheidung zu treffen, ab wann es nötig ist, eine Operation zu beenden.

Noch gibt es keine Roboter-Eingriffe

Heutzutage könne man jedenfalls noch nicht von Roboter-Eingriffen sprechen. Bei den Geräten, die zum Einsatz kommen, handle es sich um sogenannte „Tele-Manipulatoren“, die etwa unterstützend Bilddaten von Patienten liefern und der „Zielpunktbestimmung “ dienen. Sehr wohl rechnete Thome aber damit, dass Artificial Intelligence in den kommenden Jahren bildgebende Verfahren wie Computertomografie oder Kernspintomografie übernehmen wird.

Chirurgen lernen von Chirurgen

Eigentliches Thema der Pressekonferenz war aber die Tatsache, dass beim heurigen 60. Österreichischen Chirurgenkongress mit Thome erstmals ein Neurochirurg als Kongresspräsident fungieren wird. Ein Zeichen für die Wichtigkeit der Zusammenarbeit „aller chirurgischen Disziplinen“, bei der es darum gehe voneinander zu lernen und die Entwicklung in den einzelnen Fächern mitzubekommen, wie Thome und Dietmar Öfner-Velano, Direktor der Innsbrucker Uni-Klinik für Visceral-, Transplantations-, und Thoraxchirurgie, erklärten.

Entwicklungen, die sich laut den Medizinern immer öfter überschneiden. So seien etwa minimalinvasive Eingriffe für Chirurgen Tagesgeschäft – für Neurochirurgen bis vor kurzem hingegen komplettes Neuland. Seit rund einem Jahr seien aber „endoskopisch assistierte Tumor-Operationen“ auch auf der Innsbrucker Neurochirurgie „tägliche Praxis“, so Thome. Innsbruck sei in der Verwendung eines Endoskops bei solchen Operationen zusätzlich zu einem Mikroskop durchaus „Vorreiter“ in Österreich, meinte der Neurochirurg.

Operationssaal mit Hi-Tech-Geräten
tirol kliniken/Florian Lechner
Hi-Tech-Geräte in den OP’s sind Standard, Roboter noch Zukunftsmusik

Das Färben und Markieren von Gefäßen und Tumoren während einer Operation, um Tumorreste im Gehirn sichtbar zu machen, sei wiederum seit vielen Jahren altbewährte Praxis in der Neurochirurgie. Die Methode verbreite sich aber auch seit kurzem in anderen chirurgischen Fächern, wie Öfner-Velano berichtete.

Forderung nach spezieller Ausbildung

Gemeinsam war Thome und Öfner-Velano auch eine Forderung in Sachen Ausbildung – und zwar nach einer Spezialausbildung für chirurgische Intensivstationen. Eine Möglichkeit dafür fehle im Rahmen der neuen Ausbildungsordnung. Solche chirurgischen Intensivstationen gebe es derzeit neben Innsbruck auch in Wien und Graz. Sie werden von Chirurgen in Zusatzausbildung in Kooperation mit Anästhesisten geführt. Durch die fehlende Möglichkeit zur Ausbildung würde Kompetenz verloren gehen und man im deutschsprachigen Raum deutlich benachteiligt, kritisierten die Mediziner.