Hochwasser Luftbild
zeitungsfoto.at/Liebl Daniel
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Chronik

Warten auf Hochwasserschutz Unterinntal

Die Pegelstände des Inn der letzten Tage haben die Diskussion um den Hochwasserschutz im Unterinntal neu entfacht. Seit dem Jahrhunderthochwasser von 2005 wartet Wörgl auf einen Schutzdamm. Gegen eine gemeindeübergreifende Lösung wehrt sich vor allem Radfeld.

Die Stadt Wörgl sei diese Woche mit einem blauen Auge davon gekommen, sagt Bürgermeisterin Hedi Wechner (SPÖ). Vor allem unter den Bewohnern, die in der roten Zone leben, sei die Angst vor einem neuerlichen Hochwasser groß gewesen, so Wechner. Nach den verheerenden Überschwemmungen im Jahr 2005 wurde der Gefahrenzonenplan überarbeitet. Seitdem liegt der Ortsteil Gießen samt Gewerbegebiet in der roten Zone. Diese würde mit einem Schutzdamm wegfallen. Der 1,2 Kilometer lange und eine Million Euro teure Wall ist zwischen Autobahn und Inn geplant.

Wörgl Überschwemmungen 2005 Hochwasser
Land Tirol
Das Hochwasser verursachte 2005 große Schäden in Wörgl

„Bedauerlicherweise Stillstand“

Der erste Antrag zur Errichtung des Damms sei 2013 eingebracht worden, heißt es in Wörgl. Derzeit herrsche bedauerlicherweise Stillstand, betont Wechner. Sie habe keinerlei Informationen hinsichtlich Baustart, und dabei sollte es den Hochwasserschutz laut früheren Planungen längst geben.

Das Land Tirol hat bereits 2015 eine Regionalstudie Unterinntal erarbeitet. Diese dient als Grundlage für gemeindeübergreifende Planungen. Wörgl allein kann das Problem nicht lösen, denn bei einem möglichen Hochwasser muss sich der Inn genügend ausbreiten können. Dafür sind große Retentionsflächen notwendig. Die Grundlage für einen gemeinsamen Hochwasserschutz im Tiroler Unterinntal ist die Errichtung von Wasserverbänden.

Gründung der Wasserverbände als Kriterium

Die Gemeinden Wörgl, Kundl, Breitenbach am Inn, Kramsach, Brixlegg und Rattenberg sind im Februar gemeinsam mit TIWAG, ÖBB, ASFINAG und der Landestraßenverwaltung dem Wasserverband „Hochwasserschutz Unteres Unterinntal“ beigetreten. Angath und Radfeld haben den Beitritt abgelehnt. Bei Angath sei eine Mitgliedschaft gesetzlich nicht erforderlich, Radfeld hatte seine Zustimmung hingegen an weitreichende Änderungen der Statuten geknüft.

Derzeit wird von der Behörde eine verpflichtende Einbindung geprüft, heißt es seitens des Landes Tirol. Die Gemeinde Radfeld kann im Falle einer zwangsweisen Beiziehung Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht erheben. Für Bürgermeister Josef Auer (SPÖ) durchaus eine Option. Er habe über einen Gang zum Landesverwaltungsgericht bereits im Gemeinderat abstimmen lassen, so Auer.

Wasserverband soll im Herbst gegründet werden

Weiter flussaufwärts soll dagegen der Wasserverband „Hochwasserschutz Mittleres Unterinntal“ entstehen, hier wird bis Herbst mit der Gründung gerechnet. Alle Gemeinden im Verbandsgebiet seien sich einig und werden in den nächsten Monaten die beschlossene Satzung dem Gemeinderat zur Abstimmung vorlegen, sagt Hans Lintner (ÖVP), Bürgermeister in Schwaz. Die beiden Wasserverbände würden nach ihrer Gründung weitere Maßnahmen zur Errichtung des Hochwasserschutzes beschließen und seien in weitere Folge auch für dessen Instandhaltung zuständig.

Hochwasserschutz Planunen
Land Tirol

Widerstand bei Grundbesitzern

Natürlich berühre der gemeindeübergreifende Hochwasserschutz einzelne Interesse, betont der zuständige Landesrat Josef Geisler (ÖVP), er diene aber der Allgemeinheit. 2.200 gefährdete Gebäude und 160 Hektar Bauland sollen durch das geplante Schutzprojekt geschützt werden. Geisler hofft, dass das aktuelle Hochwasser Kritiker zum Umdenken anregt.

Vor allem bei zahlreichen Landwirten im Unterinntal gibt es großen Widerstand gegen die Pläne des Landes. Sie müssten ihre Felder gegen Entschädigungszahlungen als Retentionsflächen zur Verfügung stellen. Die fruchtbarsten Gründe würden dadurch geopfert und massiv an Wert verlieren, heißt es. Der Widerstand ist seit vergangem Herbst im „Verein zur Förderung und zum Erhalt des Hochwasserschutzes in Tirol“ organisiert. 200 Mitstreiter umfasst die Bewegung. Diese fordern alternative Lösungen etwa in Form von alpinen Retentionsflächen, um die Vermeidung des Flächbedarfs im Tal zu minimieren.